Das Nibelungenlied, unsere deutsche Heldensage

In der Bücherei des Schloßes Hohenems wurde im Jahre 1755 unser Nibelungenlied wiederentdeckt. Daher wollen wir am heutigen Tag unser deutsches Nationalepos ein wenig feiern. Selbiges besteht aus 39 Gesängen (Abenteuern) und handelt vom blutigen Ende unserer Burgunder im Hunnenland. Die Walküre aus Wagners Ring der Nibelungen soll zur musikalischen Untermalung unserer heutigen Nibelungenfeier beitragen: https://www.youtube.com/watch?v=BwmqRrZ5PE0 Im Nibelungenlied kommt es derweil zu einem ziemlichen Gemetzel an der Festtafel vom Hunnenkönig Etzel: http://www.hs-augsburg.de/~harsch/germanica/Chronologie/19Jh/Simrock/sim_ni00.html

„Als Rüdiger der Markgraf räumte Etzels Saal,

Fünfhundert oder drüber folgten ihm zumal.

Das ward von den Helden aus Treue getan,

Wodurch König Gunther bald großen Schaden gewann.

Da sah ein Heunenrecken König Etzeln gehn

Neben Dietrichen: des wollt er Frommen sehn.

Dem gab der Fiedelspieler einen solchen Schlag,

Daß ihm gleich am Boden das Haupt vor Etzels Füßen lag.

Als der Wirth des Landes kam vor des Hauses Tor,

Da wandt er sich und blickte zu Volkern empor:

„O weh mir dieser Gäste: wie ist das grimme Not,

Daß alle meine Recken vor ihnen finden den Tod!“

„Ach weh des Hofgelages!“ sprach der König hehr:

„Da drinnen ficht Einer, der heißt Volker,

Wie ein wilder Eber und ist ein Fiedelmann;

Ich dank es meinem Heile, daß ich dem Teufel entrann.

„Seine Weisen lauten übel, sein Bogenstrich ist rot;

Mir schlagen seine Töne manchen Helden tot.

Ich weiß nicht, was uns Schuld gibt derselbe Fiedelmann,

Daß ich in meinem Leben so leiden Gast nicht gewann.“

Zur Herberge gingen die beiden Recken hehr,

Dietrich von Berne und Markgraf Rüdiger.

Sie selber wollten gerne des Streits entledigt sein

Und geboten auch den Degen, daß sie den Kampf sollten scheun.

Und hätten sich die Gäste versehn der Leiden,

Die ihnen werden sollten noch von den Beiden,

Sie wären aus dem Hause so leicht nicht gekommen,

Eh sie eine Strafe von den Kühnen hätten genommen.

Sie hatten, die sie wollten, entlaßen aus dem Saal:

Da hob sich innerhalben ein furchtbarer Schall.

Die Gäste rächten bitter ihr Leid und ihre Schmach.

Volker der kühne, hei, was der Helme zerbrach!

Sich kehrte zu dem Schalle Gunther der König hehr:

„Hört ihr die Töne, Hagen, die dorten Volker

Mit den Heunen fiedelt, wenn wer zur Türe trat?

Es ist ein roter Anstrich, den er am Fiedelbogen hat.“

„Es reut mich ohne Maßen“, sprach Hagen entgegen,

„Daß ich je mich scheiden mußte von dem Degen.

Ich war sein Geselle, er der Geselle mein,

Und kehren wir je wieder heim, wir wollens noch in Treuen sein.

Nun schau, hehrer König, Volker ist dir hold:

Wie will er verdienen dein Silber und dein Gold!

Sein Fiedelbogen schneidet durch den harten Stahl,

Er wirft von den Helmen die hellen Zierden zu Tal.

Ich sah nie Fiedelspieler noch so herrlich stehn,

Als diesen Tag von Volker dem Degen ist geschehn.

Seine Weisen hallen durch Helm und Schildesrand:

Gute Rosse soll er reiten und tragen herrlich Gewand.“

So viel der Heunendegen auch waren in dem Saal,

Nicht Einer blieb am Leben von ihnen allzumal.

Da war der Schall beschwichtigt,als Niemand blieb zum Streit.

Die kühnen Recken legten da ihre Schwerter beiseit…“

Peter Paul Rubens

1577 wurde unser großer deutscher Barockmaler Peter Paul Rubens in Siegen geboren und da bietet es sich geradezu an, eine kleine Werkschau abzuhalten. Das Leben unseres alten Meisters spielte sich überwiegend in Antwerpen ab, wenn er auch längere Reisen nach Italien, Spanien, Gallien und England unternahm. Zweimal verheiratet war er und sieben Kinder hatte er. Mit unserem Kunstgelehrten Rudolf Oldenbourg begeben wir uns nun in „Peter Paul Rubens“ auf den Spuren unseres alten Meisters nach Italien, wo unser Rubens bedeutende Anregungen für seine Kunst erhielt: https://archive.org/details/peterpaulrubenss00olde

„Gegenüber diesem offenbaren Widerspruch möchte ich an zwei urkundliche Überlieferungen erinnern, die, bisher kaum beachtet und nicht ausgedeutet, die Frage von Rubens‘ Aufenthalt in Genua positiv beleuchten. Vor allem besitzen wir das Bildnis einer Dame der genuesischen Aristokratie, der Brigitte Spinola, das Rubens mit seinem Namen und dem Datum 1606 voll und deutlich bezeichnet hat). Rooses erwähnt es zwar, gesteht aber, indem er an Baschets Hypothese unbedenklich festhält, er könne sich sein Zustandekommen nicht erklären, da Rubens in diesem Jahr Genua nicht besucht habe. Wäre es immerhin noch denkbar, daß sich die Dame bei einem vorübergehenden Besuch in Rom hätte malen lassen, so wird diese gequälte Annahme entschieden zurückgedrängt durch ein unzweideutiges Zeugnis für Rubens‘ persönliche Anwesenheit in Genua vor dem Jahr 1607. Am 26. September 1606 schreibt Agostino Spinola von Genua an den Geheimen Rat Chieppo in Mantua, erwarte dringend auf Nachricht von Rubens, um zu erfahren, wann endlich er sein und seiner Gemahlin Bildnis zu Ende führen werde). Baschet gibt vor, die letzte Ziffer der Jahreszahl nicht unterscheiden zu können und darf sich daher Vermutungen gestatten; Ruelens aber liest ebenso wie Davari deutlich das Datum 1606, bezeichnet es jedoch als einen Lapsus calami statt 1607, weil der Brief nur so in das Bild paßt, das auch er sich – nach Baschets Vorgang – vom Verbleib des Künstlers während der Jahre 1606 und 1607 entworfen hat. Ruelens läßt es aber nicht einmal bei dieser Vergewaltigung der Urkunde bewenden, sondern er stempelt Spinola zu einem schwachsinnigen „grand seigneur qui ne regarde pas ä une lettre de plus ou de moins“, indem er „seguire“ in „eseguiere“ korrigiert. Damit erklärt er die Lage der Dinge dahin, daß Rubens während seines Aufenthaltes in Genua im Sommer 1607 sich verpflichtet habe, Spinola und seine Frau zu malen, aber plötzlich abberufen wurde, und Spinola nun beim Intendanten der Kunstangelegenheiten in Mantua anfrage, wann Rubens das versprochene Bild würde ausführen (eseguire) können. Tatsächlich aber kann der Brief ohne vage Deutelei nur so aufgefaßt werden, daß Rubens schon vor dem 26. September 1606 in Genua war und dort die Bildnisse des Ehepaares Spinola unvollendet zurückgelassen hatte. Der Auftraggeber erkundigt sich nun dringend bei dem Verwaltungsbeamten, dem Rubens als Hofmaler untersteht, wann der Künstler endlich seine Arbeit fortführen (seguire) werde. Er mußte also schon seit geraumer Zeit Genua verlassen haben, allerdings nicht länger als zu Beginn des Jahres, da einerseits das erwähnte Damenbildnis die Jahreszahl des Briefes trägt, und wir anderseits aus einem Brief von Rubens vom 2. Dezember 1606 erfahren, daß er in voller Tätigkeit in Rom lebt und sich dort wegen der unregelmäßigen Auszahlung seines Gehaltes durch private Aufträge fortzuhelfen genötigt sei. Er kann also im Jahr 1606 der Einladung Spinolas nicht mehr gefolgt sein, und damit ergibt sich für die Frauenbildnisse die Datierung in den Anfang des Jahres. Allerdings wäre auch hier Rubens‘ Anwesenheit in Genua nur während des Januars denkbar, doch könnte Ende 1605 eine Reihe von Monaten vorausgegangen sein, während deren wir keinerlei Nachrichten über ihn besitzen. Er wäre dann von Mantua, wo er seit Sommer 1605 nicht mehr erwähnt wird – wahrscheinlich über Parma, wie wir später sehen werden -, zunächst nach Genua gezogen, das er kurz nach Vollendung des Bildnisses der Brigitte Spinola verließ. Denn am 11. Februar 1606 treffen wir ihn in Rom, und wenn auch bis zum Juli direkte Nachrichten von ihm fehlen, so beweisen doch die Grüße, die er in der Zwischenzeit durch seinen Bruder und Hausgenossen Philipp regelmäßig den Antwerpener Freunden bestellen läßt, seine ständige Anwesenheit in dieser Stadt. Wenden wir uns nach diesen biographischen Prämissen zu den beglaubigten Werken, die Rubens in Italien gemalt hat, so stehen wir einer Reihe recht verschiedenartiger, fast widerspruchsvoller Erzeugnisse gegenüber, die es begreiflich machen, daß die Forschung sich gerade für diese Zeitspanne Zuschreibungen und Datierungen gestatten konnte, die an Willkür den Höhepunkt in der ohnehin noch ziemlich rohen Rubens-Chronologie darstellen. Die verwirrenden Irrtümer von Rooses, E. Michel und Rosenberg wurden im wesentlichen von Bode und Glück zurückgewiesen, wobei fast alle Zuschreibungen auf stilistischer Basis fielen und der Bestand der uns erhaltenen Arbeiten aus jener Zeit mit geringen Ausnahmen wieder auf die paar urkundlich gesicherten Werke reduziert war). Trotz dieser festen Grundlage aber entbehrt unsere Vorstellung von den reichen Entwicklungsstadien, die Rubens in Italien durchmachte, noch immer der rechten Sicherheit; den willkürlichen Zuschreibungen einerseits entspricht auf der anderen Seite das zaghafte Verkennen echter Frühwerke in öffentlichen Sammlungen. Erst Jacob Burckhardt trat für die Echtheit der leidenschaftlichen Komposition „Hero und Leander“ in der Dresdener Galerie ein. Die schöne Grablegung der Villa Borghese wurde durch Haberditzl (vergleiche auch Bode im Cicerone 1910) ihrem wahren Autor zurückgegeben, nachdem sie bis dahin widerspruchslos als van Dyck gegolten hatte, der gerade mit den Jugendjahren von Rubens so wenig Berührungspunkte besitzt. Die Susanne, die in der nämlichen Galerie noch heute als Schularbeit in einem dunklen Winkel hängt, wurde ebenso wie die Skizze zum Hochaltar der Chiesa Nuova auch erst von Haberditzl erkannt, und zugleich fand Glück ein Fragment des Mantuaner Trinitätsbildes im Handel, wo es als venezianische Arbeit galt). …“

