Die Schlacht bei Bar an der Aube

Die Gallier sind heute mal wieder geschlagen worden und geschlagen hat sie der Fürst Schwarzenberg bei Bar an der Aube im Jahre 1814. Nach einem völlig unnötigen Rückzug ging er wieder vor und griff die Gallier an. Dazu konnte er 35,000 österreichische und bayrische Recken gegen 18,000 Gallier in die Schlacht werfen. Dies reichte für den Sieg und mit 3000 Mann Verlust an Gefallenen, Verwundeten und Gefangenen mußten die Gallier von Dannen ziehen. Aus den strategischen Feldzugbetrachtungen von Clausewitz gibt es nun auch von mit ein weiteres Stück: https://digi.landesbibliothek.at/viewer/image/AC05304281/1/LOG_0003

„V. Über den Angriffspunkt. Im vorliegenden Falle ist der Angriffspunkt schon durch den Gegenstand des Angriffs hinlänglich bestimmt: die französische Armee und Paris. Da man die neue Schlacht so schnell als möglich herbeiführen mußte, so war es natürlich die kürzeste große Straße von Leipzig auf Paris zu marschieren, denn teils war immer eine große Wahrscheinlichkeit vorhanden, daß sich die französische Macht auf dieser Straße aufstellen werde, teils war Paris selbst einer der Gegenstände des Angriffs. Die kürzeste große Straße von Leipzig auf Paris geht über Mainz, Metz und Chalons. Freilich kann eine Armee von 250,000 Mann nicht auf einer einzigen Straße marschieren; es mußten also die zunächstliegenden zu Hilfe genommen werden, aber auch genau nur so viel, als zur Unterbringung und Ernährung dieser großen Masse nötig war. Wenn man den Rhein zwischen Koblenz und Mannheim passierte, so fand man drei Hauptstraßen: über Trier auf Luxemburg, über Kaiserslautern auf Metz und über Pfalzburg auf Nancy, und dabei eine Menge von Nebenwegen, auf welchen man die obigen Punkte ohne Unbequemlichkeit erreichen konnte. Da man sich in der Nähe der feindlichen Armee und wenn der entscheidende Moment herannahte, aus dieser Breite von 15 deutschen Meilen in einen Raum zusammenziehen mußte, der nur so groß war, daß er strategisch genommen für einen Punkt gelten konnte, das heißt so groß, um eben noch die Kräfte zu einer Schlacht vereinigen zu können, so mußte der vorrückenden Macht noch ein Vereinigungspunkt vorläufig bestimmt werden. Die Höhe, auf der man die früheste Vereinigung der feindlichen Kräfte erwarten konnte, war die obere Maas oder die Marne; Verdun oder Chalons, beide auf der mittelsten und kürzesten Straße gelegen, mußten also der natürlichste Vereinigungspunkt sein. Allein dieser Punkt wird durch mehrere Nebenrücksichten modifiziert. Man hat, indem man die Richtung auf Paris entschieden wählt, diesen Ort als den Schwerpunkt des feindlichen Kriegsstaates angesehen. Dies ist er zwar im Allgemeinen, allein wir dürfen doch nicht übersehen, daß das größere Volumen des wahren Frankreichs ihm südlich liegt, und vorzüglich, daß die italienischen und spanischen Truppen des Feindes, wenn sie heranrücken, vom Süden herkommen. Dadurch wird die Voraussetzung, daß wir den Kern der feindlichen Macht in der Richtung auf Paris antreffen werden, in ihrer Wahrscheinlichkeit etwas geschwächt, und wir müssen uns auf den Fall gefaßt machen, diesen Kern vielleicht mehr südlich aufsuchen zu müssen. Da dies nun gar keine Schwierigkeit hat, weil der Punkt von Nancy, ohne ein bedeutender Umweg von dem Mittel-Rhein nach Paris zu sein, zugleich die Richtung nach dem südlichen Frankreich hat. so ist es zweckmäßiger, Nancy vorläufig als den Vereinigungspunkt der ganzen Macht anzusehen. Fragen wir nach der Beschaffenheit der Provinzen, durch welche die Straßen fuhren, so entscheidet auch dies für die Straße über Nancy, weil die über Chalons durch die unfruchtbare nördliche Hälfte der Champagne führt. Die vorläufige Bestimmung mußte also sein, mit drei großen Kolonnen bis auf die Höhe von Luxemburg, Metz und Nancy vorzudringen. Ergibt sich bis dahin die Aufstellung der feindlichen Hauptmacht auf der Straße von Metz nach Paris, so soll man sich gegen diese auf der gedachten Straße, also bei Verdun oder Chalons vereinigen; ist aber die feindliche Hauptmacht im Begriff sich entweder im Tal der Seine oder auch südlicher zu vereinigen, oder ist man über den Punkt der Vereinigung ungewiß und findet sie noch zerstreut, so soll man seine Kräfte nach Nancy hin vereinigen und von hier aus der feindlichen Hauptmacht entgegengehen, oder wenn sie verteilt wäre, über einen der Hauptteile herfallen und dann auf Paris vordringen…“

Kaiser Ferdinand der Erste

Im Jahre 1558 wurde unser alter deutscher Kaiser Ferdinand der Erste gewählt und regierte noch bis 1564. Deutscher König war er freilich schon seit 1531 und Herzog von Österreich gar seit 1521. Er war im wesentlichen Statthalter seines Bruders Kaiser Karls des Fünften in unserem alten deutschen Reich. Als König von Spanien hatte der nämlich nebenbei noch ein Weltreich zu regieren. Daher fällt die Tätigkeit unseres Kaiser Ferdinands des Ersten weitgehend mit der seines Bruders zusammen. Erst gegen Ende begann er sich von diesem abzusetzen und vermittelte den Augsburger Religionsfrieden, welcher unserem alten deutschen Reich erlaubte die Glaubensspaltung einigermaßen zu überstehen. Seit 1526 war unser Kaiser Ferdinand der Erste zudem König von Ungarn oder vielmehr von dem, was von Ungarn nach der Ersten Schlacht von Mohacs noch übrig geblieben war. Die Nachbarschaft der türkischen Weltmacht sollte bis zu den Tagen Karls von Lothringens schwer auf unserem alten deutschen Reich lasten. Im Jahre 1529 wurde unsere alte Hauptstadt Wien erstmals von den Türken belagert. Deren 150,000 Kriegsknechte standen nur 17,000 Verteidiger gegenüber. Die weiteren Feldzüge und Schlachten verliefen durchwachsen und führten zu nachteiligen Friedensschlüssen. Zur Last legen kann man das unserem Kaiser Ferdinand dem Ersten allerdings nicht. Die Zeiten waren schließlich nicht mehr als unsere Herrscher – gleich Otto dem Großen oder Friedrich Rotbart – einen allgemeinen Heerbann ins Feld führen konnten und einen großen Feldherren – wie Georg von Frundsberg, Prinz Eugen oder Moltke den Älteren – findet nicht jeder Herrscher… Geheiratet hat unser Kaiser Ferdinand der Erste 1521 Anna von Ungarn, mit der er 15 Kinder zeugte. Einen Abriß der Regierungszeit unseres Kaiser Ferdinands des Ersten hat uns unser Geschichtsforscher Wilhelm Maurenbrecher für die „Allgemeine Deutsche Biographie“ geschrieben; vom Friedensschluß mit den Türken und den letzten Regierungsjahren Kaiser Karls des Fünften hört ihr daraus nun: https://daten.digitale-sammlungen.de/bsb00008364/images/index.html?seite=634

