Gottfried August Bürger

Über den Wert und Unwert der Dichtungen von unserem Gottfried August Bürger mögen sich die Kunstrichter streiten. Wir Panzertiere ehren unseren großen deutschen Dichter mit dem Vortrag seiner Werke anläßlich seines heutigen Wiegenfestes. Zu Molmerswende im Harz erblickte unser Bürger 1747 das Licht der Welt. Als Sohn eines Klerikers konnte er die Gotteskunde (in Halle an der Saale) und die Rechtswissenschaft (in Göttingen) studieren und verdiente seine Brötchen später als Amtsmann und Hochschullehrer. Von seiner Dichtkunst allein konnte er nicht leben, wenn er damit auch großen Anklang fand. Drei Frauen hatte unser Bürger: Dorothea Leonhart (1774), Auguste Leonhart (1785) und Elie Hahn (1790), mit denen er zwei Töchter zeugte. Sein Werk besteht hauptsächlich aus Gedichten… In seiner Erzählung „Wunderbare Reisen zu Wasser und zu Lande Feldzüge und lustige Abenteuer des Freiherrn von Münchhausen“ tischt unser Bürger euch nun die Jagdgeschichten des Barons auf: http://www.zeno.org/Literatur/M/B%C3%BCrger,+Gottfried+August/Erz%C3%A4hlprosa/M%C3%BCnchhausen

„Ich übergehe manche lustige Auftritte, die wir bei dergleichen Gelegenheiten hatten, weil ich Ihnen noch verschiedene Jagdgeschichten zu erzählen gedenke, die mir merkwürdiger und unterhaltender scheinen. Sie können sich leicht vorstellen, meine Herren, daß ich mich immer vorzüglich zu solchen wackern Kumpanen hielt, welche ein offenes, unbeschränktes Waldrevier gehörig zu schätzen wußten. Sowohl die Abwechselung des Zeitvertreibes, welchen dieses mir darbot, als auch das außerordentliche Glück, womit mir jeder Streich gelang, gereichen mir noch immer zur angenehmsten Erinnerung. Eines Morgens sah ich durch das Fenster meines Schlafgemachs, daß ein großer Teich, der nicht weit davon lag, mit wilden Enten gleichsam überdeckt war. Flugs nahm ich mein Gewehr aus dem Winkel, sprang zur Treppe hinab, und das so über Hals und Kopf, daß ich unvorsichtigerweise mit dem Gesichte gegen die Türpfoste rennte. Feuer und Funken stoben mir aus den Augen; aber das hielt mich keinen Augenblick zurück. Ich kam bald zum Schuß; allein wie ich anlegte, wurde ich zu meinem großen Verdrusse gewahr, daß durch den soeben empfangenen heftigen Stoß sogar der Stein von dem Flintenhahne abgesprungen war. Was sollte ich nun tun? Denn Zeit war hier nicht zu verlieren. Glücklicherweise fiel mir ein, was sich soeben mit meinen Augen zugetragen hatte. Ich riß also die Pfanne auf, legte mein Gewehr gegen das wilde Geflügel an und ballte die Faust gegen eins von meinen Augen. Von einem derben Schlage flogen wieder Funken genug heraus, der Schuß ging los, und ich traf fünf Paar Enten, vier Rothälse und ein Paar Wasserhühner. Gegenwart des Geistes ist die Seele mannhafter Taten. Wenn Soldaten und Seeleute öfters dadurch glücklich davonkommen, so dankt der Weidmann ihr nicht seltener sein gutes Glück. So schwammen einst auf einem Landsee, an welchen ich auf einer Jagdstreiferei geriet, einige Dutzend wilder Enten allzuweit voneinander zerstreut umher, als daß ich mehr denn eine einzige auf einen Schuß zu erlegen hoffen konnte; und zum Unglück hatte ich meinen letzten Schuß schon in der Flinte. Gleichwohl hätte ich sie gern alle gehabt, weil ich nächstens eine ganze Menge guter Freunde und Bekannten bei mir zu bewirten willens war. Da besann ich mich auf ein Stückchen Schinkenspeck, welches von meinem mitgenommenen Mundvorrat in meiner Jagdtasche noch übriggeblieben war. Dies befestigte ich an eine ziemlich lange Hundeleine, die ich aufdrehete und so wenigstens noch um viermal verlängerte. Nun verbarg ich mich im Schilfgesträuch am Ufer, warf meinen Speckbrocken aus und hatte das Vergnügen, zu sehen, wie die nächste Ente hurtig herbeischwamm und ihn verschlang. Der ersten folgten bald alle übrigen nach, und da der glatte Brocken am Faden gar bald unverdaut hinten wieder herauskam, so verschlang ihn die nächste, und so immer weiter. Kurz, der Brocken machte die Reise durch alle Enten samt und sonders hindurch, ohne von seinem Faden loszureißen. So saßen sie denn alle daran wie Perlen an der Schnur. Ich zog sie gar allerliebst ans Land, schlang mir die Schnur ein halbes Dutzend mal um Schultern und Leib und ging meines Weges nach Hause zu. Da ich noch eine ziemliche Strecke davon entfernt war und mir die Last von einer solchen Menge Enten ziemlich beschwerlich fiel, so wollte es mir fast leid tun, ihrer allzu viele eingefangen zu haben. Da kam mir aber ein seltsamer Vorfall zustatten, der mich anfangs in nicht geringe Verlegenheit setzte. Die Enten waren nämlich noch alle lebendig, fingen, als sie von der ersten Bestürzung sich erholt hatten, gar mächtig an mit den Flügeln zu schlagen und sich mit mir hoch in die Luft zu erheben. Nun wäre bei manchem wohl guter Rat teuer gewesen. Allein ich benutzte diesen Umstand, so gut ich konnte, zu meinem Vorteil und ruderte mich mit meinen Rockschößen nach der Gegend meiner Behausung durch die Luft. Als ich nun gerade über meiner Wohnung angelangt war und es darauf ankam, ohne Schaden mich herunterzulassen, so drückte ich einer Ente nach der andern den Kopf ein, sank dadurch ganz sanft und allmählich gerade durch den Schornstein meines Hauses mitten auf den Küchenherd, auf welchem zum Glück noch kein Feuer angezündet war, zu nicht geringem Schreck und Erstaunen meines Koches. Einen ähnlichen Vorfall hatte ich einmal mit einer Kette Hühner. Ich war ausgegangen, um eine neue Flinte zu probieren, und hatte meinen kleinen Vorrat von Hagel ganz und gar verschossen, als wider alles Vermuten vor meinen Füßen eine Flucht Hühner aufging. Der Wunsch, einige derselben abends auf meinem Tische zu sehen, brachte mich auf einen Einfall, von dem Sie, meine Herren, auf mein Wort, im Falle der Not Gebrauch machen können. Sobald ich gesehen hatte, wo sich die Hühner niederließen, lud ich hurtig mein Gewehr und setzte statt des Schrotes den Ladstock auf, den ich, so gut sichs in der Eile tun ließ, an dem obern Ende etwas zuspitzte. Nun ging ich auf die Hühner zu, drückte, sowie sie aufflogen, ab und hatte das Vergnügen, zu sehen, daß mein Ladstock mit sieben Stücken, die sich wohl wundern mochten, so früh am Spieße vereinigt zu werden, in einiger Entfernung allmählich heruntersank. – Wie gesagt, man muß sich nur in der Welt zu helfen wissen. Ein anderes Mal stieß mir in einem ansehnlichen Walde von Rußland ein wunderschöner schwarzer Fuchs auf. Es wäre jammerschade gewesen, seinen kostbaren Pelz mit einem Kugel- oder Schrotschusse zu durchlöchern. Herr Reineke stand dicht bei einem Baume. Augenblicklich zog ich meine Kugel aus dem Laufe, lud dafür einen tüchtigen Brettnagel in mein Gewehr, feuerte und traf so künstlich, daß ich seine Lunte fest an den Baum nagelte. Nun ging ich ruhig zu ihm hin, nahm mein Weidmesser, gab ihm einen Kreuzschnitt übers Gesicht, griff nach meiner Peitsche und karbatschte ihn so artig aus seinem schönen Pelze heraus, daß es eine wahre Lust und ein rechtes Wunder zu sehen war. Zufall und gutes Glück machen oft manchen Fehler wieder gut. Davon erlebte ich bald nach diesem ein Beispiel, als ich mitten im tiefsten Walde einen wilden Frischling und eine Bache dicht hintereinander hertraben sah. Meine Kugel hatte gefehlt. Gleichwohl lief der Frischling vorn ganz allein weg, und die Bache blieb stehen, ohne Bewegung, als ob sie an den Boden festgenagelt gewesen wäre. Wie ich das Ding näher untersuchte, so fand ich, daß es eine blinde Bache war, die ihres Frischlings Schwänzlein im Rachen hielt, um von ihm aus kindlicher Pflicht fürbaß geleitet zu werden. Da nun meine Kugel zwischen beiden hindurchgefahren war, so hatte sie diesen Leitzaum zerrissen, wovon die alte Bache das eine Ende noch immer kauete. Da nun ihr Leiter sie nicht weiter vorwärts gezogen hatte, so war sie stehengeblieben. Ich ergriff daher das übriggebliebene Endchen von des Frischlings Schwanze und leitete daran das alte hilflose Tier ganz ohne Mühe und Widerstand nach Hause…“