Alboin, König der Langobarden

Häusliches Ungemach brachte am heutigen Tage im Jahre 573 unseren Langobardenkönig Alboin zu Fall. Weil er seine zweite Frau Rosamunde dazu gezwungen hatte aus dem Schädel ihres Vaters Kunimund zu trinken, ließ ihn diese ermorden. So endete der zweite deutsche Eroberer Italiens, der wohl das Reich Theoderichs des Großen wiederhergestellt haben würde, wenn er noch ein paar Jahre länger gelebt hätte. Im Jahre 568 begann er seinen Feldzug zur Eroberung Italiens und nahm den Norden, die Mitte und Teile des Südens ein. Die Byzantiner konnten sich nur noch in Rom und Ravenna halten, deren Belagerung doch einige Mühe erforderte, besonders da der Belagerungskrieg unseren Langobarden damals noch gänzlich unbekannt war. Zur Welt kam unser Alboin um 526 und folgte seinem Vater Auduin um 560 nach. Seinen Kriegsruhm begründete er mit seinem Sieg über die Gepiden, deren König Kunimund er erschlug. Mit seiner ersten Frau Chlodsuinda zeugte er die Tochter Albisinda. Bei unserem Geschichtsschreiber Paul Warnefried („Geschichte der Langobarden“) beginnt unser Alboin nun seinen Feldzug zur Eroberung Italien: https://reader.digitale-sammlungen.de/de/fs1/object/display/bsb11248153_00003.html

„In den Tagen als die Langobarden in Italien einrückten, wurde das Frankenreich, da König Chlothar gestorben war, von zu dessen Söhnen in vier Teile geteilt. Der erste von ihnen, Aribert, hatte seinen Sitz zu Paris, der zweite, Gunthramm, in der aureliensischen Stadt, der dritte, Hilberich, in Suessionä, wo sich sein Vater aufgehalten hatte, Sigisbert endlich, der vierte, herrschte in der Stadt Metz. Zu derselben Zeit leitete der heilige Papst Benedikt die römische Kirche. Der Stadt Aquileia und deren Volk stand der heilige Patriarch Paulus vor, der aber jetzt aus Furcht vor der Wildheit der Langobarden sich aus Aquileia auf die Insel Gradus hinüber flüchtete und den ganzen Kirchenschatz mit sich nahm. In diesem Jahr zu Anfang des Winters fiel ein so tiefer Schnee in der Ebene, wie es gewöhnlich nur auf den höchsten Alpen der Fall ist; im nachfolgenden Sommer aber war auch eine Fruchtbarkeit, wie man nie von einer ähnlichen gehört hat. Zu der Zeit fielen die Hunnen oder Awaren, bei der Nachricht von König Chlothars Tode über dessen Sohn Sigisbert her. Dieser stieß in Thüringen auf sie und schlug sie an der Elbe mit Macht und bewilligte ihnen dann den Frieden, um den sie baten. König Sigisbert vermählte sich mit der Brunhilde, die aus Spanien kam und ihm nachmals einen Sohn mit Namen Childebert gebar. Abermals stritten sodann die Awaren mit Sigisbert in derselben Gegend wie das erste mal, und brachten dem Frankenheer eine vollständige Niederlage bei. Narses aber kehrte jetzt aus Kampanien nach Rom zurück und verstarb hier bald nachher. Sein Leichnam wurde in einem bleiernen Sarg beigesetzt und mit allen seinen Schätzen nach Konstantinopel gebracht. Als nun Alboin an den Fluß Piave kam, zog ihm der Bischof Felix von Tarvisium entgegen. Der König ließ ihm, wie er denn höchst freigebigen Sinnes war, das sämtliche Vermögen seiner Kirche und bekräftigte das durch eine eigens darüber ausgestellte Urkunde. Da ich nun gerade dieses Felix Erwähnung getan habe, so mögen hier auch einige Worte über den ehrwürdigen und weisen Fortunatus Platz finden, der diesen Felix seinen Freund nennt. Dieser Fortunatus nun, von dem hier die Rede ist, wurde geboren in dem Orte, der Duplabilis heißt und nicht weit von der Burg Ceneta und der Stadt Tarvisium entfernt liegt. Erzogen und gebildet wurde er jedoch zu Ravenna und erwarb sich in der Grammatik, Rhetorik und Metrik einen berühmten Namen. Als er einst die heftigsten Augenschmerzen hatte und sein Freund Felix gleichfalls an den Augen litt, so gingen beide zusammen nach der in dieser Stadt gelegenen Kirche der Apostel Paulus und Johannes, wo neben dem zu Ehren des heiligen Bekenners Martinus errichteten Altar eine mit Glas verschlossene Nische ist, in der eine brennende Lampe hängt. Mit dem Öl davon benetzten nun Felix und Fortunatus ihre Augen und alsbald wich der Schmerz und sie erhielten die ersehnte Gesundheit wieder. Das erfüllte den Fortunatus mit so tiefer Verehrung vor dem heiligen Martinus, daß er seine Heimat verließ und kurz vor dem Einbruch der Langobarden in Italien zu des Heiligen Grabe nach Turones zog. Er erzählt selbst in seinen Gedichten, daß er auf seiner Reise über die Flüsse Tiliamentum, Reunia und über Osupus, dann über die julischen Alpen nach der Burg Aguntm, über die Flüsse Dravus und Byrrus und über Briones nach der Stadt Augusta gekommen sei, wo der Virdo und die Lecha vorbei fliehen. Nachdem er in Turones seinem Gelübde gemäß angekommen war, so zog er weiter nach Pictavis und wohnte daselbst und beschrieb das Leben vieler Heiligen in gebundener wie in ungebundener Rede. Später wurde er in derselben Stadt erst Priester, dann Bischof, und liegt auch dort begraben. Er hat ein Leben des heiligen Martin in vier Büchern und in heroischem Versmaß verfaßt, und noch viele andere schöne und treffliche Gedichte, durch die er keinem Dichter nachsteht, geschrieben, hauptsächlich Hymnen auf einzelne Festtage und Episteln an seine Freunde. Als ich um zu beten an seinem Grabe war, habe ich auf die Bitte des dortigen Abts Aper eine eigene Grabschrift in Versen für ihn verfaßt. Dies wenige wollte ich von dem vortrefflichen Manne anführen, damit sein Leben bei seinen Mitbürgern nicht gänzlich in Vergessenheit komme. Jetzt aber kehre ich zu meiner Erzählung zurück. Alboin eroberte nun Vincencia, Verona und die übrigen Städte Venetiens, ausgenommen Patavium, Mons Silicis und Mantua, Venedig besteht nämlich nicht bloß in etlichen Inseln, die wir jetzt Venedig nennen, sondern sein Gebiet breitet sich von der Grenze Pannoniens bis an den Fluß Padua aus. Es ergibt sich das aus den Jahrbüchern, in welchen Perganius eine venezianische Stadt genannt wird. Auch vom Benacussee heißt es in den Geschichtsbüchern folgendermaßen: „der Hnetianische See Benacus, aus dem der Fluß Mineius kommt.“ Die Eneter, wozu die Lateiner nur noch einen Buchstaben gesetzt haben, heißen übrigens in der griechischen Sprache die Lobenswerten. An Venetien stößt Istria und beide zusammen machen Eine Provinz aus. Istria aber hat seinen Namen vom Flusse Ister, der nach den römischen Schriftstellern vormals größer gewesen sein muß, als er jetzt ist. Die Hauptstadt von Venetien war früher Aquileia, jetzt ist es Forum Juli. das daher seinen Namen hat, daß Julius Cäsar daselbst für den Handel einen Markt einrichtete…“