„Der Türkenfriede hatte nicht lange Dauer. Von allen Seiten bedrohte Suleiman das Abendland mit seinen Angriffen. 1537 erlitten die Österreicher bei Essek eine blutige Niederlage; der Eindruck war so gewaltig, daß selbst Zapolya bei Ferdinand Anlehnung suchte: indem Ferdinand ihn rückhaltslos als König in der einen Hälfte Ungarns anerkannte, gestand Zapolya zu, daß nach seinem Tode Ferdinand ganz Ungarn wieder vereinigen sollte (Vertrag von Katona 24. Februar 1538). Aber sein Tod (1540) hatte doch nicht diese Folge. In Ungarn entstand neue Parteiung, 1541; – die Einen waren für Ferdinand, die Anderen für Zapolyas Wittwe Isabella als Vormünderin ihres Söhnchens, und bei den letzteren der kühne und fähige Martinuzzi. Da erfolgte die türkische Invasion; sie unterwarf sich diesmal fast das ganze Land; Martinuzzi wurde auf Siebenbürgen eingeschränkt. Auch die Türkenhilfe, zu der bei diesem Unglück der Speyerer Reichstag 1542 sich aufschwang, fruchtete nichts; der Feldzug des Reichsheeres unter dem Befehl des Brandenburger Kurfürsten Joachim verlief resultatlos. Der Ausbruch des französisch-kaiserlichen Krieges hemmte weitere Anstrengungen; Suleiman drang 1543 aufs neue siegreich vorwärts, eroberte Gran und Stuhlweißenburg. Ferdinand mußte sich glücklich preisen, 1544 auf Grund des Statusquo einen fünfjährigen Waffenstillstand von den Türken zu erhandeln; selbst Tributzahlung an die Türken wurde nicht vermieden. Für den Augenblick war damit Ruhe geschaffen, doch schon 1551 brachen neue Wirren aus. Isabella meinte sich Martinuzzi’s entledigen zu sollen; Martinuzzi dagegen trat zu Ferdinand über und sicherte sich die Statthalterschaft von Siebenbürgen. Isabella verzichtete für sich und ihren Sohn auf Ungarn gegen eine Entschädigung in Schlesien. Das war den Türken das Signal zu neuem Angriff. 1551 wurde mit wechselndem Glück gestritten. Ferdinand hatte zunächst Martinuzzi gefördert und beschützt; er hatte in Rom seine Promotion zum Cardinal erwirkt; dann aber entstand der Verdacht, als unterhandle jener heimlich mit den Türken; österreichische Emissäre ermordeten ihn am 17. Dezember 1551. Daraus entstanden neue Unruhen und mit ihnen verband sich 1552 ein mörderischer Türkenkrieg, der wiederum den Türken günstig verlief. In Siebenbürgen erschien auch wiederum Isabella; dennoch erfochten Ferdinands Heere in den nächsten Jahren einige Siege, sodaß nach und nach Ferdinand die Regierung des Landes wieder in seine Botmäßigkeit brachte: das Ende war der Friedensschluß mit den Türken 1562, der Ferdinand im Besitz Ungarns anerkannte. – Bei allen diesen Unternehmungen und Wechselfällen hatte Ferdinand auf des deutschen Reiches und auf seines kaiserlichen Bruders Hilfe an Geld und Soldaten sich Rechnung gemacht: ihm war ganz naturgemäß diese ungarisch-türkische Frage der Mittelpunkt seiner Politik gewesen. Aber in keinem Augenblicke hatte er erlangt, was er zu erlangen gehofft; der kaiserlichen Politik war diese Frage nicht die wichtigste von allen ihren Aufgaben, sein stetes Drängen sah sie nicht gern, er wurde ihr bisweilen lästig. Und doch hatte Ferdinand mit vollem Einsatz seiner Person der Politik des Bruders gedient; bei der Einleitung der Vermittlungspolitik 1539 und 1540 (er war damals persönlich zu Karl in die Niederlande gereist), bei den Vorbereitungen zum Schmalkaldener Kriege, in dem Kriege selbst war er mit voller Hingabe für Karls Zwecke tätig gewesen. Erst nach wiederholter Erwägung mit dem Bruder hatte Karl seinen Entschluß zum Kriege gefaßt, Ferdinands Einfluß hatte an manchen Stellen für Karl erfolgreich gearbeitet, so bei Brandenburg und bei Herzog Moritz von Sachsen; ganz besonders im Feldzug von 1547 hatte Ferdinand kräftig mitgewirkt zu den Siegen, welche die Welt erstaunten und Deutschlands Schicksale umzuändern schienen. Die Empörung in Böhmen hatte er 1547 niedergeschlagen; es half ihm sein absolutes Regiment dort besser zu begründen. Da Württemberg am Kriege Teil genommen, gedachte Ferdinand als verwirktes Lehen das Herzogtum einziehen und so in den von ihm ungern aufgegebenen Besitz zurückkehren zu können. Karl aber lehnte eine solche Forderung ab, nicht entschieden, mit halben zweideutigen Worten. Jahre lang schleppte der württembergische Handel sich hin, für Ferdinand ein bitterer Lohn seiner Aufopferungen und Dienste. Es liegt nichts vor, was die Annahme rechtfertigen könnte, als ob Ferdinand 1547 und 1548 Karls religiöse Politik mißbilligt hätte. Wie 1521 und 1530, wie 1541 und 1545, scheint er auch 1548 bei dem Erlasse des Interim und bei den anderen politischen Maßregeln, die Karl dem Augsburger Reichstage auferlegte, die Gesichtspunkte des Bruders vollständig geteilt zu haben. Was ihn damals demselben entfremdete und eine ernstliche Verstimmung zwischen ihnen hervorrief, war nichts anderes als das persönliche oder dynastische Sonderinteresse des Herrschers von Österreich: seine Unzufriedenheit mit den Leistungen Karls für Ungarn, seine Klagen über die Nichtberücksichtigung dieser Interessen, sein Ärger über die Versagung Württembergs. Dazu aber kam damals noch die Vereitelung eines Lieblingsgedankens – Karls Versuch, die deutsche Sukzession auf seinen eigenen Sohn, den spanischen Philipp, zu lenken. Ferdinand hatte mit seiner Gemahlin Anna über 25 Jahre in äußerst glücklicher Ehe gelebt; zu seiner tiefsten Trauer war sie am 27. Januar 1547 in Prag gestorben; jeden Gedanken einer Wiederverheiratung lehnte er beharrlich ab. Die Ehe war mit 15 Kindern gesegnet, von denen zwei jung starben, drei Söhne den Vater überlebten und beerbten (Max, Ferdinand, Karl), drei Töchter Nonnen wurden, während sieben Töchter Ehebündnisse mit Prinzen von Polen, Bayern, Kleve, Mantua, Ferrara und Toscana abschlossen. Der älteste Sohn, Maximilian, war der natürliche Erbe der Länder seines Vaters, wenigstens der Hauptmasse derselben. 1549 brachte es Ferdinand dahin, daß die Böhmen ihn als Nachfolger anerkannten; er wurde mit Karls ältester Tochter 1548 verheiratet, ohne dadurch Länderzuwachs, auf den er gehofft, zu gewinnen; aber Ferdinand hatte geglaubt, dereinst ihn auch zum Nachfolger in der Kaiserwürde befördern zu dürfen. Diese Erwartung erwies sich als eine Täuschung. Karl wollte vielmehr seinen eigenen Sohn dem Bruder als Nachfolger geben. 1551 mußte Ferdinand sich verpflichten, für diesen Plan zu arbeiten; widerwillig und mit Sträuben nahm er diese Aufgabe auf sich. Die Vereitelung des spanischen Sukzessionsprojektes ist sicher teilweise ihm auf Rechnung zu setzen, sie entsprach jedenfalls seinen lebhaftesten Wünschen. Aber der Eifer, mit dem Ferdinand bisher Karls politischer Helfer und Diener gewesen, war doch durch diese Vorgänge erkaltet, 1551 und 1552 trat er nicht mehr so auf, wie es früher seine Art gewesen. Es mag dazu gekommen sein, daß Ferdinand damals die Unmöglichkeit eingesehen, die kaiserliche Religionspolitik erfolgreich durchzusetzen, von der Notwendigkeit gewisser Konzessionen an die protestantischen Reichsstände mochte er sich überzeugt haben. Bei der Erhebung der Deutschen, an deren Spitze Kurfürst Moritz von Sachsen stand, 1552, trat Ferdinand von vornherein auf mit der Absicht der Vermittlung zwischen Karl und Moritz, nicht mit unbedingter und entschiedener Parteinahme für den Bruder. Während Moritz gegen Karls Person nach Süddeutschland heraufzog, hatte F. unterwegs eine Besprechung mit ihm in Linz (April 1552), in welcher sie einen nach einigen Wochen zu beginnenden Waffenstillstand zur Friedensberathung verabredeten. Diese Beratungen geschahen darauf im Juni und Juli in Passau. Im Einvernehmen mit einer großen Anzahl deutscher Fürsten von beiden Glaubensbekenntnissen brachte Ferdinand den „Passauer Stillstand“ zu Wege, dem Karl bis zuletzt widerstrebte, den Ferdinand dem Bruder gradezu abzwingen mußte: zur Beruhigung Deutschlands hielt er diese Konzessionen für unerläßlich; trotz seines eigenen Katholizismus war er bereit sie zu gewähren…“

König Wenzel

So schlecht ist die Scheinregierung der liberalen Amerikanerhandpuppen im deutschen Rumpfstaat, das man diese selbst für Wenzel den Faulen eintauschen würde. Denn unser alter deutscher König würde nimmermehr den Flüchtlingspakt der sogenannten Vereinten Nationen unterschrieben haben. Weder Drohung noch Bestechung hätten ihn dazu bringen können – so groß war seine Faulheit. Zum Beweis: Als unsere Kurfürsten im Jahre 1400 den Wittelsbacher Ruprecht von der Pfalz zum Gegenkönig wählten, tat Wenzel der Faule nicht das Geringste… Geboren wurde der Sohn Kaiser Karls des Vierten und der Anna von Schweidnitz 1361 und mußte schon 1378 die Nachfolge seines Vaters antreten. Anfänglich versuchte er unser altes deutsches Reich zu regieren und den Landfrieden gegen die sich befehdeten Fürsten und Städte durchzusetzen. Seine Erfolge hielten sich in Grenzen und so zog er sich auf seine böhmische Hausmacht zurück, wo er aber auch nichts tat. Für unser altes deutsches Reich bedeutende die Regierung Wenzels des Faulen kein unmittelbares Unglück, allerdings wuchsen unter seiner Herrschaft in Böhmen die Hussiten heran, die seinem Bruder Sigismund schwer zu schaffen machen sollten. Bis 1419 behauptete sich Wenzel der Faule noch in Böhmen. Sein Bruder Sigismund wurde aber – nach dem Heimgang Ruprechts von der Pfalz – schon 1411 zum deutschen König gewählt. Wenig überraschend blieben die beiden Ehen unseres Königs Wenzel kinderlos. Er widmete sich eben ganzheitlich der Faulheit. In epischer Breite nachzulesen gibt es die Geschichte unseres Königs Wenzels bei unserem Geschichtsschreiber Theodor Lindner in der „Geschichte des deutschen Reiches unter König Wenzel“ – von der Aufhebung der Zölle und den Unterhandlungen mit den Städtebünden hört ihr daraus nun: https://archive.org/details/geschichtedesde01lindgoog

