Die Befreiung von Metz und die Aufgabe der gallischen Rheinarmee

Die Gallier in der Festung Metz haben am heutigen Tag 1870 die Waffen gestreckt. Damit fiel nicht nur diese wichtige Festung – eine alte deutsche Reichsstadt übrigens – in unsere Hände, sondern auch die gallische Rheinarmee. In den Schlachten von Colombey, Mars-la-Tour, Gravelotte und Noisseville wurden im Rahmen von deren Einschließung geschlagen. Die Belagerung von Metz selbst kostete uns Deutsche 5700 Mann, während wir dabei 200,000 Gallier gefangen nahmen und 56 Feldzeichen, 1490 Geschütze, 72 Mitrailleusen (ein Maschinengewehrvorläufer) und 260,000 Gewehre erbeutet haben. Eingebrockt hat den Galliern die Niederlage ihr Monty Bazaine, während unser Prinz Friedrich Karl von Preußen Metz belagert hat. Im Hintergrund wirkte unser Moltke der Ältere als Generalstabschef und hat uns in seiner Geschichte des Gallischen Krieges von 1870-71 auch einen Schlachtbericht geschrieben. Ich beginne mit dem Ende: https://archive.org/details/geschichtedesdeu00moltuoft

„Am 29. morgens wurden die preußischen Fahnen auf den großen Außenwerken von Metz aufgepflanzt. Um ein Uhr rückte die französische Besatzung in lautloser Stille und guter militärischer Haltung auf sechs Straßen aus dem Platz. An jeder stand ein preußisches Armeekorps zur Empfangnahme der Gefangenen, welche sogleich in vorbereitete und mit Vorräten versehene Biwaks abgeführt wurden. Die Offiziere durften den Degen behalten und einstweilen nach Metz zurückkehren, wohin nun auch alsbald Lebensmittel geschafft wurden. Marschall Bazaine reiste nach Cassel ab. Noch im Laufe des Tages rückte die XXVI. Brigade in Metz ein. In der Stadt bemerkte man keine Zerstörungen, aber der Zustand der Lager zeugte von den Leiden, welche die Truppen während 72tägiger Einschließung ertragen hatten. Die Deutschen hatten in dieser Zeit 240 Offiziere und 5500 Mann an Toten und Verwundeten verloren. Vom Gegner gingen 6000 Offiziere und 167,000 Mann, außerdem 20,000 zur Zeit noch nicht transportable Kranke, zusammen gegen 200,000 Mann, in Gefangenschaft. In die Hände der Deutschen fielen 56 kaiserliche Adler, 622 Feld-, 876 Festungsgeschütze, 72 Mitrailleusen und 260,000 Gewehre. Die Gefangenen wurden über Trier und Saarbrücken durch Landwehrbataillone transportiert, waren dann aber auch in der Heimat durch letztere zu bewachen, so daß auf deren Rückkehr nicht gerechnet werden durfte. Durch die Kapitulation von Metz, welche Prinz Friedrich Karl unter so schwierigen Umständen erzwungen, war die gesamte Kriegslage wesentlich gebessert. Schon vor Eintritt der Katastrophe, aber in sicherer Voraussicht derselben, wurde im großen Hauptquartier über die dadurch verfügbar werdenden Heeresteile getroffen und den Oberbefehlshabern im Voraus mitgeteilt. Danach bildeten das I., VII. und VIII. Korps nebst der III. Kavalleriedivision fortan die I. Armee und traten unter Befehl des Generals von Manteuffel. Ihr Auftrag war, nach der Gegend von Compiegne zu marschieren und die Einschließung von Paris gegen Norden zu sichern. Außerdem lagen derselben freilich noch verschiedene Leistungen ob. Sie hatte Metz zu besetzen, Diedenhofen und Montmedy zu belagern. Das II., III., IX. und X. Korps nebst der I. Kavalleriedivision traten aufs Neue als II. Armee unter Befehl des Prinzen Friedrich Karl und waren bestimmt, nach der mittleren Loire abzurücken…“