Die Absage der Tauroggen-Gedenkfeier wegen des Ukrainekrieges — Klaus Kinski

Die Panzergedenkfeier für die Konvention von Tauroggen fällt dieses Jahr aus. Nicht so sehr aus Mitgefühl mit der Ukraine, sondern vor allem weil sich die hiesigen Parteigänger Rußlands derart zum Affen gemacht haben, daß man nur noch den Kopf darüber schütteln kann. Das alberne Märchen vom unbesiegbaren Rußland im Kampf gegen die bösen militaristischen Nationalsozialisten […]

Die Absage der Tauroggen-Gedenkfeier wegen des Ukrainekrieges — Klaus Kinski

Theodor Fontane

Nicht ein jeder Dichter kann große Dinge besingen und so wäre es gar zu gehässig, wenn wir Panzertiere unseren Theodor Fontane unter den Tisch fallen ließen, weil seine Erzählungen meist vom alltäglichen Herzeleid handeln. In seinen Gedichten begibt es sich zudem durchaus in die höheren Gefilde und besingt etwa unseren Eisernen Reichskanzler Otto von Bismarck, unseren Alten Dessauer Leopold von Anhalt oder den Schwedenkönig Gustav Adolf. Zur Welt kam unser Fontane 1819 in Neuruppin im Brandenburger Land. Gelernt hat unser Dichter eigentlich Apotheker, verdiente sein Brot aber ab 1849 als Zeitungsschreiber. Später konnte er dann von seinen Dichtungen leben. Geheiratet hat unser Fontane 1850 Emilie Rouanet-Kummer. Die beiden hatten sieben Kinder. „Vor dem Sturm“, „Grete Minde“, „Ellernklipp“, „L’Adultera“, „Schach von Wuthenow“, „Graf Petöfy“, „Unterm Birnbaum“, „Cecile“, „Irrungen, Wirrungen“, „Stine“, „Quitt“, „Unwiederbringlich“, „Frau Jenny Treibel“, „Effi Briest“, „Die Poggenpuhls“ oder „Der Stechlin“ heißen seine Geschichten; zu diesen gesellen sich die Erzählungen „Wanderungen durch die Mark Brandenburg“ und „Fünf Schlösser“ sowie die Geschichtswerke „Der Schleswig-Holsteinsche Krieg im Jahre 1864“ und „Der Krieg gegen Frankreich 1870–1871“. Wie gewohnt lesen wir Panzertiere aus den Werken unseres Dichters vor. Die Erzählung „Quitt“ versuche ich euch von den Werken unseres Fontanes näherzubringen: http://www.zeno.org/Literatur/M/Fontane,+Theodor/Romane/Quitt

„Die Kirche war noch nicht aus, aber die alte Frau Menz und ihr Sohn Lehnert – ein schlanker, hübscher Mensch von siebenundzwanzig, dem man, auch ohne seine siebenziger Kriegsdenkmünze (neben der übrigens auch noch ein anderes Ehrenzeichen hing), den altgedienten Soldaten schon auf weite Entfernung hin angesehen hätte – hatten den Schluß des Gottesdienstes nicht abgewartet und saßen bereits draußen auf einem großen Grabstein, zu dessen Häupten eine senkrecht stehende Marmorplatte mit einer »Christi Himmelfahrt« in Relief in die dicht dahinter befindliche Kirchhofsmauer eingelassen war. Der Sohn, der schon während einer ganzen Weile mit der Kante seiner Stiefelsohlen allerlei Rinnen in den Sand gezogen hatte, war augenscheinlich verstimmt und vermied es, die Mutter anzublicken, die ihrerseits ängstlich vor sich hin sah und darauf wartete, daß der Sohn reden solle. Dazu kam es aber nicht, und so hörte man denn nichts als die letzte Liederstrophe, die drinnen eben gesungen wurde. Sonst war alles still. Der grelle Sonnenschein lag auf den Gräbern, die Schmetterlinge flogen dazwischen hin und her, und über dem Ganzen wölbte sich der tiefblaue Himmel und versprach einen heißen Tag. Endlich nahm die Mutter ihres Sohnes Hand. Er zog sie aber unwirsch wieder zurück und sagte: „Ach laß, Mutter. Du meinst es gut. Aber was hab ich davon? Eigentlich bist du doch schuld an allem, weil du nicht weißt, was du willst, und auch nie gewußt hast. Auf Paschen und Wildern hast du mich erzogen, und wenn’s dann schiefgeht und du’s mit der Angst kriegst, dann steckst du dich hinter Siebenhaar und jammerst ihm was vor, und der soll dann mit einem Mal einen Heiligen aus mir machen.“ „Du weilst ja doch, Lehnert, was er alles für dich getan hat.“ „Weiß alles. Aber er darf mich nicht anpredigen, und wenn er’s tut, so darf er nicht nach mir hinsehen, daß auch der Dümmste merken kann, wen er meint. Das darf er nicht, und wenn ich ihn sehe, dann sag ich’s ihm auch.“ „Er will dich sprechen nach der Kirche.“ „Da haben wir’s. Also wieder abgekartet. Dacht ich’s doch. Ach, Mutter, du quälst mich und richtest nichts Gutes damit an.“ In diesem Augenblicke schwieg es drin, und statt des Gesanges der Gemeinde hörte man nur noch das Nachzittern der Orgel und bald danach den eigentümlichen Klapperton, mit dem die Pfennigstücke der einzeln und in Gruppen aus der Kirche Kommenden in die dicht an der Kirchentür aufgestellte Sammelbüchse fielen. Und nun kamen auch die Leute selbst und gingen an dem Grabstein vorüber, auf das weit offenstehende, kaum dreißig Schritt entfernte Kirchhofsportal zu, wobei sie der Frau Menz und ihrem Sohne freundlich zunickten; aber ehe sie noch den Ausgang erreicht hatten, erschien auch schon in Front der nach wie vor auf dem Grabstein Sitzenden ein breitschultriger und kurzhalsiger Mann von Mitte Dreißig, dessen Stutzhut und hechtgrauer Rock mit grünen Rabatten (des Hirschfängers ganz zu schweigen) über seinen Beruf keinen Zweifel lassen konnte. Vorn, im zweiten Knopfloch, an einem absichtlich nicht allzu kurzen Bande, trug er das Eiserne Kreuz, das sich, eben weil das Band zu lang war, bei jedem Schritt in herausfordernder und jedenfalls in respekterwartender Weise hin und her bewegte. Der ganze Mann ein Bild von Selbstbewußtsein und Hochmut. „Guten Tag, Herr Förster“, sagte Frau Menz und stand rasch auf, um ihm einen Knicks zu machen. Der Förster nickte kurz, streifte Lehnert, der sich nicht gerührt hatte, mit einem Blick und ging dann weiter. „Was bliebst du nicht sitzen, Mutter? Warum hast du geknickst? Er kam, er mußte grüßen, nicht du. Aber das ist immer die alte Geschichte mit dir. Du hast nur zwei Gedanken: Angst und Vorteil, und hast keinen Stolz und keine Ehre. Du bist noch ganz aus der Kriechezeit. Und nun gar kriechen vor dem, vor solchem Schubbejack. Ist er denn dein Herr? Unser Feind ist er, weiter nichts. Gott sei Dank, er fürchtet sich vor mir. Aber ich wollt es ihm auch raten. Er kennt mich noch vom Görlitzer Scheibenstand her und weiß, ich hab eine sichere Hand und ein gutes Auge.“ „Sei doch still, Junge! Du redst dich noch ins Gericht. Und wenn du durchaus reden willst, so rede nicht so laut. Es kann’s ja jeder hören.“ „Soll auch.“ Er hätte wohl noch weitergesprochen, wenn nicht in eben diesem Augenblicke der alte Pastor Siebenhaar in Person von der Kirche her den Kirchhofsgang heraufgekommen wäre, neben ihm der Küster, zu dem er leise sprach. Und jetzt erhob sich auch Lehnert. „Ich möchte dich noch sprechen“, sagte der Alte, während er Lehnert im Vorübergehen die Hand reichte. „Komm in einer Viertelstunde! Das heißt, so dir’s beliebt.“ Und mit einem freundlichen Blick, der Lehnert zu Herzen ging, ging der Alte weiter, erst auf das Portal und dann, etwas rechts abbiegend, auf das hinter einer Reihe verschnittener Linden gelegene Pfarrhaus zu…“