„Über den Bemühungen, Urbans Anerkennung durchzusetzen, hat der König die sonstigen Verhältnisse des Reiches nicht vernachlässigt. Aber durch jene Frage wurde seine Politik sofort in bestimmte Bahnen gewiesen: es war nicht wohl möglich, – den Gegenpapst zu bekämpfen und eine Kirchenspaltung im Reiche zu verhindern, wenn nicht die Kurfürsten und namentlich der von Trier und Köln ihre Hand dazu boten. So war der junge Herrscher von Anfang an auf ein Zusammenwirken mit den Kurfürsten hingewiesen, während es diesen leicht fiel, ihren ganzen Einfluss auszuüben und den König ihren Wünschen nachgiebig zu machen. Schon die Art und Weise, in welcher die Wahl Wenzels zu Stande gekommen war, gab seinen Wählern ein gewisses Übergewicht, dazu trat jetzt die Gunst der Umstände: wird nun der König den Kurfürsten dauernd vollen Anteil an der Leitung des Reiches einräumen, sich ihrem Willen fügen? Anfangs schien es so. In der am 27. Februar in Frankfurt erlassenen Erklärung für Urban treten die Kurfürsten gleichberechtigt neben dem Könige auf: „er ist mit uns und wir hinwieder mit ihm einer Einung und Bündnisses übereingekommen“, heißt es dann in dem Weseler Vertrage vom 11. Januar 1380; gegenseitig werden die Eide geschworen. Auch sonst zeigte sich damals der König beflissen, die Kurfürsten in guter Stimmung zu erhalten: allen dreien ließ er Vergünstigungen zu Teil werden, er verpflichtete sich ferner, ohne ihre Zustimmung keinen neuen Zoll im Reiche zu gönnen und zuzulassen. Allerdings war das Zollwesen ein wunder Fleck am Körper des Reiches. „Der Rhein ist von seiner Quelle bis zu seiner Mündung auf beiden Ufern mit unzähligen Zöllen beschwert“, klagt Wenzel mit Recht in der Urkunde vom 28. Februar, in der er alle Zölle am Rhein aufhob, welche frühere Könige oder Kaiser auf Widerruf verliehen; nur die Privilegien von Trier sollten auf alle Zeit ihre Geltung behalten. Ausdrücklich wurden die Zölle in Düsseldorf und Ruhrort aufgehoben, welche Karl IV. einst den Grafen Wilhelm von Berg und Engelbert von der Mark erteilt hatte, weil sie gegen die Privilegien der Kölner Kirche seien, welcher auf der ganzen Strecke zwischen Rees und Andernach das Geleit zukomme. Dasselbe Schicksal hatten die in der Landgrafschaft Hessen mit Karls Genehmigung angelegten Zölle, an demselben Tage, an welchem Hermann die übrigen Privilegien bestätigt wurden. Schon von Nürnberg aus hatte Wenzel den Mitgliedern des Landfriedens in der Wetterau, deren Landvogt Kurfürst Ruprecht war, befohlen, die Zölle bei Höchst und Kelsterbach, welche Bischof Adolf von Speyer widerrechtlich erhebe, mit Gewalt abzutun, wenn dieser sie nicht dem Geheisse des Königs gemäß einstelle. Adolf gehorchte dem Befehle; für den Fall aber, dass er die Zölle erneuere, wurde jetzt bestimmt, dass sie dann als Raub betrachtet werden sollten; denn zwischen Frankfurt und Mainz soll hinfort kein Zoll mehr zu Wasser oder zu Lande sein. Auffallend ist, dass der König erst wenige Tage früher, am 18. Februar, den Städten Worms und Speyer auf zwanzig Jahre einen Zoll von allen den Rhein auf und ab gehenden Waren verlieh, der dem Handel im höchsten Grade lästig sein musste und in der Tat später vielfache Streitigkeiten hervorrief. Man darf eben die ganze Maßregel nicht allzu optimistisch auffassen, von einer wirklichen, dauernden Reform in Zollsachen konnte damals überhaupt nicht die Rede sein. Ein klares Bewusstsein von der Verwerflichkeit der Zölle im Reiche an sich war nirgends vorhanden; noch fehlte in dieser Richtung jede volkswirtschaftliche Erkenntnis. Wohl empfanden es Alle, Fürsten wie Städte, sehr unangenehm, wenn ihre Leute an unzähligen Stätten besteuert wurden, aber im allgemeinen Interesse selbst auf Erhebung von Zöllen zu verzichten, kam keinem in den Sinn; jeder griff vielmehr hastig zu, wenn sich irgend Aussicht eröffnete, einen neuen Zoll auferlegen und einrichten zu können und die Städte nicht zuletzt. Einzelne Städte trafen allerdings unter einander das Abkommen, dass ihre Bürger gegenseitig zollfrei Waren einführen durften. Rücksichtsloser Eigennutz und gezwungene Notwehr waren auch hier die alleinige Triebfeder. Der König selbst konnte nicht daran denken, alle Zölle abzustellen, höchstens die auf Widerruf verliehenen, ein unbesiegbarer Widerstand wäre ihm sonst entgegen getreten, wie einst dem Könige Albrecht; überdies war für ihn die Gestattung von Zöllen eine nicht unerhebliche Einnahmequelle. Jetzt wurde er in dieser Hinsicht wenigstens an die Beistimmung der Kurfürsten gebunden und das wäre für die Allgemeinheit gewiss recht vorteilhaft gewesen, wenn nicht die ganze Verordnung den Eindruck machte, als wäre sie lediglich im Interesse der Kurfürsten ergangen. Wie wenig dauernden Werth sie hatte, zeigte sich nur zu bald. Möglich, dass auch die rheinischen Städte, deren Abgesandte vollzählig erschienen waren, durch die Erleichterungen im Zollwesen gewonnen werden sollten. Denn es handelte sich nicht nur um ihren Beitritt zum Urbansbunde, wichtiger noch schien es, die rheinischen Städte bei gutem Willen zu erhalten, weil der schwäbische Städtebund gesprengt werden sollte. Karl IV. hatte zuletzt den schwäbischen Städten gegenüber eine entschieden friedliche Politik eingeschlagen, indem er aufgab, ihre Macht zu brechen, zufrieden, dass sie seinen Sohn als König anerkannten. Das Bündnis mit Österreich, der glückliche Ausgang des Krieges mit Württemberg hob mächtig die Zuversicht und das Selbstvertrauen des Bundes; nachdem im Sommer und Herbste 1378 Buchau, Pfullendorf und Giengen beigetreten waren, umfasste er jetzt 31 Reichsstädte und das Ländchen Appenzell. Wie wird sich nun das neue Reichsoberhaupt stellen? Die Städte wünschten eine ausdrückliche Anerkennung und Genehmigung ihres Bundes von König und Reich zu erhalten, hatte doch Wenzel bereits 1377 denselben wenigstens indirekt gestattet. Wie wertvoll ein solches Zugeständnis gewesen wäre, liegt auf der Hand: die Reichsfreiheit, das kostbarste Gut, war damit dauernd gesichert; ohne Hindernisse vom Könige fürchten zu müssen, konnten sie die Übergriffe der Fürsten und Ritter mit vereinter Kraft zurückweisen, den Handel und Wandel auf Land- und Wasserstraßen energisch schützen. Wie rasch wäre der Bund angewachsen, sobald die Reichsautorität ihn deckte und schirmte; der Beitritt aller Reichsstädte Süddeutschlands ließ sich mit Sicherheit voraussehen. Als aber die Boten des Bundes in Frankfurt dem Könige ihren Wunsch vortrugen, erhielten sie keine bestimmte Antwort: er wolle die Sache erwägen. Denn wie auch Wenzel persönlich über die Städte denken mochte, augenblicklich waren ihm durch die Kurfürsten die Hände gebunden. Und zugleich erfuhren die Städteboten, wie die Fürsten und Herren in Wenzel drangen, den Bund abzutun: Leib und Gut wollten sie mit ihm daransetzen, er sei kein rechter König und Herr, wenn er es nicht tue, so sollen sie ihm vorgestellt haben. Denn die Fürsten hatten allen Grund, die gewaltige Kraft, welche in dem Städtebunde vereint war, zu fürchten; wie leicht konnte sich dieselbe gegen sie wenden! Man darf deswegen nicht meinen, dass diese Fürsten und Herren sich sämtlich mit finsteren Plänen gegen die Städte getragen haben, wie man sich überhaupt hüten muss, auf Seiten der Bürgerschaften Alles weiß, auf der gegnerischen Seite Alles schwarz zu sehen. Es war eben eine gewalttätige Zeit, in der alle Verhältnisse im Schwanken waren. Selbst festbegründete Rechte waren häufig nur mit Gewalt zu behaupten, weil die oberste Autorität nicht ausreichenden Schutz gewährte; aber bei der eigentümlichen Entwickelung, welche Deutschland genommen, gab es allenthalben der verwickeltsten und verworrensten Fragen genug. So war es denn natürlich, dass der, welcher die Macht hatte, möglichst weitgehende Ansprüche erhob, denn er war sicher, dass Andere ihm gegenüber in gleicher Weise verfuhren. Die Städte haben sich ebenso wenig wie die Fürsten gescheut, wenn sie es konnten, die Linie des strengen Rechtes zu überschreiten und gelegentlich nach besten Kräften zugegriffen. Daneben bestand der alte Gegensatz zwischen Bürgern und Herren, der schon durch die fortwährenden Streitigkeiten über das Pfahlbürgertum, über die Aufnahme von Eigenleuten in die städtischen Gemeinwesen seine unaufhörliche Nahrung erhielt. Wir werden dieser Verhältnisse noch oft genug des Näheren zu gedenken haben…“

Karl May

Den Geburtstag von unserem großen deutschen Dichter Karl May wollen wir Panzertiere heute feiern. Der kam nämlich heute im sächsischen Ernstthal im Jahre 1842 zur Welt. Seine erbaulichen Geschichten versetzen uns meist zu den Indianerstämmen in Nordamerika oder das Morgenland, aber unser May unternimmt auch Abstecher in andere Gefilde. Und so gibt es von ihm auch die ein oder andere Geschichte aus den Befreiungskriegen oder dem Gallierkrieg von 1870-71 zu lesen. Sein jugendliches Abrutschen auf die schiefe Bahn übergehen wir, da er ab 1874 als Schriftsteller unermüdlich am Werke war. Dank unserer Liebesgöttin Freyja hatte er auch Glück in der Liebe und heiratete 1880 Emma Pollmer und 1903 Klare Plöhn. Ohne allerdings Nachkommen zu haben. „Der Weg nach Waterloo“, „Der schwarze Mustang“, „Durch die Wüste“, „Das Vermächtnis des Inka“, „Old Surehand“, „Die Tochter des Granden“, „Der Schatz im Silbersee“, „Der Waldläufer“, „Durchs wilde Kurdistan“, „Winnetou“ oder „Die Liebe des Ulanen“ lauten die Namen einiger seiner Werke. Diese machen sich gut in eurer heimischen Panzerbüchersammlung und es sei noch erwähnt, daß der Autobahnbauer zu den begeisterten Lesern unseres Mays gehörte. Wir Panzertiere lesen heute natürlich ein wenig aus den Werken unseres Dichters vor. Wie nicht anders zu erwarten, habe ich mir die Erzählung „Durch die Wüste“ von unserem May ausgesucht:

„Und ist es wirklich wahr, Sihdi, daß Du ein Giaur bleiben willst, ein Ungläubiger, welcher verächtlicher ist als ein Hund, widerlicher als eine Ratte, die nur Verfaultes frißt?“ „Ja.“ „Effendi, ich hasse die Ungläubigen und gönne es ihnen, daß sie nach ihrem Tode in die Dschehenna kommen, wo der Teufel wohnt; aber Dich möchte ich retten vor dem ewigen Verderben, welches Dich ereilen wird, wenn Du Dich nicht zum Ikrar bil Lisan, zum heiligen Zeugnisse, bekennst. Du bist so gut, so ganz anders als andere Sihdis, denen ich gedient habe, und darum werde ich Dich bekehren, Du magst wollen oder nicht.“ So sprach Halef, mein Diener und Wegweiser, mit dem ich in den Schluchten und Klüften des Dschebel Aures herum gekrochen und dann nach dem Dra el Haua heruntergestiegen war, um über den Dschebel Tarfaui nach Seddada, Kris und Dgasche zu kommen, von welchen Orten aus ein Weg über den berüchtigten Schott Dscherid nach Fetnassa und Kbilli führt. Halef war ein eigentümliches Kerlchen. Er war so klein, daß er mir kaum bis unter die Arme reichte, und dabei so hager und dünn, daß man hätte behaupten mögen, er habe ein volles Jahrzehnt zwischen den Löschpapierblättern eines Herbariums in fortwährender Pressung gelegen. Dabei verschwand sein Gesichtchen vollständig unter einem Turban, der drei volle Fuß im Durchmesser hatte, und sein einst weiß gewesener Burnus, welcher jetzt in allen möglichen Fett- und Schmutznuancen schimmerte, war jedenfalls für einen weit größeren Mann gefertigt worden, so daß er ihn, sobald er vom Pferde gestiegen war und nun gehen wollte, empornehmen mußte, wie das Reitkleid einer Dame. Aber trotz dieser äußeren Unansehnlichkeit mußte man allen Respekt vor ihm haben. Er besaß einen ungemeinen Scharfsinn, viel Mut und Gewandtheit und eine Ausdauer, welche ihn die größten Beschwerden überwinden ließ. Und da er auch außerdem alle Dialekte sprach, welche zwischen dem Wohnsitze der Uëlad Bu Seba und den Nilmündungen erklingen, so kann man sich denken, daß er meine vollste Zufriedenheit besaß, so daß ich ihn mehr als Freund denn als Diener behandelte. Eine Eigenschaft besaß er nun allerdings, welche mir zuweilen recht unbequem werden konnte: er war ein fanatischer Muselmann und hatte aus Liebe zu mir den Entschluß gefaßt, mich zum Islam zu bekehren. Eben jetzt hatte er wieder einen seiner fruchtlosen Versuche unternommen, und ich hätte lachen können, so komisch sah er dabei aus. Ich ritt einen kleinen, halb wilden Berberhengst, und meine Füße schleiften dabei fast am Boden; er aber hatte sich, um seine Figur zu unterstützen, eine alte, dürre, aber himmelhohe Hassi-Ferdschahn-Stute ausgewählt und saß also so hoch, daß er zu mir herniederblicken konnte. Während der Unterhaltung war er äußerst lebhaft; er wedelte mit den bügellosen Beinen, gestikulierte mit den dünnen, braunen Ärmchen und versuchte, seinen Worten durch ein so lebhaftes Mienenspiel Nachdruck zu geben, daß ich alle Mühe hatte, ernst zu bleiben. Als ich auf seine letzten Worte nicht antwortete, fuhr er fort: „Weißt Du, Sihdi, wie es den Giaurs nach ihrem Tode ergehen wird?“ „Nun?“ „Nach dem Tode kommen alle Menschen, sie mögen Moslemim, Christen, Juden oder etwas Anderes sein, in den Barzakh.“ „Das ist der Zustand zwischen dem Tode und der Auferstehung?“ „Ja, Sihdi. Aus ihm werden sie alle mit dem Schall der Posaunen erweckt, denn el Jaum el akbar, der jüngste Tag, und el Akhiret, das Ende, sind gekommen, wo dann alles zu Grunde geht, außer el Kuhrs, der Sessel Gottes, el Ruhh, der heilige Geist, el Lauhel mafus und el Kalam, die Tafel und die Feder der göttlichen Vorherbestimmung.“ „Weiter wird nichts mehr bestehen?“ „Nein.“ „Aber das Paradies und die Hölle?“ „Sihdi, Du bist klug und weise; Du merkst gleich, was ich vergessen habe, und daher ist es Jammerschade, daß Du ein verfluchter Giaur bleiben willst. Aber ich schwöre es bei meinem Barte, daß ich Dich bekehren werde, Du magst wollen oder nicht!“ Bei diesen Worten zog er seine Stirn in sechs drohende Falten, zupfte sich an den sieben Fasern seines Kinnes, zerrte an den acht Spinnenfäden rechts und an den neun Partikeln links von seiner Nase, Summa Summarum Bart genannt, schlenkerte die Beine unternehmend in die Höhe und fuhr mit der freien anderen Hand der Stute so kräftig in die Mähne, als sei sie der Teufel, dem ich entrissen werden sollte…“

Feldmarschall Edwin von Manteuffel

Ein Preuße von altem Schrot und Korn ist unser Feldmarschall Edwin von Manteuffel fürwahr und so konnte ihm auch die lange Friedenszeit von 1815 bis 1864 nichts anhaben. Umgehend stürzte er sich ins Getümmel unserer deutschen Einigungskriege und half entscheidend dabei mit die Dänen und Gallier zu besiegen und den Thronstreit der Häuser Lothringen und Hohenzollern auszutragen. Namentlich bei der Belagerung von Metz im Jahre 1870 haben wir es ihm wohl allein zu verdanken, daß der große Ausbruchsversuch der gallischen Rheinarmee mißlungen ist. Nicht unbedeutend waren auch seine Schlachtensiege bei Amiens und an der Hallue und als er im Januar 1871 die gallische Ostarmee in die Schweiz trieb, versetzte er den Galliern damit sozusagen den Todesstoß. Im sächsischen Elbflorenz Dresden wurde unser Feldmarschall von Manteuffel im Jahre 1809 geboren. Sein Eintritt in unser preußisches Heer erfolgte 1827. Seine Stammwaffe ist die Reiterei. Neben seiner kriegerischen Laufbahn wurde unser Feldmarschall von Manteuffel immer mal wieder für staatliche Aufgaben herangezogen. So leitete er ab 1857 das Militärkabinett und wurde 1865 zum Statthalter von Schleswig ernannt. Im Jahre 1879 erhielt er gar die Statthalterschaft von Lothringen. Wilhelm der Große (beziehungsweise Friedrich Wilhelm IV. von Preußen) verlieh ihm den Roten und den Schwarzen Adlerorden, das Eiserne Kreuz beider Klassen sowie das Großkreuz, den Blauen Verdienstorden Friedrichs des Großen und den Hausorden der Hohenzollern. Hertha von Witzleben ehelichte unser Feldmarschall von Manteuffel im Jahre 1845. Es gingen eine Tochter und drei Söhne aus der Verbindung hervor. Von Deutschen Krieg des Jahres 1866 und vom Gallischen Krieg der Jahre 1870 und 1871 berichtet uns nun noch unser Geschichtsschreiber Hanns von Zobeltitz („Dreißig Lebensbilder deutscher Männer aus neuerer Zeit“) ein wenig: https://sammlungen.ulb.uni-muenster.de/hd/content/titleinfo/3997488