Der Königstiger

Im Gegensatz zu unserem Tigerpanzer kam unser Königstiger deutlich zu spät, um noch in den afrikanischen Gefilden auf Panzerjagd gehen zu können. Wäre ja auch gemein gewesen, wenn das alte Scheißhaus Monty den amerikanischen Sherman – ich sage nicht Panzer – geliefert bekommen hätte und diese sich dann unserem Königstiger gegenüber gesehen hätten… In der Normandie gab es aber kein Entkommen für den Monty mehr. Denn ab Ende Juni 1944 wurden die ersten Königstiger angeliefert. Sowohl Bewaffnung als auch Panzerung ließen nichts zu wünschen übrig. Mit seiner 8,8cm-Panzerkanone vermochte er jeden Widersacher zu zerschmettern und seine beiden Maschinengewehre hielten auch den Übermut der feindlichen Infanterie im Zaun. Dank seiner starken Panzerung (bis zu 185mm) hielt so einiges aus. Seine 70 Tonnen Panzerstahl walzten mit 17 bis 38 Stundenkilometern über die Schlachtfelder, je nach Untergrund. Die Reichweite betrug 120 bis 170 Kilometer. Gebaut worden sind leider nur 500 Königstiger und technische Kinderkrankheiten machten ihm ein wenig zu schaffen. Eine große Hilfe war unser Königstiger bei der Verteidigung der gallischen Stadt Caen in der Normandie fürwahr. Die Einzelheiten weiß unser Oberleutnant und Panzergeschichtsschreiber Richard von Rosen („Als Panzeroffizier in Ost und West“) zu berichten:

„Am Morgen des 11. Juli 1944 wurde ich gegen 5.00 Uhr von einem Kradmelder der Abteilung geweckt: Sofortige Alarmbereitschaft, ich selbst wurde zum Abteilungsgefechtsstand befohlen. Ich erteilte schnell meine Befehle und ließ mich mit dem Krad zum Gefechtsstand bringen. Dort wurde ich von Hauptmann Scherf in die Lage eingewiesen: Nach kurzem, heftigem Artilleriefeuer hatten Feindkräfte, britische Panzer und kanadische Infanterie, unsere Hauptkampflinie zwischen Cuverville und Colombelles durchstoßen und das Höhengelände nördlich des Fabrikkomplexes von Colombelles in Besitz gebracht. Das dort in Stellung liegende Luftwaffenjägerregiment XXXII war auf Cuverville ausgewichen, der Weg nach Giberville und in den Raum ostwärts von Caen war für den Gegner offen. Eine starke Panzeransammlung sei beobachtet worden. Mein Auftrag lautete: „III. Kompanie vernichtet in sofortigem Gegenangriff durchgebrochene Feindkräfte, stellt alte Hauptkampflinie wieder her und hält diese Stellung bis zum Eingang weiterer Befehle.“ Der Kradmelder brachte mich zurück zur Kompanie. Dort liefen die Motoren warm, die Besatzungen waren an den Panzern und die Kommandanten erwarteten mich am Chefpanzer. Die Einweisung der Kommandanten ging schnell – Aufsitzen, Gefechtsbereitschaft herstellen, Abmarsch. Bereits dreißig Minuten nach der Alarmierung rollte die Kompanie in schnellster Fahrt nach Gibervillc. Eigentlich war die III. Kompanie in dieser Nacht gar nicht Alarmkompanie. Auch die beiden anderen Kampfkompanien der Abteilung waren wie ich alarmiert worden. Ich war jedoch früher als die anderen auf dem Gefechtsstand eingetroffen und daher erhielt die III. Kompanie den Auftrag. Der Rest der Abteilung blieb in Alarmbereitschaft, je nachdem wie die Dinge sich weiter entwickeln würden. Eine Viertelstunde später erreichen wir Giberville. Hier kommt es noch einmal zu einer Stockung. Ein schwer beschädigtes Haus ist durch die Erschütterungen der vorbeifahrenden Panzer über dem zweiten Fahrzeug zusammengebrochen. Gott sei Dank ist niemandem etwas passiert, aber der Panzer muss erst wieder von den Schuttmassen befreit werden. Die Kompanie kann nicht vorbeifahren, denn ausgerechnet an dieser Stelle ist die Straße zu schmal. Wenn man in größter Eile ist, muss ja immer etwas dazwischenkommen! Ich nutze die Zeit und fahre schnell mit dem Krad zum nördlichen Dorfrand von Giberville, um mit den vorne liegenden Einheiten Verbindung aufzunehmen. Im letzten Haus, einer Bäckerei, befindet sich unter dem Dach ein Beobachtungsposten der Sturmgeschützabteilung 200. Ich steige unter das Dach und lasse mich einweisen. Mit dem Scherenfernrohr beobachte ich eine Häusergruppe unterhalb von Sankt Honorine und erkenne eine Anzahl von englischen Sherman-Panzern, die dort Stellung bezogen haben. Das muss ungefähr die Linie sein, die am frühen Morgen die Grenadiere der Luftwaffenfelddivision unter Feinddruck geräumt hatten. Das also ist unser Ziel. Ich fahre der Kompanie wieder einige hundert Meter entgegen, nehme nochmals die Kommandanten zusammen und gebe meinen Befehl für den Angriff: „Kommandanten aufsitzen, klar zum Gefecht.“ Kaum erreicht der erste Panzer (Leutnant Koppe) den nördlichen Dorfausgang, als er auch schon heftiges Feuer erhält. Wir kommen kurz ins Stocken, doch dann klappt alles wunderbar. Der I. Zug unter Oberfeldwebel Sachs schert nach links, der II. Zug (Leutnant Koppe) nach rechts aus, während ich mich zwischen beiden Zügen auf gleicher Höhe mit diesen befinde. Den III. Zug (Leutnant Rambow) habe ich etwas hinter mir gelassen, zur besonderen Verfügung. Dieses Breitmachen der Kompanie ist angesichts des Feindes ein erhebliches Schwächemoment und schon erhalten meine Panzer erste Treffer. Kaum sind sie aber in Stellung, erwidern sie das Feuer. Über Funk erteile ich nun den Befehl zum überschlagenden Einsatz. Dabei fährt ein Zug mit hohem Tempo voran, der andere Zug sichert und feuert. Dieser Vorgang wiederholt sich so lange, bis etwas anderes befohlen wird. Auf meinen Funkbefehl erfolgte jedoch keine Reaktion und ich wiederhole ihn, nun im Wortlaut dringender. Doch nichts rührt sich, stattdessen schießen sich meine Panzer weiter mit dem Gegner herum. Dicke schwarze Qualmwolken steigen auf, wo die britischen Panzer stehen. Ab und zu ist eine Stichflamme zu sehen – wieder war etwas explodiert. Als sich die anderen Panzer auf die wiederholten Funkbefehle immer noch nicht rühren, platzt mir der Kragen: „Wenn nicht sofort griffen wird, drehe ich den Turm auf 6.00 Uhr und schieße hinten!“ Nicht zu fassen: Keine Reaktion. Da.bei klatschen die ganze Zeit Treffer der Feindpanzer gegen meinen Panzer oder pfeifen haarscharf darüber hinweg. Ich kann mir angenehmeres vorstellen. Da erkenne ich durch die Sehschlitze meiner Kommandantenkuppel, dass die Antenne meines Panzers abgeschossen worden ist und somit gar kein Funkspruch abgehen kann. Schlagartig wird mir klar, warum die ganze Kompanie nicht reagiert. Was tun? Umsteigen in einen anderen Panzer mit intaktem Funk kommt nicht in Frage, dafür erhalten wir doch zu viele Treffer auf unsere Panzer. Also bleibt mir nichts anderes übrig, als anzugreifen. Ich machte mit meinem Panzer einen Sprung von dreihundert Metern, bei dem großen Tempo erhielt ich keine Treffer. Als ich mich umsah, erkannte ich zu meiner Beruhigung, dass der I. Zug mir nachrückte, während der II. und III. Zug weiter aus ihrer bisherigen Stellung schossen. Meine Zugführer hatten die Situation also erfasst und wussten auch ohne weitere Befehle, was zu tun war. Wir fuhren nun den ganzen Angriff ohne Funk, alle Bewegungen liefen automatisch, wie auf dem Übungsplatz. Ein Zug schoss und sicherte, der andere machte einen weiteren Sprung nach vorne. Von den Feindpanzern war nicht mehr viel zu sehen, denn das Gehöft, um das sie sich aufgebaut hatten, war nur noch eine einzige schwarze Rauchwolke. Nun setzte sich die feindliche Infanterie unter unter Anwendung von künstlichem Nebel ab. Als sich der Qualm etwas lichtete, erkannte ich noch mehrere Feindpanzer. Aber bei jedem Schuss aus unseren Kanonen ging ein weiterer Sherman in Flammen auf. Unsere Panzer erhielten dagegen kein Feuer mehr und die letzten zweihundert Meter wurden in einem Sprung überwunden. Wir standen nun vor dem Gehöft und hatten die alte Hauptkampflinie erreicht. Dies alles, was ich eben beschrieben habe, dauerte vielleicht dreißig Minuten…“