Vizeadmiral Wilhelm von Tegetthoff

Mit einem Flottenführer wie unserem Wilhelm von Tegetthoff wäre unserem deutschen Afrikakorps wohl nicht der Nachschub ausgegangen. In Marburg an der Trau 1827 geboren, fuhr er seit 1840 zur See und stieg bis 1861 zum Linienschiffkapitän auf. Unser Kaiser Franz Joseph übertrug ihm 1864 den Befehl über seine Flotte und mit dieser segelte unser Tegetthoff vom Mittelmeer in die Nordsee und stellte bei Helgoland die Dänen zur Schlacht. Beide Seiten beanspruchen wohl den Sieg, aber da unser Tegetthoff die Dänen zur Aufgabe der Sperrung unserer deutschen Häfen gezwungen hat, haben wohl wir Deutschen gesiegt. Im Jahre 1866 kam es zwischen der Ostmark und Italien abermals zum Krieg. Bei Lissa stellte unser Tegetthoff die italienische Flotte zur Schlacht und schlug diese nachdrücklich. Gerne hätte man 1870/71 gesehen, was er gegen die überlegene gallische Flotte vermocht hätte, aber das Ausscheiden der Ostmark aus dem deutschen Reichsverband setzte unsren Tegetthoff außer Gefecht. Zur Vorgeschichte der Seeschlacht bei Lissa kommt das Buch „Admiral Tegetthoff und die österreichische Kriegsmarine“ nunmehr und wir mit ihm: https://archive.org/details/admiraltegetthof00mera

„Admiral Tegetthoff ist mehr Mann der Tat als des Wortes, insoferne als er wohl im größten Sinne des Wortes nach Wunsch handeln, aber nicht stets nach dem Sinne reden kann; auch in dieser Hinsicht ist er ein echter Seemann. An die Gefahr gewöhnt, jederzeit gewärtig den Elementen trogen zu müssen, um seinen Standpunkt zu bewahren, ist sein Charakter darnach geworden. Er fürchtet nicht ein freies Wort zu reden, wenn es nach seiner Überzeugung für das Wohl der Sache notwendig ist, für die er zu plädieren hat; wohl dem Staate, der viele solche Männer zur Verfügung hat, um das Staatsruder lenken zu helfen. Aber Admiral Tegetthoff hatte in einer derartigen Stellung mehr Stürme durchzumachen, mehr Klippen und Riffe zu umschiffen, als bisher in seiner jahrelangen maritimen Praxis. Man glaubte wohl nach dem schleswig-Holsteinischen Feldzug an eine neue Friedensära; die Flotte wurde abgerüstet, ein neuer Oberkommandant hatte den Platz des Erzherzogs Ferdinand Max eingenommen und eine neue Organisierung wurde vorgenommen. Admiral Tegetthoff erhielt das Kommando der wenigen ausgerüsteten Schiffe und kreuzte mit diesen im adriatischen Meere und in der Levante. Von der Idee durchdrungen, daß Österreichs Wohlfahrt von der Ausbreitung und Vergrößerung seines Handels abhänge, hatte der jetzige Handelsminister Admiral Baron Wüllerstorf es endlich erreicht, daß eine Schiffsabteilung nach Japan, China und Ostindien abgehen sollte, um Österreichs Flagge zu vertreten, und wo möglich mit ersteren beiden Ländern vorteilhafte Handelsverträge abzuschließen; schon waren die Kriegsschiffe hierzu bestimmt und der Zeitpunkt für die Abreise der Expedition. Admiral Tegetthoff war mit deren Kommando betraut und ihm ward auch die verdienstvolle Mission zu Teil, die zur Hebung des vaterländischen Handels und der Industrie so nötigen Handelsbeziehungen anzuknüpfen und wo möglich auch vorteilhafte Verträge abzuschließen. Aber noch vor dem zur Abreise bestimmten Zeitpunkte hatten die politischen Verhältnisse zwischen Österreich und Preußen eine so ernste Wendung genommen, daß die beabsichtigte Mission aufgeschoben werden mußte. Als auch bald darauf Italien offen seine feindlichen Absichten kund gab, wurde mit aller Eile die Ausrüstung der Eskadre begonnen. Mit diesem Moment bereits begann das große Verdienst, das Admiral Tegetthoff sich im letzten Kriege um Österreich erworben. Ohne die rastlose Energie des erprobten Seemannes, der hierin treulich durch die Tätigkeit des Admiral Baron Bourguignon unterstützt wurde, hätte sich der Glaube an einen andauernden Frieden bitter gerächt. – Nicht bloß hatte man in Folge dieser Friedenszuversicht die Mehrzahl der Schiffe gänzlich abgerüstet, sondern man hatte auch größere, nötige Reparaturen mehrerer Schiffe (darunter auch des Linienschiffes „Kaiser“, welches bestimmt war, im Laufe des Frühjahres behufs einer Generalreparatur ans Land gezogen zu werden) in die Länge gezogen, um das Budget nicht zu sehr zu belasten und die Vollendung der zwei großen Panzerfregatten mit einer wahrhaft patriarchalischen Gemütlichkeit betrieben, als wenn die Möglichkeit eines baldigen Krieges in das Reich der Mythe gehöre. Die Ansichten, die man über die Rolle hegte, welche die Eskadre im bevorstehenden Kriege spielen würde, sind leicht aus dem Umstande ersichtlich, daß man nicht Willens war, das Linienschiff und die beiden großen Panzerfregatten (die drei größten Schiffe der österreichischen Flotte) auszurüsten. Nur nach wiederholten und eindringlichen Bitten und Vorstellungen erhielt Admiral Tegetthoff die Bewilligung zur Ausrüstung dieser Schiffe mit dem vorhandenen Material, und seiner Fürsorge gelang es, dieselben, wenn auch nur notdürftig ausgerüstet, zur Eskadre in Fasana stoßen, und die einige Wochen vor Beginn des Krieges verräterischerweise im Hafen von Pola in Brand gesteckte Fregatte „Novara“ schleunigst reparieren zu lassen. Die weiteren Vorgänge, wie Tegetthoff mit seiner kaum zusammengestellten Eskadre sich vor Ancona begab, um die italienische Flotte zum Kampfe herauszufordern, sind bereits genügend bekannt. Es dürfte wohl keinem Zweifel unterliegen, daß dieses kühne Vorgehen den Italienern imponierte. Italien hatte seit sieben Jahren Hunderte von Millionen für seine Flotte verausgabt und auch seinen Zweck insoferne erreicht, daß es ebenso viele ausgerüstete Panzerfregatten besaß, wie Frankreich oder England. Die Flotte war Italiens Stolz und allgemein war der Glaube verbreitet, daß Österreichs Escadre höchstens unter dem Schutze der mächtigen Batterien Polas ein Gefecht liefern könne. Da erschien Tegetthoff plöglich vor Ancona und die italienische Flotte wagte selbst nicht unter dem Schutze der Batterien Anconas und der zahlreichen Seeminen die Herausforderung anzunehmen. Sie müssen damals bereits die Überzeugung erhalten haben, daß die österreichische Eskadre doch kein so gering zu schätzender Gegner sei. Bis nicht die wenigen noch fehlenden Schiffe zur italienischen Flotte gestoßen waren, hörte man nichts von derselben, die nach der Ansicht der Regierung durch ihr bloßes Erscheinen in der Adria Schrecken und Verwirrung in den österreichischen Küstenländern erregen sollte…“

Thea von Harbou

In Tauperlitz im Frankenland wurde 1888 unsere große deutsche Schriftstellerin Thea von Harbou geboren, die für einen erheblichen Teil unserer altdeutschen Filme die Drehbücher geschrieben hat. So etwa für „Der müde Tod“, „Dr. Mabuse, der Spieler“, „Die Nibelungen“, „Metropolis“, „M“, „Das Testament des Dr. Mabuse“, „Hanneles Himmelfahrt“, „Prinzessin Turandot“, „Ein idealer Gatte“, „Der alte und der junge König“, „Eine Frau ohne Bedeutung“, „Der zerbrochene Krug“ oder „Via Mala“. Romane gibt es von ihr auch zu lesen und zwar: „Die nach uns kommen“, „Der Krieg und die Frauen“, „Der unsterbliche Acker“, „Deutsche Frauen. Bilder stillen Heldentums“, „Die deutsche Frau im Weltkrieg. Einblicke und Ausblicke“, „Der belagerte Tempel“, „Die unheilige Dreifaltigkeit“, „Gold im Feuer“, „Die Insel der Unsterblichen“ oder „Aufblühender Lotos“. Ich versuche mal mein Glück mit der Prinzessin Turandot: https://www.youtube.com/watch?v=YE1eJ9HRJJQ