„Es war wiederum eine höchst schwierige und verantwortliche Stellung, die dem Generalleutnant damit wurde. Es galt für ihn nicht nur, mit dem österreichischen General, welcher die Verwaltung Holsteins übernommen, auf gutem Fuß zu bleiben, nicht nur den zahlreichen Parteiungen, welche das ihm anvertraute Land zerspalteten, fest und energisch entgegenzutreten – es galt für ihn auch, dem preußischen Beamtentum und der preußischen Art die Herzen zu erschließen, den Schleswigern wirkliches Vertrauen einzuflößen. Der Erfolg lehrte, wie des Königs so oft bewährter Scharfblick auch diesmal wieder den rechten Mann für das rechte Amt gefunden hatte. Mit Königstreue und Geradheit der Gesinnung, mit Freimut und Gerechtigkeit waltete Manteuffel seiner schweren Aufgabe. Leutselig und doch würdevoll wußte er das Vertrauen aller Gutgesinnten und mindestens die Achtung auch seiner Widersacher zu erzwingen. Mit Mißtrauen hatte man ihn empfangen – als er schied, hatte man ihn verehren gelernt! Es blieb ihm noch vorbehalten, im Jahre 1866 bei dem Ausbruch des unvermeidlichen Konflikts zwischen Österreich und Preußen, jenes Konflikts, der in den Verhältnissen der meerumschlungenen Herzogtümer seinen scheinbaren Ausgangspunkt fand, sich in Wahrheit aber um die politische Vorherrschaft in Deutschland drehte, mit fester Hand und durch äußerst geschickte Maßnahmen auch Holstein zu besetzen und nach dem Zurückweichen der österreichischen Garnisonen das Schwesterland enger an Schleswig anzuschließen, dann riefen ihn neue Ziele auf den Schauplatz des eigentlichen Krieges. Erst unter dem General Vogel von Falkenstein, dann selbst an der Spitze der Mainarmee tretend, löste er die ihm gestellten Aufgaben in hervorragendster Weise – die schnelle Beendigung des Feldzuges gegen die süddeutschen Staaten war zum großen Teil sein Werk. Mit dem stolzen Orden Pour-le-Merite belohnte der dankbare Monarch die Leistungen des Generals. Während in den Jahren 1866 bis 1870 der unter Preußens Führung neu entstandene „Norddeutsche Bund“ innerlich ausgebaut wurde, und die unvergleichliche Staatskunst Bismarcks bereits in geheimen Bündnisverträgen mit den süddeutschen Staaten die Brücke über den Main schlug, lebte Manteuffel zunächst in Merseburg, wo ihm die Gnade des Königs eine Domherrnstelle verliehen hatte, ganz seiner Gesundheit und Erholung, derer er nach den Erregungen der letzten Jahre unbedingt bedurfte, und wurde dann zum kommandierenden General des I. Armeekorps nach Königsberg berufen. An der Spitze dieses ausgezeichneten, von ihm zu höchster Leistungsfähigkeit erzogenen Korps trat er in den Krieg gegen Frankreich, in dem ihm später eine der wichtigsten Rollen zufallen sollte. Nicht umsonst hatte er die Mußezeit zu Merseburg zu ernsten, kriegswissenschaftlichen Studien benutzt, nicht umsonst als kommandierender General den praktischen Dienst mit fast beispiellosem Eifer betrieben. Was aus solchem rastlosen Fleiß der angeborenen Feldherrngabe hinzuwuchs, sagt sein Biograph Keck treffend, das sollte der Feldzug von 1870-71 beweisen. Das I. Armeekorps konnte, in seinen preußischen Garnisonorten am weitesten von der französischen Grenze entfernt, erst ziemlich spät in die entscheidenden Kämpfe eingreifen. Der ersten deutschen Armee zugeteilt, an deren Spitze bekanntlich der General von Steinmetz stand, war es ihm nicht vergönnt, an der Schlacht um die Spicherer Höhen teilzunehmen, dagegen erkämpfte es sich bereits am 14. August in dem Treffen bei Colombey – Nouilly blutige Lorbeeren und nahm dann an der Belagerung der Feste Metz ruhmreichsten Anteil. Es mag hier nur kurz erwähnt sein, daß der erste und größte Durchbruchsversuch der unter Marschall Bazaine in der Moselfestung eingeschlossenen französischen Armee, jener verzweifelte Kampf des 31. August und 1. September um die Höhen von Noisseville, wie das Generalstabswerk besonders hervorhebt, „vorzugsweise an dem heldenmütigen Widerstand der Ostpreußen unter General von Manteuffel scheiterte.“ Schweres Leid drückte gerade während jener glorreichen Tage den General danieder. Sein ältester Sohn war am 18. August bei Sankt Privat so schwer verwundet worden, daß die Ärzte an seinem Aufkommen zweifelten. Dazu traf ihn selbst das Mißgeschick, daß er auf dem von Regengüssen aufgeweichten Boden mit dem Pferde stürzte und den einen Fuß brach. Er hätte um Beurlaubung einkommen, hätte ein Lazarett aufsuchen können, aber sein Pflichtgefühl ließ das nicht zu: er hielt auf seinem Posten aus. Mit dem im Gipsverband ruhenden Fuß ließ er sich alltäglich in einem Korbe zu den Vorposten hinaustragen, spähte selbst mit dem Fernrohr zu den französischen Linien hinüber und versäumte keinen Augenblick in der Wahrnehmung seiner Pflichten. Erleichtert aber atmete er doch auf, als er endlich wieder sein treues Schlachtroß besteigen konnte; eine Schwäche im Fuß blieb freilich zeitlebens zurück, und er mußte sich meist, wenn er ging, eines stützenden Stockes bedienen…“

Wilhelm Grimm

„Ein Bube von Auerbach an der Bergstraße hütete seines Vaters Kühe auf der schmalen Talwiese, von der man das alte Schloß sehen kann. Da schlug ihn auf einmal von hintenher eine weiche Hand sanft an den Backen, daß er sich umdrehte, und siehe, ein wunderschöne Jungfrau stand vor ihm, von Kopf zu den Füßen weiß gekleidet, und wollte eben den Mund auftun, ihn anzureden. Aber der Bub erschrak wie vor dem Teufel selbst und nahm das Reißaus ins Dorf hinein. Weil indessen sein Vater bloß die eine Wiese hatte, mußte er die Kühe immer wieder zu derselben Weide treiben, er mochte wollen oder nicht. Es währte lange Zeit, und der Junge hatte die Erscheinung bald vergessen, da raschelte etwas in den Blättern an einem schwülen Sommertag, und er sah eine kleine Schlange kriechen, die trug eine blaue Blume in ihrem Mund und fing plötzlich zu sprechen an: „Hör, guter Jung, du könntest mich erlösen, wenn du diese Blume nähmest, die ich trage und die ein Schlüssel ist zu meinem Kämmerlein droben im Schloß, da würdest du Gelds die Fülle finden.“ Aber der Hirtenbub erschrak, da er sie reden hörte, und lief wieder nach Haus. Und an einem der letzten Herbsttage hütete er wieder auf der Wiese, da zeigte sie sich zum drittenmal in Gestalt der ersten weißen Jungfrau und gab ihm wieder einen Backenstreich, bat auch flehentlich, er möchte sie doch erlösen, wozu sie ihm alle Mittel und Wege angab. All ihr Bitten war für nichts und wieder nichts, denn die Furcht überwältigte den Buben, daß er sich kreuzte und segnete und wollte nichts mit dem Gespenst zu tun haben. Da holte die Jungfrau einen tiefen Seufzer und sprach: „Weh, daß ich mein Vertrauen auf dich gesetzt habe; nun muß ich neuerdings harren und warten, bis auf der Wiese ein Kirschenbaum wachsen und aus des Kirschbaums Holz eine Wiege gemacht sein wird. Nur das Kind, das in der Wiege zuerst gewiegt wird, kann mich dereinst erlösen.“ Darauf verschwand sie, und der Bub, heißt es, sei nicht gar alt geworden; woran er gestorben, weiß man nicht.“

Soweit die Sage von der Wiesenjungfrau, welche wir in der Sammlung unserer Gebrüder Grimm finden. Der jüngere Bruder Wilhelm wurde 1786 im hessischen Hanau geboren. Nach dem Studium der Rechtswissenschaft schlug er die Laufbahn eines Gelehrten ein und leistete mit seinem älteren Bruder Ludwig Karl wahrhaft Bedeutendes. Von einem deutschen Wörterbuch über die Sammlung der Sagen und Märchen unseres Volkes bis hin zu Abhandlungen über unsere deutsche Rechtsgeschichte. Kassel, Göttingen und Berlin wurden ihre Wirkungsstätten. Geehelicht hat unser Wilhelm Grimm 1825 Henriette Wild, die ihm eine Tochter und drei Söhne Gebar. Wie gewohnt stellen wir Panzertiere euch heute die Werke unserer Gebrüder Grimm vor. Ich werfe einen Blick in die „Deutschen Rechtsaltertümer“ von unseren Gebrüdern Grimm: https://archive.org/details/deutscherechtsa05grimgoog