Willy Messerschmitt

So wie unsere Panzerasse ihren Tigerpanzer brauchen, müssen unsere Fliegerasse ihre Me 109 haben. Deren Erbauer, unser Willy Messerschmitt, hat heute Geburtstag. In Frankfurt am Main erblickte er 1898 das Licht der Welt. Neben der Me 109 hat er auch noch die Zerstörer Me 110, Me 210 und Me 410 ersonnen und dazu noch den Frachtflieger Me 323, mit dem womöglich sogar unsere Truppen im fernen Afrika hätten versorgt werden können. Mit seiner Me 109 hat uns unser Willy Messerschmitt in den ersten Jahren des Sechsjährigen Krieges die Luftherrschaft verschafft und hätte diesen Streich gerne mit seiner Me 262 wiederholt, jedoch hatte er hier mit dem Douhetismus (dem Glauben an die allein seligmachenden Bomber) der Regierung ringen, worüber uns unser Fliegergeneral Galland in seinem Panzerbuch „Die Ersten und die Letzten“ berichtet:

„Die nächsten Tage vergingen ohne jede Nachricht oder Befehl von oben ich fieberte förmlich darauf, auch Hitler für unseren Plan zu gewinnen. Als Tage verstrichen, ahnte ich, dass sich unsere Hoffnungen auf eine schnelle Verwirklichung des deutschen Düsenjägers nicht bestätigen würden. Hitler hatte seine Zustimmung verweigert. Er begegnete Göring und der Luftwaffe damals bereits mit so großem Misstrauen, dass er sich persönlich von den Voraussetzungen unseres Vorschlages zu überzeugen wünschte. Er hielt Göring – nicht zu Unrecht – vor, dass ihn die Luftwaffe schon zu oft mit angekündigten technischen Neuerungen und Verbesserungen enttäuscht habe. Der schwere Bomber, die He 177, sei ihm für spätestens 1941 versprochen worden. Und noch heute könne man nicht absehen, wann dieses Flugzeug endlich zum Einsatz kommen werde. Es solle mit der Me 262 nichts überstürzt werden. Alle Veranlassungen hätten zu unterbleiben, bis er entschieden habe. Wie groß Hitlers Misstrauen war, geht aus der Tatsache hervor, dass er zu der nun von ihm einberufenen Konferenz der Entwicklungsexperten in seinem Hauptquartier nicht einen einzigen Vertreter der Luftwaffe hinzuzog, ja deren Teilnahme ausdrücklich verbot. Der Reichsmarschall nahm diesen offensichtlichen Affront passiv zur Kenntnis. Hitler verlangte von den bei ihm versammelten Ingenieuren, Konstrukteuren und Spezialisten bindende Zusagen und Garantien, die sie nicht geben konnten. Mit diesen Sicherheiten wäre unsere Planung risikolos gewesen. Wir waren ja aber gerade von der Voraussetzung ausgegangen, dass die in Aussicht stehenden großen Möglichkeiten die Inkaufnahme gewisser Risiken rechtfertige. Hitler selbst hat in die meisten seiner Planungen wohl erheblich größere Unsicherheitsfaktoren eingebaut! Er überfuhr selbst Messerschmitt und die anderen verantwortlichen Männer, die mit mir zusammen vor wenigen Tagen den zur Diskussion stehenden Plan ausgearbeitet hatten, ließ sie kaum zu Worte kommen und ordnete an, dass die technische Erprobung der Me 262 einstweilen mit einigen wenigen Versuchsmustern weitergeführt, jedoch noch keinerlei Vorbereitungen für den Serienbau getroffen werden dürften. Diese weittragende Entscheidung wurde ohne Zustimmung des Oberbefehlshabers der Luftwaffe getroffen. Damit wurde die Fertigung der Me 262, die bereits durch den Führerbefehl vom Herbst 1940, die Entwicklungsarbeiten zu unterbrechen, eine Verzögerung von etwa einem Jahr erlitten hatte, um mindestens weitere sechs Monate hinausgeschoben! – Meiner Ansicht nach sind in der Entwicklung der Me 262 auf diese Weise rund anderthalb Jahre vertan worden. Wir Jagdflieger wussten, welche Bedeutung ein solcher Zeitraum in der technischen Entwicklung des Luftkrieges hat. Wir bekamen ja täglich an den Fronten und über dem Reich den wachsenden feindlichen Vorsprung nicht nur an Masse, sondern auch an Qualität zu spüren…“

Derweil erlebt unsere Me 109 bei unserem Panzergeschichtsschreiber Armand van Ishoven („Willy Messerschmitt. Der Konstrukteur und seine Flugzeuge“) ihre Feuertaufe in Spanien:

„Messerschmitt hatte 1936 seinen ersten großen Erfolg erzielt, dem im kommenden Jahr viele weitere folgten. In Spanien herrschte der Bürgerkrieg. Die Legion Condor, die mit ihren Jägern vom Typ He 51 an der Seite der Truppen Francos kämpfte, mußte bald feststellen, daß dieser Doppeldecker den russischen Jägern, die von den Republikanern eingesetzt wurden, nicht ebenbürtig war. Eilends wurden daraufhin drei Bf 109 der Versuchsserie nach Spanien verfrachtet und zwei Monate lang eingesetzt. So war die Bf 109 der erste der neuen Jäger vom Eindeckertyp, der im Einsatz erprobt wurde und sich nach Behebung einiger anfänglicher Mängel als überlegen erwies. Nach dem Einsatz gingen die Bf 109 zur weiteren Erprobung, bei der die in Spanien gemachten Erfahrungen berücksichtigt wurden, an Messerschmitt zurück. In der Zwischenzeit hatte aber in Augsburg – Haunstetten bereits die Serienproduktion begonnen, und im Februar 1937 standen die ersten Maschinen zur Übergabe a.n die Legion Condor und an das Jagdgeschwader Richthofen, die erste Jägereinheit, die nach Beginn der Wiederaufrüstung aufgestellt worden war, bereit. Der zweite Prototyp der Bf 110 ging nun zur Erprobung nach Rechlin. Noch vor dem Sommer machte die Bf 162, die Weiterentwicklung der Bf 110 zum Bomber, ihren ersten Flug. Nachdem das Erprobungsprogramm der Bf 110 klaglos verlaufen war, erging der Auftrag für eine kleine Anfangsserie, und die Vorbereitungen für die Serienproduktion im großen begannen. Waren die BFW vor einigen Jahren zusammengebrochen, so kamen jetzt so große Bestellungen, daß ein gewaltiges Bauprogramm durchgeführt werden mußte, um sie ausführen zu können. Drei Richtfeste folgten einander in rascher Folge. Am 30. März 1937 feierten die BFW die Dachgleiche des im Rohbau vollendeten neuen Verwaltungsgebäudes und einer Reihe anderer, in letzter Zeit entstandener Bauten. Rund 1200 Mann waren für die Feier geladen worden, unter ihnen der Vertreter des Luftkreiskommandos V, Hauptstabsingenieur Scheuermann. Zu ihnen sprach SA-Oberführer Theo Croneiß, Aufsichtsratsvorsitzender der BFW. Er erinnerte an die schweren Tage der Nachkriegszeit, in denen sich die deutsche Fliegerei wieder langsam zu entwickeln begann, an die Verdienste Messerschmitts um diese Entwicklung und sagte: „Heute sichert der Weg, den einst Messerschmitt unverstanden gegangen ist, den Vorsprung des Werkes, heute dankt ihm die Allgemeinheit dafür, daß er einst den Mut gefunden hat, neue Wege zu gehen… Dem Werk blieb der Zusammenbruch im Jahre 1931 nicht erspart. Trotzdem fand sich ein kleines Häuflein tapferer Helfer: Rechtsanwalt Merkel, Frau Strohmeyer, Oberbürgermeister Mayr, Direktor Kokothaki…“ Das nächste Richtfest fand am 24. April statt. Seit dem Herbst des Vorjahres hatten 1500 Arbeiter am Ziegetsberg, der südlichen Randhöhe Regensburgs, an der Gefolgschaftssiedlung der BFW gebaut. Jetzt waren die 228 neuen Häuser mit 608 Wohnungen des „Hermann-Göring-Heims“ fertig. Die Siedlung hatte vier Millionen Mark gekostet und war für die Arbeiterschaft der BFW Regensburg bestimmt. Das Richtfest der neuen Werkanlagen der BFW an der Prüfeninger Straße in Regensburg wurde dann am 8. Mai gefeiert. In seiner Rede betonte Croneiß diesmal, daß das Werk „in einem halben Jahr aus dem Boden gestampft wurde“. Trotz der neuen Gebäude war die Produktionskapazität der BFW noch immer zu klein, um die großen Aufträge für die Erzeugung der Bf 109 erfüllen zu können. Zwangsläufig wurden daher die Lizenzrechte für diese Maschine an Fieseler, Focke-Wulf und ERLA vergeben. Fieseler lieferte die ersten Bf 109 B 2, die in Kassel hergestellt wurden, Ende 1937, und bald darauf kamen auch die ersten Bf 109 C-1, die Focke-Wulf in Bremen baute. Gleichzeitig vollendeten die ERLA Maschinenwerke ihre Fertigungsstraßen für die Bf 109 C. Sie entstanden in der modernen Fabrik des Unternehmens in Heiterblick bei Leipzig, die 1935 von Berliner Bankhäusern finanziert und errichtet worden war. Zuvor hatte ERLA kleine Serien von Sportflugzeugen erzeugt und vor allem Arado und Heinkel Jäger in Lizenz gebaut. Am 16. Juni 1937 wohnte Messerschmitt zusammen mit anderen prominenten Vertretern der Luftfahrtindustrie sowie Göring und Milch einem wichtigen Vortrag bei, den der inzwischen zum Generalmajor beförderte Ernst Udet in seiner Eigenschaft als Chef des Technischen Amtes des Reichsluftfahrtministeriums hielt. Udet führte aus, daß bisher finanzielle Erwägungen bei der Flugzeugproduktion nur eine untergeordnete Rolle gespielt hätten, da es zunächst vor allem darum gegangen sei, so schnell wie möglich eine starke Luftwaffe zu schaffen. Er sei aber fest davon überzeugt, daß nunmehr die Zeit für eine Rationalisierung der Luftfahrtindustrie gekommen sei. Notwendig seien die Kostensenkung bei der Entwicklung neuer Maschinen, die Vereinheitlichung möglichst vieler Bestandteile, die Vereinfachung der Konstruktionen, die Verbesserung der Produktionsmethoden, die Einsparung von Material, Beschränkung der Abänderungen bei vorhandenen Entwürfen, Verbesserung des Erfahrungsaustausches zwischen den einzelnen Firmen und schließlich Steigerung der Flugzeugexporte. Er führte auch die Gründe an, die zur Wahl der Bf 109 zum Standardjäger der Luftwaffe geführt hatten: Gute Flugeigenschaften, billige Herstellungsmethoden, die Möglichkeit zur Weiterentwicklung und die bestmögliche Anordnung des Motors und anderer wichtiger Bestandteile…“

