Hätte unser Admiral Reinhard Scheer im Sechsjährigen Krieg die italienische Flotte im Mittelmeer geführt, so hätten die Engländer wohl weniger zu lachen gehabt. Denn am Skagerrak fügte er ihnen 1916 eine schwere Niederlage zu und daher wollen wir Panzertiere seinen heutigen Geburtstag nicht ungefeiert lassen. Im sächsischen Oberkirch wurde unser Admiral Scheer 1863 geboren. Seit 1879 fuhr er zur See und trug viel zum Aufbau unserer jungen deutschen Flotte bei. Im Jahre 1913 wurde er zum Geschwaderführer ernannt und erhielt 1914 das Kommando über unser III. Geschwader. Im Januar 1913 wurde er zum Befehlshaber unserer Hochseeflotte ernannt und schon im Juni konnte er die englische Flotte am Skagerrak schlagen. Allerdings nicht entscheidend, aber doch so, daß diese uns Deutschen fortan lieber aus dem Weg ging und erst nach Ankunft der amerikanischen Flotte wieder etwas mutiger wurde. Wäre es nach unserem Admiral Scheer gegangen, so wäre unsere deutsche Flotte 1918 entweder kämpfend untergegangen oder hätte gesiegt. Aber die verwöhnten Seeleute meuterten und ermöglichten so den Dolchstoß der Novemberverbrecher… An Orden bekam unser Flottenführer das Eiserne Kreuz, den Blauen Verdienstorden Friedrichs des Großen, den Hohenzollerhausorden und den Roten Adlerorden verliehen. Im Jahre 1899 heiratete er Emilie Mohr, mit der er zwei Töchter hatte. „Deutschlands Hochseeflotte im Weltkrieg“, „Vom Segelschiff zum U-Boot“, „Gedanken über die Seeschlacht von Skagerrak“, „Armierung der Kleinen Kreuzer“ oder „Rückblick auf die Entwicklung der Marine seit 1853“ heißen die Bücher und Schriften unseres Admirals Scheer und die sollten zumindest die Seefüchse gelesen haben. In seinem Panzerseefahrerbuch „Deutschlands Hochseeflotte im Weltkrieg“ schildert uns unser Admiral Scheer nun das Kräfteverhältnis und die strategische Lage zu Beginn des Vierjährigen Krieges: https://refubium.fu-berlin.de/handle/fub188/14808
„Über die Organisation der Flotte wird folgendes zunächst einzuschalten sein, um sich von ihrem Gefechtswert ein Bild machen zu können: Das Flottengesetz hatte bekanntlich einen Bestand von 41 Linienschiffen, 20 Großen Kreuzern und 40 Kleinen Kreuzern, ferner zwölf Torpedobootsflottillen und vier U-Bootflottillen vorgesehen. Diese Flotte gliederte sich in die heimische Flotte und die Auslandschiffe. Der Kern der heimischen Flotte in der Heimat war die Hochseeflotte, die sich lediglich mit der Aufgabe beschäftigte, sich für den Flottenkampf im Kriege vorzubereiten. Um sie hierfür völlig frei zu halten und jederzeit da einsetzen zu können, wo es nötig werden konnte, sie also ständig mobil zu halten, waren ihr alle sonstigen Aufgaben abgenommen und besonderen Schiffen (Schul-, Versuchs- und Spezialschiffen) übertragen. Dennoch war ein dauernder hoher Bereitschaftszustand in der Gefechtsausbildung infolge unseres Wehrsystems nicht zu erreichen, da alljährlich ein Teil der Besatzung zur Reserve übertrat und durch Rekruten ersetzt werden mußte, die dem Seedienst meist als völlige Neulinge gegenüberstanden. Die verschiedensten Bemühungen, über den im Herbst eintretenden Schwächezustand hinwegzukommen, hatten noch zu keinem abschließenden Ergebnis geführt. Daß der Ausbruch dieses Krieges in die Sommerzeit fiel, war für unsere Verhältnisse daher besonders günstig. Die Schul-, Versuchs- und Spezialschiffe dienten zur Ausbildung des Offizier- und Unteroffiziernachwuchses (Kadetten- und Schiffsjungenschulschiffe) und der Ausbildung von Spezialisten für die Artillerie, die Torpedowaffe, das Minenwesen, ferner zu Küstenvermessungen, Fischereischutz und anderem mehr. In der Regel wurden mit diesen Aufgaben ältere Schiffe betraut, die sich für die erste Kampflinie nicht mehr eigneten. So fanden zum Beispiel als Schulschiffe die älteren Großen Kreuzer „Hertha“, „Hansa“, „Freya“, „Vineta“ und „Viktoria Luise“ Verwendung. Für besondere Zwecke des Artillerie-, Torpedoausbildungs- und Versuchsdienstes hatte es sich nicht vermeiden lassen, auch auf moderne Schiffe zurückzugreifen, die das Flottenkommando zwar nur ungern