„Aus drei Ursachen, ist dieses Buch geschrieben. Von der langen grammatischen Arbeit wollte ich mich an einer andern, sie nicht bloß obenher abschüttelnden erholen; ich wollte meine ehemals liebgewonnenen, nur noch läßig fortgeführten Sammlungen für das altdeutsche Recht in dem Eifer einer emsigen Nachlese und frisch daran gesetzten Prüfung beleben; endlich erwog ich, daß es nicht über meine Kräfte wäre, darzutun, auf welche unversuchte Weise unsere Rechtsaltertümer könnten behandelt werden. Mit der Erholung schlug es mir beinahe fehl, der Stoff wuchs und gedieh zu lohnender Ausbeute, wegen des dritten Punkts bedarf es einer näheren Erklärung. Ohne zur Lösung ihrer Aufgabe gelangt zu sein, ist die Schule deutscher Rechtsantiquare des verwichenen Jahrhunderts ausgestorben. Für eine gelehrte, noch immer schätzbare Grundlage hatte in seinen beiden Büchern Heineccius gesorgt, aber doch aus zu beschränktem Quellenvorrat geschöpft. Grupens und Dreyers Ruhm, wenn von mehr als trockner literarischer Untersuchung die rede ist, bin ich genötigt herunter zu stimmen; ich kann wenigstens in ihren einzelnen Ausarbeitungen (auf das ganze Feld hat sich keiner von beiden gewagt) statt fruchtbarer, hinhaltiger Ergebnisse nichts finden als peinliche Mühe und durchgehende Geschmacklosigkeit, die sich in Grupens keltischen Etymologien bis ins unerträgliche steigert, dessen ungeachtet ist er gründlicher, historisch gebildeter und auch sprachgelehrter als Dreyer. Desto höher schlage ich die stilleren, halb verkannten Bestrebungen eines anderen Mannes an. Haltaus hat sich durch fein vortreffliches und umfaßendes Glossarium, worin der Fleiß eines Ducange weht, dauerndes Verdienst um die Altertümer des deutschen Rechts erworben; dieses Werk ist nicht wie es sollte bisher benutzt worden, weil die alphabetische Ordnung seine Schätze zerstreut und verbirgt. Wen von den späteren soll ich anführen? Mösers geistreiche Schriften zeigten, welche Bedeutung das deutsche Recht in unserer ältesten Geschichte haben müße, und seine tiefen Blicke in das Verhältnis der westphälischen Marken lehrten, wie viel Altertümliches noch jetzt in dem einfachen Landleben wahrzunehmen sei. Allein Mösers Mutmaßungen verstiegen sich in das Ungewisse und geblendet von ihrer Kühnheit wußte keiner seiner Nachfolger ihm seine große Beobachtungsgabe abzulernen. Für Ergründung der Rechtsaltertümer geschah nur wenig. Zwei scheinen mir jedoch zu nennen, die mit Erfolg in diesem Fach gearbeitet haben, Bodmann und Kindlinger. Beiden glückte es, während der französischen Umwälzung, in den Rheinländern und in Westphalen vieler Urkunden des Mittelalters habhaft zu werden. Einen Teil seiner Sammlung gab Kindlinger selbst heraus, der andere Ungedruckte ist gerettet worden und jetzt seit Kurzem in Paderborn verwahrt; wie gern hätte ich davon noch für mein Buch Gebrauch gemacht! Kindlingers eigne Schriften, wiewohl fast ganz aus Urkunden gezogen, sind ohnmächtig geblieben und namentlich ist die über Hörigkeit ein Muster von verworrener, mit sich selbst unfertiger Darstellung. Mehr darauf, seine Sammlungen zu verarbeiten, verstand sich Bodmann, dessen Hauptwerk vom Rheingau höchst brauchbar, ja unentbehrlich ist, so übel dabei die Einmischung ungehöriger und selbst widriger Ansichten, die recht das Gegenteil sind von Möserschem seinem Takt und Sinn, empfunden werden mag. Für den vollständigen Abdruck der Ausgezognen, nach seinem Tod wieder auseinander geratnen Quellen würde man ihm alle eigne Zugabe erlassen haben. In unsern Tagen hat, vorzüglich unter Eichhorns Händen, die Wissenschaft des deutschen Rechts einen neuen Schwung genommen, die eigentlich antiquarische Forschung aber mindere Fortschritte gemacht, als man von der an sich historischen Richtung der heutigen Germanisten erwarten sollte; sei es, daß ihnen manche Punkte des Altertums zu geringfügig und unscheinbar vorkommen, oder daß sie noch zu lebhaft mit den wichtigeren Lehren, deren Einfluß auf das spätere praktische Recht vorwaltet, beschäftigt sind. Durch nichts aber, glaube ich, wird die innige Teilnahme an dem Altertum so gestört wie durch überwiegende Wendung nach dem heutigen Zustand. Ich achte diese sehr hoch und will nur den Unterschied erklären, der zwischen dem historischen Rechtsgelehrten eintritt und dem Altertumsforscher. Jener erläutert das Neue aus der Geschichte des Alten, dieser das Alte aus dem Alten selbst und nur hilfsweise aus dem Jüngeren; jener läßt das ganz Veraltete, dieser das bloß Neue beiseite liegen. Jener ist gezwungen, das Alte dem System des neuen Rechts anzufügen, dieser wird geneigt sein, die vielgestaltige Erscheinung des Alten auf ihrer breiteren, freieren Grundlage ruhen zu lassen. In dem Altertum war alles sinnlicher entfaltet, in der neuen Zeit drängt sich alles geistiger zusammen. Hier ist vorzugsweise Erwägung, Begründung und Darstellung geboten, dort Sammlung und einfache Erzählung. Unter solchen Umständen schien es mir mehr gewagt als unratsam, wenn einer der nicht Rechtsgelehrter von Fach wäre, ohne alle Rücksicht auf Praxis und heutiges System, sich unterfinge, Materialien für das sinnliche Element der deutschen Rechtsgeschichte, so viel er ihrer habhaft werden könnte, vollständig und getreu zu sammeln. Doppelt würde der Gewinn sein, wenn es gelänge dadurch nicht bloß die Aufmerksamkeit der Juristen, sondern auch anderer Altertumsforscher zu gewinnen, die ihre Bemühungen der Sprache, der Poesie und der Geschichte unserer Vorfahren zugewendet haben. Den Versuch einer ersten Arbeit in diesem Sinn, von der man wohl sagen kann, daß sie mehr Öl als Salz enthält, liefere ich hiermit; ein Werk voll Materials. Deutsche Rechtsaltertümer heißen sie in dem Verstand, wie ich die Grammatik eine deutsche genannt habe, obgleich beide auch die nordischen und angelsächsischen Quellen unter sich begreifen, und begreifen müßen. Einmal eine solche Verbindung natürlich und notwendig, so kann man auch nicht lange mit dem Namen zaudern. Wir bedürfen hier eines Allgemeinen, und Einwürfe, welche man gegen die Ausdehnung des Wortes deutsch gemacht hat, scheinen mir deshalb unerheblich, weil ähnliche wider jedes andere, man müsse denn ein ganz Neues erfinden, erhoben werden könnten und weil allenthalben die wachsende allgemeine Benennung die Besonderen irgendwo verletzt. Umfaßt uns doch auch die griechische und römische Geschichte zugleich Altertümer der Pelasger, Etrusker, Latiner und niemand ärgert sich daran. In den einzelnen Untersuchungen habe ich die Besonderheit des gotischen, nordischen, sächsischen und jedes andern Stamms sorgsam hervorzuheben gestrebt. Der Tadel aber mag mich treffen, daß ich die Quellen des nordischen und angelsächsischen Rechts verhältnismäßig nicht genug gebraucht habe und ich kann nur das zu meiner Entschuldigung sagen, daß sie mir noch nicht alle zugänglich und zu Händen gewesen sind. Mit verlangen erwarte ich die neue Ausgabe der angelsächsischen und altschwedischen Gesetze, so wie der isländischen Graugans; oft mußte ich mich mit bloßen, vor geraumer Zeit gemachten Auszügen behelfen, zuweilen mit der lateinischen Übersetzung…“

Kaiser Karl der Fünfte

Nach unseren Vandalen hat unser alter deutscher Kaiser Karl der Fünfte in den Jahren 1535 und 1541 als erster wieder Waffen nach Nordafrika tragen lassen, um dort unseren alten Feinden, den Sarazenen und Türken, ein wenig aufs Haupt zu schlagen. Schon allein deshalb muß sein Geburtstag gefeiert werden. Aber auch sonst gehört er zu den größten Herrschern unseres alten deutschen Reiches. Seinem Großvater Maximilian dem Ersten folgte er 1520 nach und es hätte nicht viel gefehlt, daß an seiner statt der Gallierkönig Franz der Erste gewählt worden wäre. Mit diesem Unhold kam es auch umgehend zum Krieg um Italien. Bei Pavia schlug 1525 unser Feldhauptmann Georg von Frundsberg die Gallier vernichtend und der gefangene Franz mußte den Frieden von Madrid unterschreiben. Den er nach seiner Freilassung sofort gebrochen und sich mit den Türken gegen unser altes deutsches Reich verbündet hat. Deren Angriff auf unsere damalige Hauptstadt Wien erfolgte 1529 und wurde von unserem Pfalzgrafen Philipp dem Streitbaren abgewehrt. Großes hätte unser Kaiser Karl der Fünfte wohl noch auf Erden getan, wenn ihn nicht die inneren Wirren daran gehindert hätten. Denn mit seinem Regierungsantritt brach auch die Reformation Luthers los und führte zur Glaubensspaltung, der unser Kaiser Karl der Fünfte vergeblich mit dem Konzil von Trient zu steuern suchte. Der Bauernkrieg erwies sich als Strohfeuer, aber der Schmalkaldische Bund war ein anderes Kaliber. Im Jahre 1547 kam es zum Bruch und bei Mühlberg siegte unser Kaiser Karl der Fünfte über die aufständischen Fürsten. Auf dem geharnischten Reichstag zu Regensburg konnte er anschließend weitgehend seinen Willen durchsetzen. Aber jäh wendete sich sein Glück als im Jahre 1552 ein allgemeiner Fürstenaufstand losbrach und ihn zum Nachgeben zwang. Eingedenk der Doppelbelastung zwei große Reiche – Spanien und Deutschland – regieren zu müssen, dankte er 1556 ab. In Spanien folgte ihm sein Sohn Philipp der Zweite nach. Sein Bruder Ferdinand der Erste trat in unserem alten deutschen Reich die Nachfolge an. Gesetzgeberisch ist uns unser Kaiser Karl der Fünfte vor allem durch seine Peinliche Halsgerichtsordnung aus dem Jahre 1532 in Erinnerung geblieben. Zur Welt kam er 1500 in Gent und heiratete 1526 Isabella von Portugal, mit der er zwei Töchter und drei Söhne hatte. Dazu kommen noch zwei natürliche Kinder – Margarete von Parma und Johann von Österreich. Bei unserem Geschichtsschreiber Hannusch bricht nun in „Kaiser Karl V., seine Zeit und seine Zeitgenossen – Ein geschichtlicher Umriss“ der Schmalkaldische Krieg aus: https://reader.digitale-sammlungen.de/de/fs1/object/display/bsb10016005_00001.html

„Endlich kamen die deutschen Händel zum wirklichen Bruch. Die streitenden „Bekenner der Lehre der Liebe und Duldung“ lebten in heftiger Zwietracht. Herzog Moritz von Sachsen lag zu Felde gegen den Kurfürsten von Sachsen – um das arme Städtchen Wurzen. Der Herzog von Braunschweig – zürnte mit dem Kurfürsten Johann Friedrich und dem Landgrafen Philipp von Hessen. Diese beiden waren die Häupter des schmalkaldischen Bundes. Alles stritt unter einander mit Wort und Schrift und Schwert. England und die Schweiz suchten und fanden darin ihre Vorteile gegen Kaiser und Reich. Moritz und die Markgrafen von Brandenburg fanden Gründe, am Reichsoberhaupt zu halten. Zuletzt sollte noch das „allgemeine Konzilium“ von Trient (1545) Rat schaffen – zu friedlichem Austrag. Der Kaiser hatte es mühevoll zu Stande gebracht. Aber die hartnäckigen „Protestanten“ verwarfen es – von vorne herein; und Luther, der allein noch einiges Ansehen genoß, schied, mitten in den Wirren, aus dem Leben. Trennungssucht, Parteienhaß und persönlicher Ehrgeiz waren die freßenden Krebsschaden an dem er krankten Körper der Zeit. Der Kaiser stand da – als Schirmvogt der von allen Seiten bedrängten „Kirche“. Als solcher ließ Er zu Regensburg den sächsischen Kurfürsten und den Landgrafen von Hessen in die Acht erklären. Die Waffe galt den Häuptern des Drachen. Herzog Moritz und der Kurfürst von Brandenburg wollten vermitteln, aber der Versuch wurde verachtend zurückgewiesen. Nur vor dem kurzen Glockenschlag, da – als es schon zu spät war: kamen dem Landgrafen allerlei Bedenken. Es ward gezögert, und damit – der Augenblick versäumt. Der Bund zählte fünfzigtausend Spieße, zwölftausend Geharnischte zu Roß, und hundertunddreißig große Feuerrohre. – Eine nicht unbedeutende Macht! denn – der Kaiser stand noch – mit nur zehntausend Mann – bei Landshut. Deshalb lautete auch der Absagebrief, anmaßend genug: „Dem durchlauchtigsten Fürsten Karl, der Sich einen römischen Kaiser nennt!“ Da rückte aber nun Ottavio Farnese mit fünfzehn Tausend römischen Söldnern heran. Der Graf von Büren führte – fünfundzwanzigtausend aus den Niederlanden herbei. Der Herzog von Alba kam mit sechstausend Spaniern aus Mailand; und die tapferen deutschen Obristen: Schwendi, Aliprand, und Gaudenz von Madruz erschienen mit zwölftausend Österreichern und Tirolern. Zeit verloren: Alles verloren! Der Kaiser begnügte sich damit, die Bündnerischen bloß zurückzudrängen. Moritz rückte, ohne Umstände, in die Landschaften des Kurfürsten ein. Es war im April 1547. Der Kaiser ist dem Kurfürsten an der Ferse. Den Degen zwischen den Zähnen, werfen sich die Spanier, den donnernden Feuerschlünden entgegen, in den Elbstrom. Kähne dienen als Brücke. Die Reiterei geht durch die Furt…“