Konrad Zuse, der Vater des Computers

Kraftwerks Mensch-Maschine eignet sich hoffentlich als Geburtstagsständchen für unseren Konrad Zuse; immerhin hat der gute Mann den Computer erfunden: https://www.youtube.com/watch?v=L7cMCatM-fo Zur Welt kam unser Erfinder 1910 in Wilmersdorf und bastelte mit seiner Z1 (1937) und Z2 (1940) die ersten Vorläufer seines Computers, den er mit der Z3 1941 vollendet hat. Die Weiterentwicklung Z4 folgte 1945 und mit Plankalkül 1946 auch gleich die erste höhere Programmiersprache. Von 1949 bis 1964 leitete er die Zuse KG, die versuchte den Computer unter die Leute zu bringen. Geheiratet hat unser Erfinder auch und zwar 1945 seine Herzensdame Gisela Brandes, mit der er fünf Kinder hatte. In der „Der Computer – Mein Lebenswerk“ schildert uns unser Zuse nun die Verwendung seiner Computer im Sechsjährigen Krieg und den Aufbau seines Ingenieurbüros in Berlin:

„Außer einigen Prüfungsprogrammen, zum Beispiel zur Berechnung von Determinanten oder quadratischen Gleichungen, war hauptsächlich das Programm für die Berechnung einer komplexen Matrix wichtig. Dies stellte einen wesentlichen Arbeitsgang bei der Berechnung der kritischen Flatterfrequenzen von Flugzeugen dar. Flügelflattern kann bei kritischen Geschwindigkeiten der Flugzeuge eintreten, wenn sich die Schwingungen der Flügel in der Eigenfrequenz durch den Luftstrom verstärken. Es entspricht etwa dem Flattern einer Fahne. Diese Erscheinung hatte in der Pionierzeit des Flugzeugbaus viele zunächst unerklärliche Abstürze verursacht. Nur langsam konnten ihre sehr schwierigen theoretischen Grundlagen erforscht werden. Die Berechnung der kritischen Frequenzen erforderte einen großen Rechenaufwand. Daher waren in erster Linie die „Flatterfachleute“ an der programmgesteuerten Rechenmaschine interessiert. Die Z3 wurde während des Krieges mehreren Dienststellen vorgeführt; sie wurde es nie im Routinebetrieb eingesetzt. Dazu wäre unter anderem meine Unabkömmlichkeitsstellung für diese Aufgabe nötig gewesen. Offiziell aber galt die Z3 nicht als dringlich. Sie wurde mehr oder weniger als Spielerei und als das Privatvergnügen meiner Freunde und mir angesehen. Meine „uk-Stellung“ galt nach wie vor ausschließlich für meine Tätigkeit als Statiker. Die Z3 ist 1944 im Bombenkrieg zerstört worden. 1960 wurde sie nachgebaut und im Deutschen Museum in München aufgestellt. 1941, kurz nach der Fertigstellung der Z3, wurde ich überraschend abermals einberufen. Die deutsche Ostfront war festgefahren; gewaltige Verluste erforderten den Nachschub von Reserven. Auch ich marschierte nach Osten – ohne alle Illusionen. Was einem dort bevorstand, wußte jeder. Andere ließen ihre Familie zurück, ich die Z3. Wer würde sich wohl darum kümmern? Sie war schließlich das Ergebnis jahrelanger harter Arbeit. Mitten in diese trübsinnigen Betrachtungen platzte nach wenigen Tagen meine erneute uk-Stellung. Unter Hunderten von Kameraden war ich auserwählt, die schon in Marsch befindliche Truppe zu verlassen und den Heimweg anzutreten. Eine solche Situation läßt eine besondere Stimmung aufkommen. Warum gerade ich? Gewiß, ich war nicht uk gestellt worden, weil ich an der Entwicklung des Computers arbeitete, sondern als Statiker im Flugzeugbau. Aber ich lebte vollkommen in der gerade erschlossenen Welt der neuen Ideen. Besonders das allgemeine Rechnen beschäftigte mich immer mehr. Und immer klarer stand die Möglichkeit des künstlichen Gehirns vor mir. Das Schicksal, sagte ich mir, hatte entschieden, daß ich daran weiterarbeiten durfte. Zurück in Berlin, war ich also wieder Statiker bei den Henschel-Flugzeug-Werken. Mit der Zeit aber erreichte ich nun eine Teilbeschäftigung. Ich konnte mitten im Krieg die „Zuse Ingenieurbüro und Apparatebau, Berlin“ aufbauen, zunächst mit nur zwei, drei Mitarbeitern, später wurden es etwa zwanzig. Natürlich war es damals schwer, geeignete Mitarbeiter zu bekommen. Was es gab, waren ungelernte, meist weibliche Arbeitskräfte oder solche, die sich andernorts unbeliebt gemacht hatten, beziehungsweise die nicht in das normale Angestelltenschema hinein paßten. So konnte ich einmal einen hervorragenden Konstrukteur einstellen, der längere Zeit in einer Nervenheilanstalt gewesen war. In einem normalen Betrieb wäre er mit seinen Eigenarten vermutlich des öfteren angeeckt; bei uns gab es mit ihm kaum Probleme. Mein Buchhalter wiederum hatte als Jugendlicher eine große Dummheit begangen und war dafür gerichtlich belangt worden. Auch er paßte sich unserem kleinen Betrieb hervorragend an. Ich konnte ihm blind vertrauen, denn er hatte den ehrlichen Willen, wieder ein ordentliches Mitglied der Gesellschaft zu werden. Daß diese beiden Mitarbeiter nicht zum Militärdienst eingezogen werden konnten, war überdies ein großer Vorteil. Der Buchhalter freilich beging eines Tages die zweite große Dummheit seines Lebens: um wieder in den Besitz der bürgerlichen Ehrenrechte zu kommen, meldete er sich ohne mein Wissen freiwillig an die Ostfront. Wenig später erhielt ich die Nachricht, daß er gefallen war. Zu den Mitarbeitern der ersten Stunde zählte auch „Veronika“, die von der Gebrauchsgrafik zum technischen Zeichnen umgeschult war. Sie sattelte später noch einmal um und ist heute als Künstlerin tätig: Vera Grohmann aus Herford…“

Die Erstürmung der englischen Festung Tobruk

Die Einnahme von Tobruk 1942 war in der Tat ein ganz schönes Stückchen Arbeit und sollte daher auch gebührend gefeiert werden. Unser deutsches Afrikakorps mußte hier zuerst die 8. englische Armee aus dem Feld schlagen und dann sogleich die englische Festung Tobruk im Handstreich nehmen, bevor deren Besetzung sich wieder fangen konnte. Genannt wurde der kühne Panzerstreich Unternehmen Theseus und dabei wurden 45,000 Gefangene gemacht und über 1000 englische Panzer abgeschossen und 400 Geschütze zerstört. In den afrikanischen Memoiren lesen wir nun ein wenig mehr von den Panzerschlachten vor Tobruk im heißen Wüstensand:

„Aus diesen Positionen trat die Panzerarmee unter Sicherung ihrer Nordflanke zum Gegenangriff an. Unter meiner Führung stieß die Kampfgruppe Wolz, die als Armeereserve zehn Kilometer nordostwärts Bir-Hacheim bereitgestellt worden war, in den Rücken der bei Knightsbridge stehenden Briten. Links an uns angelehnt fuhr die XV. Panzerdivision in den Kampf, sie sollte die Briten vom Süden her umklammern. Von drei Seiten krachten bald die Kanonen auf die Engländer, die in ihrer Art außerordentlich hartnäckig, aber mit viel zu geringer Beweglichkeit fochten. Am Abend standen über 50 zusammengeschossene britische Panzer auf dem Schlachtfeld. Am nächsten Morgen gegen sechs Uhr konnte auch die Masse der XXI. Panzerdivision, die bis zu diesem Zeitpunkt durch britische Angriffe gebunden wurde, zum Angriff nach Osten antreten. Langsam wichen nun auch die Briten in der harten Panzerschlacht. Die Kampfgruppe Wolz sperrte den Trigh-Capucco gegen Westen und drängte dadurch die britischen Einheiten ins Feuer der konzentrisch angreifenden deutsch-italienischen Panzerdivisionen. Von Osten her war die Kampfgruppe bald heftigen Angriffen ausgesetzt. Als sie im Süden vom Gegner umgangen wurde, mußte sie in der Nacht auf Bir-El-Harmat ausweichen. Auch in dieser Schlacht hatten sich die Achsentruppen hervorragend geschlagen. Da wir die Briten von drei Seiten her bedrängen konnten, hatten diese erhebliche Verluste. So marschierten am 5. und am 6. Juni 4000 Engländer in unsere Gefangenenlager. In der Masse gehörten sie der 201. Gardebrigade und der 10. indischen Brigade an. Die neu herangeführte 10. indische Brigade ist in dieser Schlacht vernichtet worden. Diese Niederlage hatte der gegnerischen Kraft erheblichen Abbruch getan. Wie ich erwartete, verzichtete die britische Führung darauf, stärkere Teile der beiden Divisionen aus der Gazalafront einzusetzen, um bei der XXI. Panzerdivision einen zweiten Schwerpunkt zu bilden. Auch kein Verband der 2. südafrikanischen Division wurde in der Schlacht eingesetzt. – In einem derartig entscheidenden Moment hätten alle verfügbaren Kräfte in den Kampf geworfen werden müssen. Was nützt die Gesamtüberlegenheit, wenn man seine Verbände Stück für Stück von einem Gegner zusammenschlagen läßt, dem es in einzelnen Gefechten gelingt, jeweils an der entscheidenden Stelle überlegene Kräfte zu konzentrieren. Wir erwarteten nunmehr keinen größeren Entsatzangriff auf die Belagerungskräfte um Bir-Hacheim und hofften, ungestört dort unseren Angriff fortsetzen zu können. Vor den französischen Anlagen hatte die Kampftätigkeit vorübergehend nachgelassen. Am 6. Juni um elf Uhr war die XC. leichte Division wieder zum Angriff gegen die Truppen des General König angetreten. Ihre Angriffsspitzen konnten bis auf 800 Meter an die Ridotta Bir-Hacheim herankommen. Dann blieb der Angriff wieder liegen. Über das steinige und völlig deckungslose Gelände schlug wütendes Abwehrfeuer der Franzosen in unsere Reihen. Gegen Abend mußte der Angriff eingestellt werden. Noch enger wurde die Festung eingeschlossen. Schwache Entsatzvorstöße der 7. englischen motorisierten Brigade auf die XC. leichte Division wurden abgeschlagen. Noch in der Nacht vom 6. auf den 7. Juni stellte die XC leichte Division in ihrem Abschnitt mehrere Minengassen her. In der Dunkelheit gingen die Stoßgruppen bis auf Sturmentfernung heran. Die Festung wurde unter Artilleriefeuer genommen und von der Luftwaffe schwer angegriffen. Dann rannten die Infanteristen am Morgen des 7. Juni auf die französischen Stellungen los. Trotz allem Schneid brach auch dieser Sturmangriff im Feuer sämtlicher Waffen zusammen. Nur im Norden konnte die Kampfgruppe mehrere Einbrüche erzielen. Eine bewundernswerte Leistung der Verteidiger, die inzwischen völlig von der Außenwelt abgeschnitten waren. Auch am 8. Juni setzten wir unsere Angriffe fort. Die ganze Nacht über waren Leuchtzeichen abgeschossen und die Verteidigungsanlagen mit Maschinengewehrfeuer belegt worden, um die Franzosen zu ermüden. Doch als meine Sturmtruppen am nächsten Morgen gegen ihre Stellungen anliefen, schlug ihnen das französische Feuer in unverminderter Stärke entgegen. Der Gegner hielt sich zäh in seinen Erdlöchern und war nicht zu sehen…“

Gottfried Wilhelm Leibniz

Ein Volk der Dichter und Denker sind wir Deutschen fürwahr und so wollen wir unsere Geistesgrößen auch nicht in Vergessenheit geraten lassen. Deren Geburtstage eignen sich ganz hervorragend, um unsere deutschen Dichter und Denker – mit ihren Werken – ein wenig in Erinnerung zu rufen; und so wollen wir es auch bei unserem Gottfried Wilhelm Leibniz halten, der sich mit seinen Arbeiten als Naturkundler, Rechenkünstler, Denker, Rechtsgelehrter, Sprachforscher und Staatslehrer einen Namen gebracht. Das Licht der Welt erblickte er 1646 in Leibniz. Sein Vater Friedrich war Rechtsgelehrter und seine Mutter Catharina eine Professorentochter. Daher verwundert es nicht, daß unser Leibniz die Gelehrtenlaufbahn einschlug. Nach seine Studium an den Universitäten von Leipzig und Jena trat er in den Dienst der Welfen. Deren Zuwendungen ihm erlaubten ungestört zu forschen. Durch die Heirat der Welfin Sophie Charlotte mit König Friedrich I. von Preußen erhielt unser Leibniz die Möglichkeit in Berlin die preußische Akademie der Wissenschaften zu begründen. Wir verdanken ihm die Grundlagen der EDV, die Erfindung des Unterseeboots, Gerätschaften zur Messung der Windgeschwindigkeit und verbesserte Förderanlagen für den Bergbau – um nur einige seiner Erfindungen und Entdeckungen zu nennen. Einen weiteren Auszug aus Leibniz‘ Schrift „Neue Abhandlungen über den menschlichen Verstand“ trage ich zu Ehren unseres Denkers vor: http://www.zeno.org/Philosophie/M/Leibniz,+Gottfried+Wilhelm/Neue+Abhandlungen+%C3%BCber+den+menschlichen+Verstand