Johannes Kepler

Den Geburtstag von unserem Johannes Kepler, unserem großen deutschen Sternenkundler aus dem Schwabenland feiern wir heute. In der Stadt Weil erblickte er 1571 das Licht der Welt. Studiert hat er in Tübingen und wurde daraufhin der Gehilfe des dänischen Sternenkundlers Tycho Brahe. Diesem Folge er als Hofsterndeuter bei den Habsburgern nach und diente in dieser Stellung unseren Kaisern Rudolf II., Matthias I. und Ferdinand II.; zuletzt stand er in den Diensten Wallensteins, der gar sehr erpicht darauf war, sich die Zukunft aus den Sternen lesen zu lassen. Die größte naturwissenschaftliche Leistung unseres Keplers besteht in der Aufstellung der Gesetzmäßigkeiten zur Berechnung der Planetenbahnen. Den Keplerschen Gesetze. Aber auch sonst können sich seine Entdeckungen und Erfindungen sehen lassen. Im Jahre 1597 ehelichte er seine Herzensdame Barbara Müller, mit der er fünf Kinder hatte. Mit unserem Kepler fühlen wir nun weiterhin dem Schnee und seiner Form auf den Zahn: https://archive.org/details/neujahrsgeschen00keplgoog

„Die zweite Annahme soll sein, daß sich diese Flüssigkeitskügeln gegenseitig berühren, zum Beispiel in der Ebene in quadratischer, im Raum in kubischer Anordnung, so daß jede Kugel von sechs anderen berührt wird, von denen in der Figur nur vier abgebildet werden können, die fünfte und sechste sind darunter und darüber zu denken. Nach dieser Annahme sind die Kugeln gegen das Eindringen der Kälte in die Zwischenräume von der einen Berührungsstelle bis zur gegenüberliegenden geschützt, so daß die Kondensation zwar gegen die Mittelpunkte der Kügelchen erfolgen kann, doch so, daß sie auch gegen die Durchmesser der Berührungsstellen, in denen sie gegen die Kälte geschützt sind, stattfindet. Wie ich vorausgesagt habe, wird man hier mit Recht fragen, durch welche Kraft die Kugeln direkt angeordnet werden. Wenn es materiell nicht anders möglich wäre, wäre die Sache erledigt. Materiell kann die Anordnung doppelt sein, wie oben auseinandergesetzt ist. Außerdem können die drei Reihen verschieden vereinigt sein, so daß mehrfache Anordnungen entstehen. Sollen wir als Ursache dieser Verteilung vielleicht annehmen, daß nur bei dieser Anordnung ringsherum alles ähnlich ist und die Berührungspunkte gleichmäßig verteilt sind, bei den übrigen aber nicht? Denn wenn, wie oben erwähnt, jede Kugel von zwölf anderen berührt wird, so sind die Zwischenräume zwischen ihnen teils drei-, teils vierseitig, hier aber sind sie sämtlich vierseitig. Dort schneiden sich zwei der die gegenüberliegenden Eckpunkte verbindenden Durchmesser unter rechten Winkeln, die anderen vier aber nicht, hier aber schneiden sich alle Durchmesser unter gleichen rechten Winkeln. Dort entsteht durch Verbindung der Endpunkte der Durchmesser ein Kuboktaeder (Vergleiche die Figur), hier aber ein Oktaeder in der Kugel. Der Vorzug der direkten Anordnung vor der schiefen ist damit zwar klargestellt, aber die Ursache geht daraus nicht hervor, warum die Kugeln sich eher nach dieser Anordnung als nach jener lagern sollten. Warum und wie tut dies die Kälte? Wenn die Kälte etwas bewirkt, so ist es eine Verdichtung oder Durchdringung der Materie an den Stellen, wo sie eine Blöße zeigt oder einen geringeren Widerstand leistet. Und um noch eine Möglichkeit zuzulassen, kann bei dem geradlinigen Fall gegen die Erde wohl nach der Tiefe die direkte Anordnung möglich sein, aber woher kommt die nach der Breite? Es bleibt also nur übrig, daß die innere Wärme diese kubische Anordnung hervorbringt, wenn nämlich überhaupt diese Anordnung besteht, das heißt, wenn unser Nihil ein Aliquid ist. Nach dieser Entwicklung ist es so, wie wenn die Wärme jedem Tropfen die Oktaederform vorschreiben oder die Materie in eine Reihe von Sternchen anordnen und so die innere Disposition der einzelnen Kügelchen durch die äußere Anordnung aller unterstützen würde. In keinem Fall kann aber diese Anordnung eine unveränderliche sein, wo eine Störung wie gerade hier so leicht ist. Es gibt aber auch Gründe für die Annahme, daß die einzelnen Tropfen ohne äußere Veranlassung lediglich durch sich selbst zu jener Anordnung gelangen. Denn wenn die Gestalt von der Anordnung und der gegenseitigen Berührung herstammt, müßten alle Sternchen gleich groß sein; man bemerkt aber unter ihnen bedeutende Größenunterschiede. Ja selbst die regelmäßige Bildung vieler Sternchen enthält noch manches Ungewöhnliche. So gelangen wir zu keinem Ende, wenn über die Art und Weise .keine Klarheit herrscht, wie die innere Wärme den Tropfen nach drei Durchmessern in der Form eines Oktaeders oder vielmehr eines Sechsecks sich entwickeln läßt, so daß nach diesen die Ansammlung der Materie durch Kondensation erfolgt. (Erinnere dich des froher Gesagten, daß die Meinung, das „Nichts“ bestehe in der Durchkreuzung dreier Durchmesser, keinen Wert hat.) Man könnte auch meinen, daß jene zackigen Teilchen gesondert herumfliegen und erst während des Falles sich zufällig kreuzweise übereinanderlegen. Offenbar ist das falsch. Denn dann würden sich nicht immer drei treffen, sie würden nicht im Mittelpunkt und nicht immer im selben Punkt sich kreuzen; dazu kommt, daß sich die zackigen Nadeln sämtlich vom Mittelpunkt des Sternchens oder der doppelten Kreuzung ausbreiten beinahe wie die Nadeln eines Tannenzweiges, was beweist, daß die bildende Kraft im Mittelpunkt ihren Sitz hat und von da aus nach allen Richtungen gleichmäßig ihre Wirkung ausübt…“

Ernst Moritz Arndt

Unser großer deutscher Dichter und Denker Ernst Moritz Arndt hat heute Geburtstags (1769 auf Rügen) und daher erzählt er uns nun etwas von „Von Freiheit und Vaterland“, eine seiner berühmten Flugschriften:

„Und es sind elende und kalte Klügler aufgestanden, die sprechen in der Nichtigkeit ihrer Herzen: Vaterland und Freiheit, leere Namen ohne Sinn, schöne Klänge, womit man die Einfältigen betört! Wo es dem Menschen wohl geht, da ist sein Vaterland, wo er am wenigsten geplagt wird, da blüht die Freiheit. Diese sind wie die dummen Tiere nur auf den Bauch und auf seine Gelüste gerichtet und vernehmen nichts von dem Wehen des himmlischen Geistes. Sie grasen wie das Vieh nur die Speise des Tages, und was ihnen Wollust bringt, deucht ihnen das Einziggewisse. Darum heckt Lüge in ihrem eitlen Geschwätz, und die Strafe der Lüge brütet aus ihren Lehren. Auch ein Tier liebt; solche Menschen aber lieben nicht, die Gottes Ebenbild und das Siegel der göttlichen Vernunft nur äußerlich tragen. Der Mensch aber soll lieben bis in den Tod und von seiner Liebe nimmer lassen noch scheiden. Das kann kein Tier, weil es leicht vergißt, und kein tierischer Mensch, weil ihm Genuß nur behagt. Darum, o Mensch, hast du dein Vaterland, ein heiliges Land, ein geliebtes Land, eine Erde, wonach deine Sehnsucht ewig dichtet und trachtet. Wo dir Gottes Sonne zuerst schien, wo dir die Sterne des Himmels zuerst leuchteten, wo seine Blitze dir zuerst seine Allmacht offenbarten und seine Sturmwinde dir mit heiligen Schrecken durch die Seele brauste, da ist deine Liebe, da ist dein Vaterland. Wo das erste Menschenauge sich liebend über deine Wiege neigte, wo deine Mutter dich zuerst mit Freuden auf dem Schoß trug und dein Vater dir die Lehren der Weisheit ins Herz grub, da ist deine Liebe, da ist dein Vaterland. Und seien es kahle Felsen und öde Inseln, und wohnte Armut und Mühe dort mit dir, du mußt das Land ewig lieb haben; denn du bist ein Mensch und sollst nicht vergessen, sondern behalten in deinem Herzen. Auch ist die Freiheit kein leerer Traum und kein wüster Wahn, sondern in ihr lebt dein Mut und dein Stolz und die Gewißheit, daß du vom Himmel stammst. Da ist Freiheit, wo du leben darfst, wie es dem tapferen Herzen gefällt; wo du in den Sitten und Weisen und Gesetzen deiner Väter leben darfst; wo dich beglückt, was schon deinen Ureltervater beglückte; wo keine fremden Henker über dich gebieten und keine fremden Treiber dich treiben, wie man das Vieh mit dem Stecken treibt. Dieses Vaterland und diese Freiheit sind das Allerheiligste auf Erden, ein Schatz, der eine unendliche Liebe und Treue in sich verschließt, das edelste Gut, was ein Mensch auf Erden besitzt und zu besitzen begehrt. Darum auch sind sie gemeine Seelen ein Wahn und eine Torheit allen, die für den Augenblick leben. Aber die Tapfern heben sie zum Himmel empor und wirken Wunder in dem Herzen der Einfältigen. Auf denn, redlicher Deutscher! Bete täglich zu Gott, daß er dir das Herz mit Stärke fülle und deine Seele entflamme mit Zuversicht und Mut. Daß keine Liebe dir heiliger sei als die Liebe des Vaterlands und keine Freude dir süßer als die Freude der Freiheit. Damit du wiedergewinnst, worum dich Verräter betrogen, und mit Blut erwirbst, was Toren versäumten. Denn der Sklave ist ein listiges und geiziges Tier, und der Mensch ohne Vaterland der unseligste von allen…“

Ein Gedicht von unserem Arndt gibt es auch und zwar „Die Schlacht beim schönen Bunde“, in welchem er die Schlacht von Belle-Alliance besingt:

„Auf Viktoria! Auf Viktoria!

Welch ein Klang aus Niederland!

Über Strom und Berg geklungen,

Tausendstimmig nachgesungen

Rollet er die Welt entlang.

Alter Blücher! Alter Blücher!

Jüngling mit dem weißen Haar!

Der wie Mars zu Rosse sitzet,

Der wie Gottes Wetter blitzet,

Machst den Schwur du wieder wahr?

Jenen Schwur, den du geschworen

Einst an Gott und Vaterland,

Deinen Degen zu zerbrechen

Oder Deutschlands Schmach zu rächen

An dem welschen Bubentand?

Alter Blücher! Alter Blücher!

Mahnst du das Banditenheer

An der Katzbach nasse Tiefen

Und an Leipzig, wo sie liefen?

An Brienne, Laon, La Fère?

Auf Viktoria! Auf Viktoria!

Dreimal hoch Viktoria!

Wer in Spanien ist gewesen,

Kennt den Namen auserlesen,

Kennt das Feld Vittoria.

Talavera, Salamanka

Und Vittoria dreimal hoch!

Auch ein Klang klingt von Tolose,

Und dir bebt das Herz, Franzose –

Wellington, der lebet noch.

Auf Viktoria! Auf Viktoria!

Blücher, Wellington und Gott,

Diese drei sind fest verbunden,

Und der Feind ist hingeschwunden,

Und sein Dräun ist Kinderspott.

Bei La belle Alliance –

Heißt auf Deutsch der Schöne Bund –

Hielt der große Himmelsrichter

Das Gericht der Bösewichter,

Ihres Trotzes letzte Stund‘.

Auch Viktoria, auch Viktoria

Euch, ihr Tapfre, die ihr ruht!

Die kein Schlachtruf mehr erwecket,

Die des Todes Nacht bedecket,

Freiheit blüht aus eurem Blut.

Nun nach Frankreich! Nun nach Frankreich!

Klinget dort Viktoria!

Daß die Büberei sich schäme,

Daß die Eitelkeit sich gräme,

Klinget hell Viktoria!

Nun nach Frankreich! Nun nach Frankreich!

Gießt den Strom der Männer aus!

Laßt sie sehen, laßt sie fühlen,

Was es heißt, mit Eiden spielen;

Kehrt die Brut der Hölle aus!

Nun nach Frankreich! Nun nach Frankreich!

Ins Franzosenparadies!

Straft das Land der bösen Heiden,

Das uns zwanzig Jahr‘ an Freuden,

Zehn an Freiheit darben ließ.

Nun nach Frankreich! Nun nach Frankreich!

Holt gestohlnes Gut zurück!

Unsre Festen, unsre Grenzen,

Unsern Teil an Siegeskränzen,

Ehr‘ und Freude holt zurück!

Auf Viktoria! Auf Viktoria!

Welch ein Klang aus Niederland!

Hände, Herzen auf nach oben,

Gott zu danken, Gott zu loben!

Gott hat Glück und Sieg gesandt“

Kaiser Friedrich der Zweite, das Staunen der Welt und deren wunderbarer Verwandler

Der letzte große Abkömmling aus dem staufischen Kaiserhaus hat heute Geburtstag, 1194 wurde nämlich unser alter deutscher Kaiser Friedrich der Zweite in Ancona geboren. Daß der Sohn Kaiser Heinrichs des Sechsten und der Konstanze von Sizilien einmal selbst Kaiser würde, war lange Zeit zweifelhaft. Denn mit vier Jahren hatte er sowohl Vater als auch Mutter verloren und unterstand als Mündel ausgerechnet dem Papsttum. Sein Onkel Philipp, der sich mit dem Welfen Otto um die deutsche Krone stritt, wurde 1208 von seinem Widersacher ermordet und anschließend wollte der Unhold auch unserem jungen Staufer Friedrich ans Leder. Der aber ging zum Gegenangriff über und erreichte mit einem kleinen Heer 1212 Konstanz. In den folgenden Jahren verlor Otto der Vierte immer mehr an Boden und starb 1218 in Braunschweig. Schon 1220 konnte Friedrich der Zweite die Kaiserwürde erlangen und seinen Sohn Heinrich zum Herzog von Schwaben und Mitkönig ersetzen, wenn er diesen später auch durch seinen jüngeren Sohn Konrad ersetzen mußte – aber Otto dem Großen erging es da mit seinem Erstgeborenen Liudolf auch nicht anders. Unkluger Weise ließ sich unser Kaiser Friedrich vom Papst einen Kreuzzug mit festem Aufbruchszeitpunkt, bei Androhung des Bannes, aufschwätzen, was dann dazu führte, daß er 1229 als Gebannter Jerusalem von den Muselmanen zurückgewann. In seiner Abwesenheit fielen päpstliche Truppen in sein Königreich Sizilien ein, wurden aber bei seiner Rückkehr ohne sonderliche Mühe wieder hinausgeworfen und zähneknirschend mußte der Papst den Bann lösen. Und wie schon sein Großvater hatte auch er seine liebe Mühe mit den lombardischen Städten, die unser Kaiser Friedrich der Zweite mehrmals bekriegen mußte. Unseren deutschen Orden und die Künste und Wissenschaften hat er auch noch gefördert und leidenschaftlich der Falkenjagd gefrönt (über die er sogar ein eigenes Buch geschrieben hat). Nacheinander drei Ehefrauen und mehrere Geliebte, samt zahlreichen ehelichen und unehelichen Kindern hatte unser Stauferkaiser auch. Erneut gebannt wurde er vom Papst 1239 und es kam zu neuen Kämpfen, jedoch zog 1241 der Mongolensturm, der Osteuropa schwer gebeutelt hat, an unserem alten deutschen Reich weitgehend vor rüber. Seine Absetzung durch den Papst im Jahre 1245 machte unserem Kaiser Friedrich der Zweite dagegen deutlich mehr zu schaffen und es kam zu Kämpfen und Unruhen in unserem alten Reich, da sich nun Gegenkönige aufwarfen. Bei Parma erlitt er 1248 zudem eine schwere Niederlage gegen die Papstanhänger. Ob er seinen sinkenden Glücksstern noch einmal zum Steigen hätte bringen können, wissen wir nicht. Denn 1250 starb der letzte Stauferkaiser und sein Sohn und Enkel konnten den deutschen Thron nicht behaupten und verloren auch das Königreich Sizilien wieder, dessen Erwerbung unsere Staufer wahrlich teuer bezahlt haben… Noch aber kann unser Kaiser Friedrich die Früchte seiner harten Arbeit genießen:

„Friedrich sagte einmal, daß „die sichere und wohlhabende Lage der Untertanen den Ruhm der Könige begründe“. Die Not der Zeit aber hat ihn gezwungen, die Steuerschraube in Sizilien bis zur Unerträglichkeit anzuziehen. Nur durch Raubbau konnte er der reichste Fürst des damaligen Abendlandes werden. Das mußte er sein, wollte er den Kampf mit seinen italienischen Gegnern mit Aussicht auf Erfolg führen. Der maßlose Druck aber hatte bedenkliche Unruhen im Lande zur Folge. Zölle und Abgaben ließen die Preise für Lebensmittel hinaufschnellen. Der bevorrechtigte Getreidehandel des Königs und des Staates schnürte den Privathandel ein. Die Monopole lähmten den Unternehmungsgeist. Trotz aller Mängel ist diese Finanzpolitik für ihre Zeit aber doch eine gewaltige Leistung. Durch sie ist die Einheit des Staates gewiß zeitweilig fester geschmiedet worden. Der Bildung eines einheitlichen Volkstums, die hier an sich schwerer war, wie sonst in irgend einem abendländischen Reiche, stand diese notgedrungen so harte Staatsverwaltung freilich eher hindernd entgegen. Der Wille zur Nation war nur durch den Despotismus und nur durch die Größe dieses einzigen Herrschers aufgezwungen. Immerhin! Friedrichs staatsmännische Tätigkeit in Sizilien weist in die Zukunft. Seine ärgsten Feinde, die lombardischen Städte, waren seine ersten Nachahmer. Noch mehr aber bahnte der Kaiser kommenden Zeiten den Weg durch die Rechts- und Staatsauffassung, welche ihn beseelte. Das Ziel der Herrschaft ist auch für Friedrich: Friede und Gerechtigkeit, jene beiden Begriffe, die schon zuvor dem mittelalterlichen Kaiserideal die Weihe gaben, die aber bereits viel früher die Kaiserherrschaft der Augusti Roms kennzeichneten. Der erste römische Imperator erscheint in Inschriften als der große Ordner, der nicht nur das Menschengeschlecht, sondern auch die Natur befriedet. Er ordnet bei Philo das Chaos zum Kosmos, dessen Bürger alle Menschen sind, gleichmäßig von einem göttlichen Gesetze beherrscht. Die Jungfrau Gerechtigkeit, singt Vergil in seinem großen Ahnen des kommenden Imperium Roms, kehrt zurück; es beginnt wieder das goldene Zeitalter. Das will besagen: die Weltordnung, welche die paradiesische Harmonie des All allein herbeiführen kann, waltet wieder. Natur und Menschen gehorchen ihr. Der Weltfriede, den Vergils berühmte vierte Ekloge verklärt, ist die Harmonie des durch Rom geeinten und durch Rom beherrschten Kosmos: Die Form des Wortsinnes „Gerechtigkeit“ wurde schon von der Philosophenschule der Stoa in einer solchen Weise geweitet, daß sie später unschwer den Inhalt, den das Mittelalter ihm gab, aufnehmen konnte. Diese Gerechtigkeit ist für Cicero die „spezifisch soziale Verwirklichung des metaphysischen Sittengesetzes.“ Friedrich hat die beiden von ihm so oft gebrauchten Worte im antiken Sinn gefaßt. Die Gerechtigkeit ist das Gesetz schlechthin, ist der Nomos, die Weltordnung der griechischen Philosophenschule der Stoa. Unser Staufer nennt sich, dem Beispiel des byzantinischen Kaisers Justinian folgend: „das beseelte Gesetz auf Erden.“ Und dieses „beseelte Gesetz“ ist im Sinne der griechischen Philosophie unbedingt die Weltordnung. Von hier aus erklärt sich das Wort des Kaisers: „Es muß der Cäsar sein der Justitia Vater und Sohn, Herr und Knecht.“ Vater und Herr der Justitia ist der Kaiser, weil die Gesetze, „die sein Schoß gebiert“, die natürliche Ordnung der Welt herstellen; Sohn und Diener der Gerechtigkeit ist er, weil die Weltordnung, die in ihm Fleisch und Blut angenommen hat, doch über ihm steht. Weltordnung und Weltvernunft später häufiger einander gleichsetzend sagt er ja – wiederum an Justinian anknüpfend, aber ihm gleichzeitig entgegentretend –: „Ob auch unsere Erhabenheit von jenen Gesetzen gelöst ist, so ist sie dennoch nicht erhaben über den Spruch der Vernunft, der Mutter des Rechts.“ Nicht nur die Weltordnung, sondern auch deren Träger, der Kaiser, ist nach einer solchen Auffassung eine Weltnotwendigkeit. „Mehr denn je,“ ruft Friedrich einmal aus, „lebt der ganze Erdkreis durch den Geist des Kaisertums, so daß er erschlafft, wenn dieses schlaff wird, und Freude hat, wenn es gedeiht!“ Von der Gerechtigkeit als der in den Dingen ruhenden Notwendigkeit redet Friedrich wiederholt. Nun heißt es in der Einleitung zu seiner Gesetzessammlung, daß die Fürsten „durch den Zwang der Notwendigkeit“ und, wie schamhaft hinzugefügt wird, „nicht minder durch die göttliche Voraussicht“ eingesetzt seien. Daß wir hier unter der Notwendigkeit die Weltordnung zu verstehen haben, das beweist das Wort des in den Gedankengängen des Vaters lebenden Manfred, daß nach „des Weltalls allgebietender Notwendigkeit“ die Herrschaft über Rom „dem Sohne des größten Cäsar“ zustehe…“

Bei unserem Geschichtsforscher Friedrich Kohlrausch („Bildnisse der deutschen Könige und Kaiser“) heiratet unser Kaiser Friedrich der Zweite nun noch die englische Königstochter Isabella: https://reader.digitale-sammlungen.de/de/fs1/object/display/bsb10016311_00005.html