dafür entbehrte, weil sich die Ausbildung dieser Schiffe für kriegsmäßige Aufgaben dadurch nur auf spärliche Zeit im Jahr erstrecken konnte. Der geringe Stand an Kreuzern bei der Hochseeflotte, denn die Auslandsbedürfnisse mußten auch befriedigt werden, war allerdings beklagenswert. Im Auslande befanden sich außer einigen stationären älteren Kanonenbooten ein Kreuzergeschwader in Ostasien und zwei Kreuzer („Goeben“ und „Breslau“) im Mittelmeer. Das Kreuzergeschwader unter dem Grafen Spee setzte sich zusammen aus den beiden Großen Kreuzern „Scharnhorst“ und „Gneisenau“, den Kleinen Kreuzern „Nürnberg“, „Emden“, „Dresden“, „Leipzig“. Hier war Wert darauf gelegt, an Kleinen Kreuzern das beste Schiffsmaterial ins Ausland zu schicken. Bei den Großen Kreuzern hatte man sich mit „Scharnhorst“ und „Gneisenau“ begnügen müssen, die es mit jedem Vordreadnoughtkreuzer aufnehmen konnten, während wir an ebenbürtigen Schlachtkreuzern, da „Goeben“ im Mittelmeer, „Derfflinger“ und „Lützow“ noch nicht fertig waren, in der Heimat selbst nur über drei verfügten; ein weiterer Großer Kreuzer „Blücher“ stand im Artillerieversuchsdienst. Mit seinen zwölf 21cm-Geschützen und einer Geschwindigkeit von 25 Knoten blieb er hinter den zuerst fertig gewordenen englischen Schlachtkreuzern der Invincibleklasse, die zwei Jahre jüngeren Datums waren und acht 30,5cm-Geschütze führten, an Gefechtswert erheblich zurück. Außer den für Schul- und Versuchszwecke in Dienst gestellten Schiffen befanden sich noch eine weitere Anzahl von Schiffen in der Heimat, welche die im Flottengesetz vorgesehene Reserveflotte zu bilden berufen waren. Da die Entwicklung des Flottengesetzes noch nicht abgeschlossen war, konnte von diesen Formationen nur ein Stammschiff in Gestalt des Linienschiffes „Wittelsbach“ in Dienst gehalten werden. Ein anderes Schiff derselben Klasse: „Wettin“ diente als Artillerieschulschiff; die übrigen lagen auf der Werft und wurden dort so weit in Stand gehalten, wie es die Konservierung von Maschinen, Schiffskörper und Armierung erheischte. Mit Ausbruch der Mobilmachung brachen alle Schul- und Versuchsschiffe ihre Tätigkeit ab und traten in den Befehlsverband der Hochseeflotte ein. Aus den in Reserve auf der Werft befindlichen Schiffen wurde ein viertes, fünftes und sechstes Geschwader gebildet, und zwar formierten die Linienschiffe der „Wittelsbach“-Klasse das vierte Geschwader unter dem bisherigen Inspekteur der Schiffsartillerie, Vizeadmiral Ehrhard Schmidt, die Schiffe der älteren „Kaiser“-Klasse das fünfte Geschwader, Vizeadmiral Grepow; die alten Küstenpanzer der „Siegfried“-Klasse das sechste Geschwader, Konteradmiral Eckermann. Der Übergang der Flotte in den Kriegszustand vollzog sich dank der sorgsamen Vorbereitung ohne jede Reibung in mustergültiger Weise. Es bedurfte aber natürlich noch einer längeren Zeit, bis die Besatzungen des IV., V. und VI. Geschwaders im Schiffsdienst sowohl als auch im Verbände so weit ausgebildet waren, daß ihnen kriegsmäßige Aufgaben gestellt werden konnten. Die Schiffsbesatzungen der Hochseeflotte erhielten, um den Friedensetat zu erhöhen, einen Mobilmachungszuschlag an Mannschaften, die schon in den ersten Mobilmachungstagen eintrafen und eine sehr willkommene Verstärkung boten. Während im Frieden der Kohlenersparnis zuliebe und zur Schonung der Maschinen nur selten mit voller Dampfkraft gefahren wird, muß zu kriegerischen Unternehmungen ein Schiss imstande sein, sobald es sich in See befindet, die höchste Maschinenleistung zu entwickeln und dazu stets alle Kessel in Betrieb halten. Bei einer Besatzungsstärke von rund tausend Mann, wie sie die Linienschiffe und Großen Kreuzer aufweisen, ist auch immer mit einem gewissen Prozentsatz von Kranken und sonstigem Personalausfall zu rechnen. Er wird durch diesen Mobilmachungszuschlag gedeckt, der etwa zehn Prozent des Friedensetats beträgt. Im weiteren Verlaufe des Krieges zeigte sich seine Nützlichkeit auch darin, daß man imstande war, Beurlaubungen eintreten zu lassen, ohne die Gefechtsbereitschaft in nachteiliger Weise herabzusetzen…“