Georg Friedrich Händel

Georg Friedrich Händel, unser großer deutscher Tondichter, hat heute Geburtstag. In Halle an der Saale 1685 geboren führte ihn sein Weg von Hamburg über Italien nach London, wo er bis zum Ende seiner Tage wirkte. Opern waren sein Hauptbetätigungsfeld und daher soll auch seine Oper Scipio meine Werkprobe sein (wir Afrikafeldherren müssen schließlich zusammenhalten): https://www.youtube.com/watch?v=JGtPd8aWzhY Dazu geht es bei unserem Armin Stein in „Georg Friedrich Händel. Ein Künstlerleben“ ein Stückchen weiter:

„Der alte Händel befand sich in einer heillosen Lage: der Herzog sagte dasselbe, wie seiner Zeit der Ratskämmerer Hörig und der Organist Zachau. Was sollte er dem hohen Herrn erwidern? Sollte er ihm geradeaus widersprechen? Das duldete die Ehrfurcht und Ergebenheit nicht. Auch war es ja offenbar herzliches Interesse, was dem Herzog solche Worte eingab. Er drehte sich daher in allerlei dunklen, unklaren Reden herum, bis der Herzog ihn unterbrach: „Ich merke schon, Ihr möget von Eurem Lieblingsgedanken nicht weichen; so bitte und beschwöre ich Euch, dem Knaben wenigstens nebenbei den Unterricht in der Musik zu verstatten. Sie wird ihn in seinem Studium nicht stören, gleichwie sie mich in meinem Regentenamt nicht stört, im Gegenteil, sein Geist wird dann erst die rechte Spannkraft bekommen für die Erlernung der Wissenschaften, während Ihr sonst dem Genius die Flügel bindet und ihn – ich wiederhole es – zum geistigen Krüppel machet.“ Der alte Händel wurde immer mehr in die Enge getrieben, zumal auch jetzt die Frau Herzogin mit gewinnendem Lächeln anfing: „Es kann Euer Ernst nicht sein, lieber Herr Händel, Ihr sehet mir zu verständig dazu aus, als daß Ihr in solchem Gedanken auf die Dauer verharren könntet. Freilich, ich weiß es wohl, es gibt heutzutage viele Leute, die von der Musik als Profession gar gering denken, als sei sie nur ein loser Zeitvertreib und stifte gar keinen Nutzen; sehen darum die Spielleute als eine Landplage und Unkraut an. Es ist auch ganz richtig, daß sich unter dem gewöhnlichen Musikantenvolk viel Gesindel findet; aber Eurem Kind sieht man es auf zehn Schritte an, daß das kein gewöhnlicher Fiedler wird, sondern daß etwas Großes in ihm steckt. Denket an den alten Heinrich Schütz, der lange Jahre hier zu Weißenfels gelebet und gewirket hat – alle Welt verehret in ihm den großen Tonmeister, und die fernste Nachwelt wird sein Andenken segnen.“ „Es ist gut, daß Euer, Liebden auf diesen Mann kommen“, unterbrach hier der Herzog eifrig die Rede seiner Frau. „Sehet diesen Meister Schütz an und seinen Bildungsgang, lieber Händel, der mag Euch den Weg zeigen, den Ihr mit Eurem Sohn zu gehen habet! Er wurde von seinem Vater gleichermaßen genötiget, die Rechte zu studieren, und tat es auch als ein gehorsamer Sohn, war auch schon so weit, daß er den Doktorhut sollte aufgesetzt bekommen, da brach endlich seine höhere Bestimmung mit Gewalt hindurch und trieb ihn in den von Gott ihm zugewiesenen Beruf. Hätte Schütz der Natur Trotz geboten, er wäre als ein kümmerlicher Jurist jetzt längst vergessen, nun aber stehet sein Name mit goldener Schrift in dem Ruhmestempel der Nation.“ Händel sah mit verlegenem Lächeln zu seinem Sohn hernieder, als wollte er sagen: „Ja, Schütz auch! Solcher Leute gibt’s nicht viele“; aber der Herzog, der diese Gedanken erriet, setzte dem Alten im Verein mit seiner Gemahlin von neuem zu und machte ihn so mürbe, daß er sich endlich ergeben mußte und wenigstens das Versprechen abgab, seinem Sohn einen regelrechten Unterricht in der Musik erteilen zu lassen…“

Die Schlacht bei Pavia

Nicht nur mit den Engländern liefern wir Deutschen uns Handtuchschlachten in Italien, sondern bisweilen geraten wir dort auch mit den Galliern aneinander. So geschehen zu Pavia 1525. In der alten Zeit waren die Handtuchschlachten eine recht ernste und blutige Sache und so hat unser Heermeister Georg von Frundsberg den Galliern damals eine ziemliche Abreibung verabreicht. Von den 26,000 gallischen Kriegsknechten fielen nämlich bei Pavia 12,000 und weitere 9000 wurden verwundet oder gefangengenommen. Von seinen 23,000 deutschen und spanischen Recken hat unser Frundsberg dagegen nur 500 verloren (5000 nach neueren Angaben, wenn diese wundersame Vermehrung auch nicht näher erklärt wird). Der Gallierkönig Franz I. ist bei Pavia übrigens in Gefangenschaft geraten. Alles deutet hier mal wieder auf eine Hauptschlacht im Clausewitzschen Sinn hin und so erklärt uns unser alter Kriegsphilosoph einmal mehr, was es mit dieser auf sich hat:

„Je mehr der Krieg wirklicher Krieg, je mehr er eine Erledigung der Feindschaft, des Hasses, ein gegenseitiges Überwältigen wird, um so mehr vereinigt sich alle Tätigkeit in blutigem Kampf, und um so stärker tritt auch die Hauptschlacht hervor. Überall, wo ein großer, positiver, also in das Interesse des Gegners tief eingreifender Zweck das Ziel ist, bietet sich die Hauptschlacht als das natürlichste Mittel dar; sie ist darum auch das beste, wie wir in der Folge noch näher zeigen werden, und es bestraft sich in der Regel, wenn sie aus Scheu vor der großen Entscheidung umgangen worden ist. Der positive Zweck gehört dem Angreifenden, und so ist die Hauptschlacht auch vorzugsweise sein Mittel. Aber ohne die Begriffe von Angriff und Verteidigung hier näher bestimmen zu können, müssen wir doch sagen, daß selbst der Verteidiger in den meisten Fällen nur dies eine wirksame Mittel hat, um früh oder spät damit den Bedürfnissen seiner Lage zu entsprechen, seine Aufgaben zu lösen. Die Hauptschlacht ist der blutigste Weg der Lösung; zwar ist sie kein bloßes gegenseitiges Morden und ihre Wirkung mehr ein Totschlagen des feindlichen Mutes als der feindlichen Krieger, wie wir das im nächsten Kapitel näher betrachten wollen, allein immer ist Blut ihr Preis und Hinschlachten ihr Charakter wie ihr Name; davor schaudert der Mensch im Feldherrn zurück.“

Den abtrünnigen Schwarzen Haufen stellt unser Frundsberg nun bei unseren Geschichtsschreiber Friedrich Wilhelm Barthold in „George von Frundsberg oder das deutsche Kriegshandwerk zur Zeit der Reformation“ zum Kampf: https://reader.digitale-sammlungen.de/de/fs1/object/display/bsb10063330_00005.html