„Friedrich hatte noch einen Sohn, den nachherigen Kaiser Konrad IV., von seiner zweiten Gemahlin Jolantha; aber Jolantha war bald nach der Geburt dieses Sohnes, schon vor des Kaisers Kreuzzuge, gestorben und Friedrich hatte nun eine dritte Vermahlung beschlossen, welche bei seiner Anwesenheit in Deutschland 1235 vollzogen werden sollte, nämlich mit der Schwester des Königs Heinrichs III. von England, Isabella. Der Papst Gregor hatte ihm diese Heirat vorgeschlagen und Friedrich verband sich gern mit dem englischen Königshaus und dadurch auch mit den Welfen, an deren Hause er gern eine Stütze im nördlichen Deutschland gewinnen wollte. Im Februar 1235 kam sein Kanzler, Peter von Vinea, mit an dem Vertrauten in England an, um der kaiserlichen Braut den Verlobungsring darzubieten, wenn sie dieselbe an Gestalt und Sitten der hohen Bestimmung würdig fanden. Die Gesandten erhielten die Erlaubnis, der Prinzessin im Tower, wo sie in strenger Zurückgezogenheit lebte, aufzuwarten. Sie gewann sogleich ihr Herz durch ihre große Schönheit und ihren königlichen Anstand, und mit dem lauten Ausrufe: „es lebe die Kaiserin!“ übergaben sie ihr den Verlobungsring. Der Vertrag wegen ihres Hochzeitsgutes von 30,000 Mark des feinsten Silbers und einer königlichen Aussteuer, so wie ihres dereinstigen Witwengutes, wurde sofort geschlossen, und im Sommer schickte Friedrich den Erzbischof von Köln und den Herzog von Brabant mit zahlreichem Gefolge über das Meer, um seine Braut herüber zu geleiten. Ihre Ausstattung war in aller Weise prächtig und reich, die Krone vom feinsten Golde, mit Edelsteinen besetzt, ihr übriger Schmuck eben so zahlreich als ausgewählt und kostbar; alle Gefäße, Schüsseln, Teller, Becher, aus Gold und Silber, sogar der größte Teil des Küchengeschirrs von Silber. Am 11. Mai bestieg sie das Schiff unter dem Abschiedsrufe einer unzählbaren Menge aus den Edeln, der Geistlichkeit und dem Volke, und landete am vierten Tage bei Antwerpen. Eine zahlreiche Schutz- und Ehrenwache des Kaisers empfing sie hier, – er selbst war noch mit den Angelegenheiten seines Sohnes beschäftigt, – und geleitete sie durch die Städte Niederlands bis nach der Hauptstadt des Rheines, Köln. Überall wurde sie mit festlichem Jubel empfangen, am prächtigsten in der letztgenannten Stadt. Zehntausend Bürger, die Auswahl der städtischen Jugend, zogen ihr am 22. Mai entgegen und geleiteten ihren Zug, indem sie wie in Ritterspielen ihre stattlichen Rosse tummelten. Geschmückte Schiffe schienen aus trockenem Boden einher zu fahren, angefüllt mit Geistlichen, welche zum Tone von Orgeln ihre Gesänge erhoben; sie wurden von Pferden gezogen, die unter übergehängten seidenen Decken verborgen waren. Eine unzählbare Volksmenge drängte sich, unter Freudengesängen, in den Hauptstraßen der Stadt, als die Kaisersbraut einzog, und da sie nun, um Allen ihr freundliches Antlitz zu zeigen, ihren Schleier abzog und rings umher grüßte, erhob sich ein lauter Preis ihrer Schönheit und die lebhaftesten Wünsche für ihr eheliches Glück. Sie wurde zu dem erzbischöflichen Palaste geführt, wo wiederum junge Mädchen mit Gesang und Musik sie empfingen und die ganze Nacht Festlichkeiten stattfanden. Sie mischte sich froh in die Reihen der Jungfrauen. Der Kaiser konnte erst nach sechs Wochen, während welcher Zeit Isabella in Köln verweilte, seine Vermählung mit ihr in Worms, dieser treuen Kaiserstadt, feiern. Es war am 20. Juli 1235, und vier Könige, elf Herzoge, 30 Markgrafen und Grafen, und eben so viele Erzbischöfe und Bischöfe verherrlichten das glänzende Fest. Den nach England zurückkehrenden Begleitern der jungen Kaiserin gab Friedrich kostbare Geschenke an seinen Schwager, den König, mit, unter Anderm drei lebendige Leoparden, als Sinnbilder des englischen Wappens. Es war eine Freudenzeit für den lange unruhig umhergetriebenen Kaiser; wenn nur nicht das trübe Bild seines Sohnes Heinrich im Hintergrunde gestanden hätte, und wenn nicht uns, die wir die Nichtigkeit der Hoffnungen kennen, welche die Zeitgenossen an die neue Vermählung knüpften, das eben so trübe Bild der folgenden Zeiten in der Teilnahme an dem Glücke des Augenblicks störte! Die arme Isabella, die den ersten Herrscher der Christenheit, den hervorragendsten und in seiner persönlichen Kraft ausgezeichnetsten Mann seiner Zeit ihren Gemahl nannte, hat wohl nicht viel frohe Zeiten mit ihm verlebt; wir hören überhaupt gar wenig von ihrem Leben mit ihm, denn Friedrichs unruhiger und leidenschaftlicher Sinn und sein ferneres sturmbewegtes Leben paßten wenig zu dem stillen Glücke des Hauses. Sie hat ihm einen Sohn Heinrich geboren, der aber spurlos mit dem ganzen Geschlechte der Hohenstaufen aus der Geschichte verschwunden ist. Sie selbst starb schon am 1. Dezember 1241…“

Generaloberst Gotthard Heinrici, unser Panzerabwehrfachmann

Unser großer Abwehrmeister Gotthard Heinrici hat heute Geburtstag. Gebürtig in Gumbinnen 1886. Seit 1905 im deutschen Heer und schon im Vierjährigen erster Generalstabsoffizier unser CCIII. Infanteriedivision. 1937 zum Befehlshaber unser XVI. Infanteriedivision ernannt, mit der er im Polenfeldzug die Welschen und Engländer am Westwall in Schach hielt. Mit unserem XII. Armeekorps schlug er diesen mit aufs Haupt. Seine nächste Aufgabe bestand in der Führung unseres XLIII. Armeekorps in Rußland. Eine Aufgabe, die unser Heinrici ebenfalls hervorragend gelöst und entscheidend zu unseren Siegen in den Kesselschlachten von Bialystok und Kiew bei. Seinen Ruhm als Abwehrmeister begründete er dann mit seiner IV. Armee, mit der er elf Schlachten gegen die Russen schlug und diesen dabei einen Verlust von 530,000 Mann zufügte (was sich bei 35,000 eigenen Verlusten wirklich sehen lassen kann). Unser Panzerlied darf bei Heinricis Geburtstagsfeier nicht fehlen, da dieser unsere I. Panzerarmee von August 1944 bis März 1945 mit großem Geschick geführt hat: https://www.youtube.com/watch?v=jEIm3pe5wbA Seine letzte Schlacht war die leider erfolglose Verteidigung Berlins, aber gegen eine zehnfache Übermacht ist nun einmal kein Kraut gewachsen. Aus seinem Nachlaß suche ich mir einen Brief an seine Frau Gertrud heraus, in der unser Heinrici einen kleinen Panzerschwank zum Besten gibt:

„Der Krieg in Russland ist ungeheuer blutig. Der Feind hat Verluste erlitten, wie sie in diesem Kriege bisher nicht gesehen sind. Den russischen Soldaten ist von ihren Führern gesagt worden, sie würden alle von uns erschossen. Statt sich zu ergeben, schießen sie nun hinterrücks auf jeden Deutschen. Das fordert natürlich wieder unsererseits Gegenmaßnahmen heraus, die hart sind. So steigern sich beide Parteien gegenseitig empor, mit der Folge, dass Hekatomben von Menschenopfern gebracht werden. Dazu kommt Unübersichtlichkeit des Geländes: überall Wald, Sumpf, hohes Getreide, in dem sich die Russen verstecken können, kurz, schön ist es hier nicht. Nachdem wir vorgestern unsern Wald abgetrieben und 4000 Russen darin gefangen hatten, fuhr ich [auf einem] Sumpfdamm. Beiderseits war dichtes Erlengebüsch. Der Sumpf rechts und links war knietief. Plötzlich sprang knapp 100 Schritt vor uns ein Russe über den Weg, mit dem Gewehr in der Hand. Sekunden später folgten noch einmal 7-8 solche Kerls. Ob noch mehr da versteckt saßen, konnte niemand wissen. Es war für sie ein Kinderspiel, uns auf dem Wege im Wagen abzuschießen. Sie waren etwa 10, wir zu dritt. Sie saßen unsichtbar im Busch. wir standen im Freien. Wir beratschlagten eine Minute, was zu tun sei. Tiefe Stille im Walde. Da kam durch Zufall Kräftezuwachs in Gestalt von zwei Autos mit eigenen Leuten. Nun gingen wir gegen die Russen vor. Sie waren nicht aufzufinden. Sie hatten sich in dem undurchdringlichen Sumpfwald versteckt. Wir sind heute acht Tage hier an unserem Kampfort. Die beiden letzten dienten dazu, unser Verbände zu ordnen und den Leuten Ruhe zu geben. Morgen geht es weiter nach Osten, ins Innere Rußlands. Es ist noch nicht endgültig geschlagen. Aber es ist schwer angeschlagen. Die russischen Flieger sind seit Tagen völlig verschwunden. Das ist ein großer Vorteil. Hartmuts Division hat eine Reihe von Tagen in unserer Nähe gekämpft. Jetzt ist sie wahrscheinlich schon weit im Vorgehn nach Osten. Hoffentlich ist es dem Jungen gut gegangen. Libau ist ja wieder in unserem Besitz. Vielleicht findest Du Dein Haus doch eines Tages wieder. Gesundheitlich ist es mir im allgemeinen gut gegangen. Ich habe mir einige Spritzen Nowoprotin mit Vitamin geben lassen, die haben geholfen. Bis jetzt gab es noch Hühner und Eier und Kälber. Bald aber wird das Land wohl schwer ausgesogen sein…“

Kaiser Karl der Große, der Gründer unseres alten deutschen Reiches

„Er hat das Reich der Franken, das er von seinem Vater schon groß und mächtig überkommen hatte, so herrlich erweitert, daß sein Umfang fast verdoppelt ward.“ (Einhard)

Richtig: Karl der Große wurde heute zum Kaiser gekrönt und da er unser erster deutscher Reichseiniger ist, feiern wir Deutschen diesen Umstand natürlich. Geboren wurde Karl der Große 747 als Sohn Pippins des Jüngeren und der Bertrada. Seinem Vater folgte er 768 nach herrschte bis 814, aber 800 als Kaiser. Neben der Einigung unserer deutschen Stämme mit Blut und Eisen besiegte er noch die Awaren und errichtete gegen die spanische Mark gegen die Sarazenen. Bei seinem Geschichtsschreiber Einhard kommen wir nunmehr zu den Ehefrauen und der Nachkommenschaft Karls des Großen: https://archive.org/details/kaiserkarlsleben00einh