„Philalethes. Die Moral ist eine demonstrative Wissenschaft, hat aber dennoch keine angeborenen Grundsätze. Es würde sogar schwer sein, eine moralische Vorschrift von der Art aufzustellen, daß sie mit einer so allgemeinen und so schnellen Zustimmung, wie der Satz: Was da ist, ist, aufgenommen würde. Theophilus. Es ist schlechthin unmöglich, daß es so evidente Vernunftwahrheiten, wie die identischen oder unmittelbaren, gebe. Und obgleich man in Wahrheit sagen kann, daß die Moral unerweisbare Grundsätze hat, und davon einer der ersten und der brauchbarsten der ist, daß man die Lust suchen und die Unlust fliehen solle, so muß man doch hinzufügen, daß dies keine durch die Vernunft allein erkannte Wahrheit ist, da sie sich auf die innere Erfahrung oder auf verworrene Erkenntnis gründet, denn was Lust und Unlust ist, läßt sich nicht empfinden. Philalethes. Nur durch Vernunftbetrachtungen, Verhandlungen und eine gewisse Geistesanstrengung kann man sich der praktischen Wahrheiten versichern. Theophilus. Wenn dies der Fall wäre, so würden sie darum nicht weniger angeboren sein. Indessen scheint die Maxime, welche ich eben angezogen habe, von einer anderen Art zu sein, man kennt sie nicht durch die Vernunft, sondern, sozusagen, durch einen Instinkt. Es ist ein angeborener Grundsatz, aber er macht keinen Teil des natürlichen Lichtes aus, denn man kennt ihn nicht auf eine lichtvolle Art. Indes, wenn dieser Grundsatz einmal aufgestellt ist, so kann man wissenschaftliche Folgerungen daraus ziehen, und ich stimme dem, was Sie soeben von der Moral, als einer demonstrativen Wissenschaft, gesagt haben, durchaus bei. Wie wir denn auch sehen, lehrt sie so evidente Wahrheiten, daß Räuber, Piraten und Banditen sie unter sich zu beobachten gezwungen sind. § II. Philalethes. Aber die Banditen beobachten unter sich die Regeln der Gerechtigkeit, ohne sie als angeborene Grundsätze zu betrachten. Theophilus. Was liegt daran? Kümmert sich die Welt etwa um diese theoretischen Fragen? Philalethes. Jene beobachten die Gesetze der Gerechtigkeit nur als angemessene Regeln, deren Ausübung für die Erhaltung ihrer Gemeinschaft schlechthin notwendig ist. Theophilus. Sehr richtig. Man kann sich hinsichtlich aller Menschen im allgemeinen gar nicht besser ausdrücken. Also sind diese Gesetze der Seele eingeprägt, nämlich als Folgerungen aus unserer Selbsterhaltung und unseren wahren Gütern. Soll man nun die Annahme machen, daß in unserem Verstande die Wahrheiten wie unabhängig voneinander sich verenden und gleichsam so, wie die Edikte des Prätors in seinem Anschlag oder Album verzeichnet waren? Ich setze dabei den sogleich zu besprechenden Instinkt, welcher den einen Menschen treibt, den anderen zu lieben, beiseite, denn jetzt will ich nur von den Wahrheiten reden, insofern sie von der Vernunft erkannt werden. Auch erkenne ich an, daß gewisse Regeln der Gerechtigkeit in ihrer ganzen Ausdehnung und Vollkommenheit nur unter der Voraussetzung des Daseins Gottes und der Unsterblichkeit der Seele bewiesen werden können und diejenigen zu denen der Instinkt der Menschlichkeit uns nicht anhält, sind der Seele nur wie andere abgeleitete Wahrheiten eingeprägt. Diejenigen indessen, welche die Gerechtigkeit nur auf die Notwendigkeiten dieses Lebens und das Bedürfnis gründen, statt auf die Lust, welche sie darin finden sollen, eine Lust, welche, da Gott den Grund davon bildet, eine der größten ist – die freilich sind einigermaßen mit der Gesellschaft der Banditen zu vergleichen. Sit spes fallendi, miscebunt sacra profanis An schlimmsten Übeltaten wird’s nicht fehlen, Ist Hoffnung nur, der Welt sie zu verhehlen. § III. Philalethes. Ich gebe zu, daß die Natur in alle Menschen den Wunsch, glücklich zu sein, und eine starke Abneigung gegen das Elend gelegt hat. Das sind also wahrhaft angeborene praktische Grundsätze, welche nach der Bestimmung aller praktischen Prinzipien einen beständigen Einfluß auf alle unsere Handlungen haben. Aber sie sind doch Neigungen der Seele gegen das Gute und nicht Eindrücke irgend einer unserem Verstand, eingeprägten Wahrheit. Theophilus. Ich freue mich außerordentlich zu sehen, daß Sie in der Tat, wie ich gleich erläutern werde, angeborene Wahrheiten anerkennen. Dieser Grundsatz kommt mit dem, dessen ich eben erwähnt habe, wohl überein, demgemäß wir der Lust nachzugehen und die Unlust zu meiden getrieben werden. Denn das Glück ist nichts anderes, als eine beständige Lust. Indessen geht unsere Neigung nicht eigentlich auf das Glück, sondern auf die Lust, d.h. in der Gegenwart, während uns die Vernunft auf die Zukunft und das Beständige richtet. Nun geht die durch den Verstand sich ausdrückende Neigung in eine Vorschrift oder in eine praktische Wahrheit über, und wenn die Neigung angeboren ist, ist es also die Wahrheit auch, da es in der Seele nichts gibt, was sich nicht im Verstande ausdrückte, wenn auch nicht immer mittelst einer tatsächlichen, deutlich bestimmten Betrachtung, wie ich schon genugsam gezeigt habe. Auch sind die Instinkte nicht immer praktischer Art; einige davon enthalten theoretische Wahrheiten, und dieser Art sind die inneren Grundsätze der Wissenschaften und des Vernunftgebrauchs, wenn wir sie, ohne den Grund, davon zu erkennen, aus natürliches Instinkt anwenden. Und in diesem Sinne können Sie sich der Anerkennung angeborener Grundsätze nicht entschlagen, selbst wenn Sie leugnen wollten, daß die abgeleiteten Wahrheiten angeboren sind. Aber das würde nach der von mir gegebenen Erklärung dessen, was ich angeboren nenne, nur ein Streit um Worte sein. Und will jemand diese Bezeichnung nur denjenigen Wahrheiten geben, welche man sofort durch Instinkt empfängt, so würde ich ihm nicht widersprechen…“

Die Schlacht auf den Katalaunischen Feldern

Der Hunnenkönig Etzel wurde 451 auf den Katalaunischen Feldern geschlagen und damit dessen Pläne zur Eroberung von Europa vereitelt. Besiegt haben ihn der römische Heermeister Flavius Aetius und unser Westgotenkönig Theoderich. Ebenfalls beteiligt waren unsere Franken, Burgunder und Sachsen. Auf der falschen Seite des Schlachtfeldes standen die Westgoten und Gepiden. Unser Geschichtsschreiber Jordanes gibt uns die beiderseitigen Verluste auf 180,000 Mann an, was allerdings etwas hoch klingt. Beim Jordanes wird nun die Rabenschlacht nach dem Todes Etzels geschlagen, in der unser Gepidenkönig Ardarich die Söhne Etzels besiegt: https://archive.org/details/jordanesgotheng00jordgoog

„Nachdem solches vollbracht war, kam, wie ja die Herzen der Jugend durch den Ehrgeiz nach Herrschaft angestachelt zu werden pflegen, unter den Nachfolgern Attilas ein Streit über das Erbe der Königsherrschaft auf, und während alle planlos zu herrschen begehrten, verloren alle gleichzeitig die Herrschaft. So leiden Reiche immer wieder unter der Menge und der Unfähigkeit der Nachfolger. Denn die Söhne Attilas, von welchen er durch die Zügellosigkeit seiner Lust fast ein ganzes Volk hatte, forderten, dass die Stämme zu gleichen Teilen unter ihnen verteilt würden, damit die kriegerischen Könige mit Völkern so groß jeweils wie eine Familie ausgelost würden. Als dies der Gepidenkönig Ardarich merkte, war er entrüstet darüber, daß so viele Völker in der Weise der billigsten Sklaven behandelt wurden, und erhob sich gegen die Söhne Attilas und warf mit Glück die Schande der Knechtschaft ab, nicht nur für sein Volk, sondern befreite durch seinen Aufstand auch die anderen, welche in gleicher Weise bedrückt waren, weil leicht alle das ebenfalls erstreben, was für den Nutzen aller versucht wird. Zum gegenseitigen Untergang bewaffnete man sich daher, und der Krieg begann in Pannonien an dem Fluss, welcher Nedao heißt. Hier fand eine Schlacht verschiedener Völker statt, welche Attila noch in seiner Befehlsgewalt gehalten hatte. Die Reiche wurden mit den Völkern geteilt, und aus einem einzigen Gebilde entstanden verschiedene Glieder, welche nicht mehr in der Not des einen mitlitten, sondern nach der Abschlagung des Hauptes gegeneinander tobten. Diese hätten niemals gleichstarke Gegner gefunden, wenn sie sich nicht selbst gegenseitig durch Wunden geschwächt hätten und sich die tapfersten Nationen nicht selbst aufgerieben hätten. Denn dort, so meine ich, gab es ein bemerkenswertes Schauspiel, als man den mit Spießen kämpfenden Goten sehen konnte, den mit dem Schwert wütenden Gepiden, der das Geschoss in den Wunde der Rugier zerbricht, den Suaven, der zu Fuß, der Hunnen, der mit dem Pfeil Außerordentliches leistet, der Alanen, der mit schwerer Bewaffnung, den Heruler, der mit leichter seine Schlachtreihe aufstellt. Nach vielen und schweren Kämpfen erlangten die Gepiden einen unerwarteten Sieg. Denn etwa 30,000 Mann sowohl von den Hunnen als auch von anderen Völkern, die auf der Seite der Hunnen gestanden hatten, hatten das Schwert und das Bündnis Ardarichs. In diesem Kampf fiel der älteste Sohn Attilas namens Ellak, welchen der Vater so viel mehr als die anderen geliebt haben soll, dass er ihn allen anderen seiner Kinder als König vorgezogen hätte. Aber die Wahl des Vaters und das Schicksal stimmten nicht überein. Denn es steht fest, dass er nach der Erschlagung vieler Feinde auf die Weise tapfer zugrunde gegangen ist, dass der Vater, hätte er selbst noch gelebt, sich einen so ruhmreichen Tod gewünscht hätte. Die übrigen Brüder aber wurden, nachdem er getötet worden war, in Richtung des Ufers des Schwarzen Meeres in die Flucht geschlagen, von wo wir berichtet haben, daß dort die Goten saßen. Die Hunnen wichen also zurück, denen, wie man glaubte, eigentlich der Rest der Welt hätte weichen müssen. So verderblich ist die Tatsache des Streites, dass diejenigen, wenn sie geteilt sind, zugrunde gehen, die mit vereinten Kräften die Welt geschreckt hatten. Dieser glückliche Erfolg des Gepidenkönigs Ardarich nützte verschiedenen Nationen, die gegen ihren eigenen Willen in der Knechtschaft der Hunnen gelebt hatten und deren seit Langem überaus traurigen Herzen er zur Freude der ersehnten Freiheit erhoben hatte. Und viele kamen durch ihre Gesandten auf den Boden des Römischen Reiches, und sie wurden damals durch Kaiser Marcianus mit größter Freundlichkeit aufgenommen, und ihnen wurden Siedlungsgebiete zum Bewohnen zugeteilt, die sie annahmen…“