„Aber ehe Deutsche und Deutsche zusammenstießen, brachte der Schwarzen Beispiel noch einmal den großen Haufen der Schweizer ins Feld, welchem gegenüber Pescaras Fußvolk sich nach Gegnern umblickte. Der Marchese hatte eben Quesadas Arcabuseros zum Verderb der Hommesd’armes ausgeschickt, als er ein starkes geschlossenes Bataillon quer über Feld gegen sich ziehen sah und anfangs stutzig, dasselbe für Leyvas heran rückendes Volk ausgab; bis vorspringende Hakenschützen, gestreckte Spieße und das aufjauchzende Geschrei: „Her, her!“ den Feind kund taten. Es waren die Schwarzen, an die sich die Schweizer des rechten Flügels geschlossen, ein furchtbarer Haufe von fünfzehntausend Mann. Kaum hatte Pescara Zeit, die Seinen durch erkünstelte Verwunderung aus dem Irrtume zu reißen und sie im Vertrauen auf die Überlegenheit seiner Schützen unter hastigem Notgebete aufzustellen, als die erste Salve daher krachte, aber die Knieenden nicht traf. Eben erwiderten die Spanier mörderischer diesen Gruß, ohne ihre Ordnung durchbrechen zu können, und waren nahe daran vernichtet oder in Flucht geworfen zu werden, als die Schwarzen Frundsbergs Regiment im Anzuge erblickten, die Eidgenossen ihrer eigenen Mannhaftigkeit überließen und sich in geschlossenem, unvermindertem Keil gegen die Landsleute wandten. Wie nämlich die kaiserlichen Deutschen nach dem gefährlichen Einzuge in den Thiergarten sich wieder geordnet und noch nicht vom Marchese auf die rechte Stelle des Streits gewiesen waren, hatten sie, die ausweichenden Schweizer erwartend, eine Zeit lang auf dem Plane gehalten und nicht allein jede Lücke, welche Galliots Kugeln gerissen, ausgefüllt, sondern auch anderer Nationen abschweifendes Volk in ihre Reihe genommen. Denn so oft ein versprengter spanischer Arcabusero ihrer Ordnung nahe kam, war Frundsberg aus dem Gliede getreten und hatte unter dem Ausruf: „Für mich, für mich!“ die Unentschlossenen beim Arme in seine Haufen gezogen. Jetzt nun Pescaras Fußvolk im ungleichen Kampfe gegen Schweizer und die Schwarzen erkennend und vom beschwörenden Marchese zu Hilfe gerufen, rückte Frundsberg schräg über die geräumte Stelle des Mitteltreffens auf den gewaltigen Knäul der im Streite begriffenen Massen. Er und die Seinen, voll edlen Zorns gegen die Verächter gemeinsamen Vaterlands, welche unter dem fremden Könige gekommen, ihre Blutsverwandten auf den Tod zu bestehen, waren längst gesonnen die verzweifelten Schwarzen, die ihnen einzeln seit Jahren verhaßt, auf einmal mit ihrer Hoffnung und ihrer Schuld abzufinden. Wie daher die Schwarzen jene sich herzutun sahen, ließen sie, voll größerer Begier gegen die Deutschen, von den Spaniern ab und bereiteten sich zum persönlichen Streite. Nach seinem Brauch fiel Herzog Georg mit allen Landsknechten auf die Knie, rief Gott um Beistand an; desgleichen auch im andern Regiment Herr Marr Sittich. Nach so frommer Anschickung zum Blutwerke aufgestanden, rückten sie still und gemach auf die Ordnung der Schwarzen, die ihrerseits mit voller Gewärtigung, daß ein Schritt rückwärts sie der Vernichtung schonungslos in die Arme führe, in entschlossener Haltung gleich still dem tragischen Augenblick entgegengingen. Neben Frundsberg schwenkte der Marchese, der hierher als auf das Feld der Entscheidung sich begeben, sein leichtes Tier und verschwendete, die Gewichtigkeit solchen Streits erfassend, lobende aufmunternde Worte an die Hauptleute. Da beide Haufen auf die Weite eines Büchsenschusses schweigend an einander gekommen, trat Georg Langenmantel aus der Reihe der Schwarzen und rief mit aufgehobenem Arme und lauter Stimme Herrn Georg oder Herrn Marr zum Zweikampfe hervor. Aber tobende Stimmen verwarfen Willfahrung gegen den törichten Feind deutschen Namens, schalten ihn Verräter und streckten den Verwegenen mit vielen Kugeln zu Boden. Über seine Leiche, deren abgehauene Hand mit der Armschiene und den goldenen Fingerreifen ein Knecht als Siegeszeichen mit sich führte, drangen unter gewaltigem Schlachtruf die kaiserlichen Deutschen gegen die Schwarzen, die ihnen, alle ihre Fürsten und edle Hauptleute im ersten Gliede, entgegentraten. Da stachen und schlugen sie denn im grimmigen Neide mit Spießen, Hellebarden und Schwertern auf einander, kein Profos oder Weibel blieb dahinten; der Haß unter den Söhnen derselben Mutter war größer als die Kraft ihrer Leiber. Damit aber keiner der Geächteten entrinne, umschlossen Frundsberg und Sittich mit wunderbarer Geschicklichkeit den Feind; Frundsbergs Regiment stritt von vorn gegen die gevierte Ordnung, Herr Sittich aber schwenkte sich mit seinen Fähnlein auf die eine Seite, während ein Haufe von der andern die nicht durch die Schweizer oder Reisigen gedeckten Flügel packte…“

Die Winterschlacht in Masuren

Vom 7. Februar bis zum heutigen Tag tobte im Jahre 1915 die Winterschlacht in Masuren und geendet hat sie mit einem weiteren Sieg für uns Deutsche. Mit unserer VIII. und X. Armee, die eine Stärke von 17 Divisionen besaßen, zerschmetterten unsere Feldherren Hindenburg und Ludendorff zwei russische Armee oder 21 Divisionen. Die Schlacht kostete die Russen 56,000 Tote und Verwundete und 110,000 Gefangene, uns Deutsche aber nur 16,000 Mann. In seinen überaus lesenswerten und sehr lehrreichen Kriegserinnerungen schildert uns unser General Ludendorff auch diese Schlacht. Wir hören von den letzten Schlachttagen und dem siegreichen Ausgang des Kampfes: https://archive.org/details/Ludendorff-Erich-Meine-Kriegserinnerungen

„Nach dem Fall von Lyck ging es schnell vorwärts; schon in der Nacht vom 16./17. war General Litzmann nach erneutem heftigen Kampf in Augustow. Ich hatte mich in diesen Tagen bemüht, den rechten Flügel der VIII. Armee von Raigrod scharf nach Osten über Taino südlich Augustow auf Schtabin – Krasnybor gegen den Bobr zu schieben, um den 3. sibirischen Armeekorps immer wieder in die Flanke zu kommen. Die Wegeverhältnisse haben der VIII. Armee dies nicht als ausführbar erscheinen lassen. Zum Schutz der Armeen gegen Ossowjetz – Lomsha wurden sehr frühzeitig, noch während die Kolonnen auf Augustow eilten, die III. Reservedivision, die V. Infanteriebrigade und die XI. Landwehrdivision nach und nach aus dem Angriff herausgezogen und dorthin vorgeschoben. Ossowjetz sollte gesperrt und angegriffen werden. Die Ansammlung starker Kräfte bei Lomsha war zu Gewißheit geworden. Die dorthin entsandten Teile des XX. Armeekorps genügten nicht mehr. Inzwischen war die umfassende Wirkung der X. Armee zur vollen Auswirkung gekommen. Nach außerordentlichen Marschleistungen und Überwindung unsäglicher Anstrengungen erreichte ihre Mitte schon in der Nacht vom 10. zum 11. in der Stoßrichtung Tilsit – Kalwarija die Straße Insterburg – Kowno bei Wirballen, und als Lyck am 14. fiel, waren die Marschkolonnen schon hat nördlich des großen Augustower Forstes bei Suwalki – Seiny eingetroffen. Die zurückflutende russische Armee wurde entscheidend in der Flanke gefaßt und nach Süden abgedrängt. Sie war anscheinend auch diesmal überrascht, genau wie zu Beginn des Vormarsches aus Oberschlesien und von Hohensalza her. Unser Nachrichtenwesen hatte hier in Verbreitung falscher Gerüchte und in der Abwehr sehr gut gearbeitet. Den Russen und der Entente war es nicht gelungen, Kenntnis von diesen Bewegungen zu erhalten. Es ist auch überaus schwer, genaue Angaben über den Feind, zumal rechtzeitig zu bekommen, andernfalls wäre das Kriegführen mit Unterlegenheiten keine so ungemein schwierige Aufgabe. Bei Tannenberg waren wir vom Glück begünstigt gewesen. Teile der russischen Kräfte, die auf Kowno ausgewichen waren und dauernd in der Flanke standen, hatten durch Angriffe vergeblich versucht, den Vormarsch zu verzögern. Sie wurden den Flankenschutz der X. Armee auf Kowno – Olita zurückgeworfen. Am 14. abends schien es, als ob es möglich werden würde, die Umstellung des Feindes noch hart östlich von Augustow durchzuführen. General von Eichhorn setzte seinen linken Flügel dorthin an. Die Vorhut des XXI. Armeekorps stieß am 15. und 16. auf der Chaussee Seiny – Augustow in den Forst hinein weit vor, sie wurde aber hier von den von West nach Ost zurückströmenden russischen Kolonnen überrannt und zum Teil gefangen. Die X. Armee schon nun kurz entschlossen bis zum 18. Februar am Nordrande des Forstes entlang Teile in die Gegend nordwestlich Grodno. Hier standen sie mit der Front nach Westen, mit dem Rücken dich gegen die Werke der Festung. Sie verlegten in dieser kühnen Aufstellung dem Feinde den Rückzug. Andere deutsche Truppen drangen vom Norden in den Wald ein und erreichten nach der Einnahme von Augustow kämpfend auf der Chaussee nach Grodno Lipsk sowie den Bobr abwärts Krasnybor. Bei Lipsk wurde der Ring geschlossen. Die Lage der Truppen vor Grodno war ungemein schwierig. Aus der Festung heraus, wohin der Russe Verstärkungen gefahren hatte, entwickelten sich namentlich am 20. und 21. sehr heftige Angriffe. Aus dem Augustower Forst stieß der dorthin zurückgeflutete Russe immer wieder hervor. Es war eine glänzende Tat des XXI. Armeekorps, und der Führer, General Fritz von Below, der spätere bewährte Armeeoberbefehlshaber im Westen, konnte stolz auf eine Entschlußkraft und auf seine Truppen sein. Das Oberkommando der X. Armee durfte an diesem Ruhm mit innerer Befriedigung teilnehmen. In den nächsten Tagen ergaben sich die in dem Augustower Forst umherwogenden und sich verzweifelt wehrenden Russenmassen; die Schlacht war beendet. Das taktische Ergebnis der Winterschlacht in Masuren war bedeutend: 110,000 Gefangene und viele hundert Geschütze. Die russische X. Armee war vernichtet, das russische Heer wiederum empfindlich geschwächt. In dem Grundgedanken der Operation war der Angriff auf Ossowjetz unter Einsatz schwersten Flachfeuers eingeleitet. Von den Teilen der Angriffsarmeen, die noch während der Kämpfe in dem Forst den oberen Bobr südlich Augustow erreicht hatten, sollten das XXXVIII. und XL. Armeekorps, die II. Infanteriedivision und die IV. Kavalleriedivision den Fluß überschreiten. Sie waren aber vorher teilweise in jene gewaltigen Waldkämpfe verwickelt worden, die dem Untergang der 10. russischen Armee voraufgingen. In sich steigernder Erwartung hatte ich deren Ende entgegengesehen. Der Teil der VIII. Armee, der hier Verwendung fand – die Gruppe Litzmann -, trat zur X. Armee. Die VIII. Armee behielt die Aufgabe, jenen Angriff auf Ossowjetz von Grajewo her durchzuführen und den Schutz Ostpreußens gegen die russische Angriffe von hier bis zum Orshitz zu übernehmen…“