„Daß er als Hüter, Mehrer und zugleich als Ordner des Reichs ein solcher Mann gewesen, ist bekannt. Und wohl mag man seine Geistesgabe und seine ungemeine, in jeder Lage des Lebens, in Glück und Unglück gleiche Standhaftigkeit bewundern. Das übrige, was sich auf sein inneres und häusliches Leben bezieht, das will ich jetzt besprechen. Als er nach seines Vaters Tode mit seinem Bruder das Reich geteilt hatte, ertrug er dessen Haß und Neid mit solcher Geduld, daß es allen bewundernswert erschien, wie er sich von ihm nicht einmal zum Zorn aufreizen ließ. Die Tochter des Langobardenkönigs Desiderius, die er später auf seiner Mutter Betrieb geheiratet hatte, verstieß er wieder, man weiß nicht aus welcher Ursache, nach einem Jahre und vermählte sich mit der Hildegard, einer Frau von erlauchtem Geschlecht aus dem Volk der Schwaben, diese gebar ihm drei Söhne, den Karl, den Pippin und den Ludwig und ebenso viele Töchter, die Hruodrud, Bertha und Gisela. Auch noch drei andere Töchter hatte er, die Theoderada, Hiltrud und Ruodhaid, zwei von seiner Gemahlin Fastrada, die vom Volke der Ost- oder deutschen Franken war, die dritte von einem Kebsweib, deren Name nur meinem Gedächtnis entfallen ist. Nach dem Tode der Fastrada heiratete er die Liutgard, eine Alemannin, von der er aber keine Nachkommenschaft bekam. Nach deren Tode hatte er drei Kebsweiber, die Gersuinda von sächsischem Geschlecht, die ihm eine Tochter mit Namen Adaltrud, die Regina, die ihm den Drogo und Hug gebar, und die Adalinde, mit der er den Theoderich erzeugte. Seine Mutter wurde bei ihm in hohen Ehren alt. Denn er bewies ihr die größte Ehrfurcht, so daß nie der geringste Zwist zwischen ihnen ausbrach, außer bei seiner Scheidung von der Tochter des Königs Desiderius, die er auf ihren Rat geheiratet hatte. Sie verstarb endlich nach dem Tode der Hildegard, nachdem sie schon drei Enkel und ebenso viele Enkelinnen in ihres Sohnes Hause gesehen hatte; er ließ sie in der Kirche des heiligen Dionysius, derselben, in der auch sein Vater liegt, mit großen Ehren bestatten. Eine einzige Schwester Namens Gisela hatte er, die sich schon in ihren Mädchenjahren ganz dem Dienst der Religion hingab, er bewies ihr dieselbe große Liebe wie seiner Mutter; wenige Jahre vor seinem Tode starb auch sie in demselben Kloster, in dem sie gelebt hatte…“

Bei unserem Geschichtsforscher Friedrich Kohlrausch („Bildnisse der deutschen Könige und Kaiser“) geht Karl der Große nun heim und wird feierlich in Aachen begraben: https://reader.digitale-sammlungen.de/de/fs1/object/display/bsb10016311_00005.html

„Schon seit einiger Zeit lebten Karls Getreuen in steter Angst um ihn, denn wunderbare Zeichen schienen ein außerordentliches Unglück voraus zu verkünden. Sonne und Mond verfinsterten sich mehrmals; sieben Tage nach einander zeigten sich schwarze Flecke in der Sonnenscheibe; die Aachener Kaiserburg wankte, das Tafelwerk in derselben knarrte sehr häufig in auffallender Weise. Der Säulengang, welcher den Palast in Aachen mit dem Münster verband, sank am Himmelfahrtstage durch einen plötzlichen Einsturz bis aus die Grundlagen zusammen. Die hölzerne Schiffbrücke bei Mainz, die er binnen zehn Jahren mit wunderwürdiger Kunst hatte bauen lassen, wurde in drei Stunden durch Feuer verzehrt! Und als der Kaiser im Jahre 811 noch einmal einen Kriegszug gegen Gotrik, den Dänenkönig, anführte, und eines Tages noch vor Sonnenausgang ausgezogen war, fuhr plötzlich ein feuriges Luftzeichen vom Himmel herab, von der Rechten zur Linken; das Pferd des Kaisers stürzte erschrocken nieder und warf ihn so hart zu Boden, daß die Spange seines Mantels zerbrach, sein Wehrgehenk zerriß, und er selbst betäubt von den herbeieilenden Dienern ausgehoben werden mußte. – Doch alle diese Zeichen, sagt Einhard, achtete der Kaiser so wenig, als ob nichts davon ihn irgend anginge. Im Januar des Jahre 814 jedoch kehrte das Fieber stärker wieder, und Karl fühlte sich sehr angegriffen. Er wollte sich mit seinem gewöhnlichen Mittel, dem Fasten, helfen; aber seine Kräfte nahmen dabei nur um so mehr ab. Zuletzt kam auch ein gefährliches Seitenstechen dazu , und indem sein Körper rasch der Auflösung entgegen: ging, fühlte er die Annäherung der letzten Stunde, und berief am siebenten Tage der Krankheit den Erzbischof Hildebald, seinen treuen Freund, zu sich und empfing von ihm das letzte Nachtmahl und wurde mit dem heiligen Öle gesalbt. So vorbereitet zu der großen Wallfahrt, lebte er noch diesen Tag und die folgende Nacht. Am Morgen des 28. Januar des Jahre 814, um die dritte Stunde, hob er seine Rechte mit Macht aus und drückte aus Stirn, Brust und Füße das Zeichen des heiligen Kreuzes. Dann faltete er die Hände über der Brust, schloß die Augen und sang mit leiser Stimme: „in deine Hände befehle ich meinen Geist!“ Also hauchte er seinen letzten Atemzug aus, im 72sten Jahre seines Lebens, seiner Regierung im 46sten. Noch am Todestage wurde der Körper des großen Kaisers mit Spezereien balsamiert und in seinem Hauskleide, über welches der volle Kaiserornat gezogen war, unter lauten Wehklagen des Volkes in die von ihm erbaute Kirche getragen. Hier setzte man ihn mit allen Insignien der Kaiserwürde, einem goldenen Evangelienbuche aus den Knien, einem Stück vom Holze des Kreuzes Christi auf seinem Haupte und der goldenen Pilgertasche um die Hüfte als Mitgabe seiner letzten Pilgerfahrt, in aufrechter Stellung auf einen marmornen Stuhl, füllte die Gruft mit Weihrauch, Salben, Balsam und vielen Kostbarkeiten, verschloß und versiegelte sie, und setzte über den Eingang zu derselben Karls Bildnis mit folgender lateinischer Inschrift: „In dieser Gruft ruht der Leib Karls, des großen und rechtgläubigen Kaisers, der das Reich der Franken trefflich mehrte und 46 Jahre lang glücklich regierte. Er starb als Siebziger im Jahre des Herrn 814, den 28. Januar.“ Die Kirche, in welcher der große Kaiser beigesetzt wurde, steht noch, aber das Grabgewölbe selbst ist verfallen. Fast 200 Jahre nach Karls Tode öffnete es Kaiser Otto III., um die irdischen Überreste seines großen Vorgängers andächtig zu betrachten. Man fand den einbalsamierten Körper noch sitzend auf seinem Stuhle. Otto nahm das goldene Kreuz von seiner Brust und hing es sich selber um; auch nahm er den marmornen Stuhl heraus, welcher seitdem der Krönungsstuhl der deutschen Könige wurde, von dem herab sie die Fürsten mit ihren Landen belehnten. Den Leichnam legte er in einen marmornen Sarkophag von römischer Arbeit und schloß das Grab wieder. Da ruhte er wiederum 150 Jahre lang, bis im Jahre 1166 Kaiser Friedrich I., nach dem Papst Paschalis III. den Kaiser Karl unter die Zahl der Heiligen ausgenommen, die Gruft nochmals öffnete, den Leichnam herausnahm und vor dem Hochaltare, zur Verehrung der Gläubigen, ausstellen ließ. Kaiser Friedrich II. endlich entnahm bei seiner Krönung 1215 die Gebeine dem Marmorsarge und legte sie in den kostbaren silbernen Schrein, mit Edelsteinen besetzt, in welchem sie im Schatz der Kirche noch jetzt ruhen. Die kaiserlichen Gewänder aber, nebst Krone und Szepter, sind die Krönungsinsignien der deutschen Kaiser geworden und befinden sich jetzt, nachdem Franz II. zuletzt mit ihnen bekleidet gewesen, in Wien…“