Gustav Schwab

Den Geburtstag von unserem Gustav Schwab feiern wir Panzertiere heute. Verdient hat er sich diese Ehrung mit seinen gelehrten und dichterischen Arbeiten. Namentlich die Sammlung und Herausgabe der Sagen des griechisch-römischen Altertums. Seine deutschen Sagen und Gedichte können sich auch sehen lassen und als Gelehrter verfaßte er Lebensbeschreibungen über unsere Dichter Schiller und Hauff. Im schwäbischen Stuttgart kam 1792 zur Welt und studierte von 1809 bis 1814 in Tübingen. Seine Brötchen verdiente er später als Lehrer und Kleriker. Geheiratet hat unser Schwab 1818 Sophie Gmelin, mit der er fünf Kinder zeugte. Aus den „Sagen des klassischen Altertums“ habe ich mir die Geschichte der Antigone ausgesucht, welche mit ihrem Onkel aneinandergerät, weil sie ihren Bruder bestattet hat: https://reader.digitale-sammlungen.de/resolve/display/bsb10254612.html

„Kreon erkannte in der Täterin seine Nichte Antigone. „Törin“, rief er ihr entgegen, „die du die Stirne zur Erde senkst, gestehst oder leugnest du dieses Werk?“ „Ich gestehe es“, erwiderte die Jungfrau und richtete ihr Haupt in die Höhe. „Und kanntest du“, fragte der König weiter, „das Gesetz, das du so ohne Scheu übertratest?“ „Wohl kannte ich es“, sprach Antigone fest und ruhig, „aber von keinem der unsterblichen Götter stammt diese Satzung. Auch kenne ich andere Gesetze, die nicht von gestern und heute sind, die in Ewigkeit gelten und von denen niemand weiß, von wannen sie kommen. Kein Sterblicher darf diese übertreten, ohne dem Zorn der Götter anheimzufallen; ein solches Gesetz hat mir befohlen, den toten Sohn meiner Mutter nicht unbegraben zu lassen. Erscheint dir diese Handlungsweise töricht, so ist es ein Tor, der mich der Torheit beschuldigt.“ „Meinst du“, sprach Kreon, noch mehr erbittert durch den Widerspruch der Jungfrau, „deine starre Sinnesart sei nicht zu beugen? Zerspringt doch auch der sprödeste Stahl am ersten. Wer in eines andern Gewalt ist, der soll nicht trotzen!“ Darauf antwortete Antigone: „Du kannst mir doch nicht mehr antun als den Tod; wozu darum Aufschub? Mein Name wird nicht ruhmlos dadurch werden, daß ich sterbe; auch weiß ich, daß deinen Bürgern hier nur die Furcht den Mund verschließt und daß alle meine Tat im Herzen billigen; denn den Bruder lieben ist die erste Schwesterpflicht.“ „Nun so liebe denn im Hades“, rief der König immer erbitterter, „wenn du lieben mußt!“ Und schon hieß er die Diener sie ergreifen, als Ismene, die vom Los ihrer Schwester vernommen hatte, herbeigestürmt kam. Sie schien ihre weibliche Schwäche und ihre Menschenfurcht ganz abgeschüttelt zu haben. Mutig trat sie vor den grausamen Oheim, bekannte sich als Mitwisserin und verlangte mit der Schwester in den Tod zu gehen. Zugleich erinnerte sie den König daran, daß Antigone nicht nur seiner Schwester Tochter, daß sie auch die verlobte Braut seines eigenen Sohnes Haimon sei und er durch ihren Tod seinem eigenen Sprößling die Ehe wegmorde. Statt aller Antwort ließ Kreon auch die Schwester fassen und beide durch seine Schergen in das Innere des Palastes führen. Als Kreon seinen Sohn herbeieilen sah, glaubte er nicht anders, als das über seine Braut gefällte Urteil müsse diesen gegen den Vater empört haben. Haimon setzte jedoch seinen verdächtigenden Fragen Worte voll kindlichen Gehorsams entgegen, und erst, nachdem er den Vater von seiner frommen Anhänglichkeit überzeugt hatte, wagte er es, für seine geliebte Braut Fürbitte zu tun. „Du weißt nicht, Vater“, sprach er, „was das Volk spricht, was es zu tadeln findet. Dein Auge schreckt jeden Bürgersmann zurück, irgend etwas zu sprechen, das deinem Ohre nicht willkommen ist; mir hingegen wird es möglich, auch derlei Dinge im Dunkel zu hören. Und so laß mich dir denn sagen, daß diese Jungfrau von der ganzen Stadt bejammert, daß ihre Handlung von der ganzen Bürgerschaft als wert des Nachruhms gepriesen wird, daß niemand glaubt, sie, die fromme Schwester, die ihren Bruder nicht von Hunden und Vögeln zerfleischen ließ, habe den Tod als Lohn verdient! Darum, geliebter Vater, gib der Stimme des Volkes nach; tu es den Bäumen gleich, die längs dem angeschwollenen Waldstrome gepflanzt, sich ihm nicht entgegenstemmen, sondern der Gewalt des Wassers nachgeben und unverletzt bleiben, während diejenigen Bäume, die es wagen, Widerstand zu leisten, durch die Wellen von Grund aus entwurzelt werden.“ „Will der Knabe mich Verstand lehren?“ rief Kreon verächtlich aus; „es scheint, er kämpft im Bunde mit dem Weib!“ „Ja, wenn du ein Weib bist!“ antwortete der Jüngling schnell und lebhaft, „denn nur zu deinem Besten ist dies alles gesagt!“ „Ich merke wohl“, endete der Vater entrüstet, „blinde Liebe zu der Verbrecherin hält deinen Sinn in Banden; aber lebendig wirst du diese nicht freien. Denn wisse: ferne, wo keine Menschentritte schallen, soll sie bei lebendem Leibe in einem verschlossenen Felsengrabe geborgen werden. Nur wenig Speise wird ihr mitgegeben, so viel, als nötig ist, die Stadt vor der Befleckung zu bewahren, die der Gräuel eines unmittelbaren Mordes ihr zuziehen würde. Mag sie dann von dem Gotte der Unterwelt, den sie doch allein ehrt, sich Befreiung erflehen; zu spät wird sie erkennen, daß es klüger ist, den Lebenden zu gehorchen als den Toten.“ Zornig wandte sich Kreon mit diesen Worten von seinem Sohne ab, und bald waren alle Anstalten getroffen, den gräßlichen Beschluß des Tyrannen zu vollziehen. Öffentlich vor allen Bürgern Thebens wurde Antigone nach dem gewölbten Grabe abgeführt, das ihrer wartete; sie stieg unter Anrufung der Götter und der Geliebten, mit welchen sie vereinigt zu werden hoffte, unerschrocken hinab. Noch immer lag der verwesende Leichnam des erschlagenen Polyneikes unbegraben da. Die Hunde und Vögel nährten sich von ihm und bedeckten die Stadt, indem sie die Überreste des Toten hin und her trugen. Da erschien der greise Seher Tiresias vor dem Könige Kreon, wie er einst vor Ödipus erschienen war, und verkündete jenem aus dem Vogelfluge und der Opferschau ein Unheil. Schlimmer, übelgesättigter Vögel Gekrächz hatte er vernommen, das Opfertier auf dem Altare, statt hell in Flammen zu verlodern, war unter trübem Rauche verkohlt. „Offenbar zürnen uns die Götter“, endete er seinen Bericht, „wegen der Mißhandlung des erschlagenen Königssohnes. Sei darum nicht halsstarrig, Herrscher; weiche dem Entseelten, sieh nicht nach Ermordeten! Welcher Ruhm ist es, Tote noch einmal zu töten? Laß ab davon; in guter Meinung rate ich dir!“ Aber Kreon wies, wie damals Ödipus, den Wahrsager mit kränkenden Worten zurück, schalt ihn geldgierig und beschuldigte ihn der Lüge. Da entbrannte das Gemüt des Sehers, und ohne Schonung zog er von den Augen des Königes den Schleier weg, der die Zukunft bedeckte. „Wisse“, sprach er, „daß die Sonne nicht untergehen wird, ehe du aus deinem eigenen Blute einen Leichnam für zwei Leichen zum Ersatze bringst. Doppelten Frevel begehst du, indem du den Toten der Unterwelt vorenthältst, der ihr gebührt, und die Lebende, die der Oberwelt angehört, nicht herauflässest zu ihr! Schnell entführe mich, Knabe! Geben wir diesen Mann seinem Unglück preis!“ So ging er an der Hand seines Führers, auf seinen Seherstab gestützt, davon…“