14 Gedanken zu “Die Befreiung von Metz und die Aufgabe der gallischen Rheinarmee

  1. „Nur im Kriege selbst erhält man mit der lebendigen Anschauung den rechten Begriff von dem wohltätigen Einfluß einer nahen Festung unter schlimmen Umständen. Sie enthalten Pulver und Gewehre, Hafer und Brot, geben Unterkommen den Kranken, Sicherheit den Gesunden und Besonnenheit den Erschreckten. Sie sind eine Herberge in der Wüste.“
    Lesen wir im Buche „Vom Kriege“ und in der Tat sind Festungen geschlagenen Armeen eine große Stütze. Niemals jedoch sollte man sich in einer solchen einschließen lassen. Das bescherte im Altertum schon dem Gallier Vercingetorix bei Alesia das Verderben und gelernt haben die Gallier nichts daraus. Im Gallischen Krieg von 1870-71 warf sich nämlich ihr Monty Bazaine mit seiner Rheinarmee, nach den verlorenen Schlachten von Colombey, Mars-la-Tour und Gravelotte in die Festung Metz und beschwor so die Niederlage der Gallier herauf. Denn um ihn zu retten, setzte sich ein weiteres Gallierheer in Bewegung. Dieses stellte aber unser Feldmarschall Helmuth von Moltke bei Sedan zur Schlacht, umzingelte es und zwang es zur Aufgabe. Während dies bei Sedan vorging, versuchte Bazaine bei Noisseville den Belagerungsring um Metz zu durchbrechen. Jedoch vermochte er es nicht, die Truppen unseres Feldmarschalls Edwins von Manteuffel über den Haufen zu rennen. Geleitet hat die Belagerung von Metz unser Prinz Friedrich Karl von Preußen, der sich zuvor schon bei Düppel und Königgrätz ausgezeichnet hatte. Ihm standen zur Belagerung unsere I. und II. Armee zur Verfügung. Ende Oktober hatten Hunger und Krankheit die Gallier soweit zermürbt, daß deren Monty Bazaine die Waffen strecken ließ. Wir machten daraufhin 200,000 Gefangene und erbeuteten 56 Feldzeichen, 1500 Geschütze und 260,000 Infanteriewaffen. Die gallische Rheinarmee war nicht mehr und unsere Belagerungsstreitkräfte wurden endlich für neue Aufgaben frei. Metz ist übrigens eine alte deutsche Reichsstadt, welche die Gallier zu Beginn des sechzehnten Jahrhunderts besetzt hatten. Unrecht Gut gedeiht wahrlich nicht gut. Leicht war die Belagerung von Metz indes nicht. Denn unser Prinz Friedrich Karl und seine Befehlshaber mußten nicht nur jeder Zeit mit dem Ausfall der gallischen Rheinarmee rechnen, deren überlegenen Kräften sie immer nur mit einem Bruchteil entgegentreten konnten, sondern auch die herbstliche Witterung machte unseren Preußen vor Met schwer zu schaffen. Wie uns unser Geschichtsschreiber Colmar von der Goltz in „Die Operationen der II. Armee. Vom Beginne des Krieges bis zur Kapitulation vom Metz“ nunmehr berichtet: https://archive.org/details/feldzug187071vom01golt
    „Das Vertrauen auf den vollständigen Triumph ward jetzt schon durch die Einsicht belebt, daß die noch bevorstehenden Schwierigkeiten verschwindend klein wären gegen das, was man bereits glücklich hinter sich hatte. Das in den Augusttagen vergossene Blut, die Mühen und Strapazen der seitdem vergangenen zwei Monate sollten ihre Früchte erst in dem Augenblicke tragen, wo die feindliche Armee waffenlos vor den Siegern defilierte. Die Beschwerden, welche die Aufrechterhaltung der Zernierung mit sich brachte, aber wuchsen noch. Wieder waren bei dem von Neuem eingetretenen Regenwetter Straßen und Biwaksplätze völlig grundlos geworden. Alle Kommunikationen wurden von Tage zu Tage schwieriger. Der hohe Wasserstand bedrohte schon jetzt ernstlich die von der Armee erbauten Moselbrücken. Später am 26. Oktober meldete das X. Armeekorps in der Tat auch, daß die Brücke von Talange durch die hochgehenden Fluten zerstört worden sei. Ebenso kam vom Detaschement vor Thionville die Nachricht, die Brücke von Königmacker sei völlig unpassierbar geworden und zu Ende des Monats riß der Strom den bei Pont-a-Mousson für die Eisenbahn von Remilly erbauten Übergang fort, nachdem mittlerweile durch die Kapitulation die Verbindung über Metz frei geworden war und jene Brücke glücklich bis zum Ende ihren Zweck erfüllt hatte. Die Jahreszeit schritt schnell vorwärts, die Tage und Nächte wurden kalt regnerisch und stürmisch. Ein großer Teil der Armee biwakierte noch immer in Laub und Bretterhütten. Die Requisitionen an Material für den Barackenbau hatten bei Weitem nicht ausreichende Resultate gehabt. Die Heranschaffung von Dachpappe, eisernen Öfen aus der Heimat oder den Generalgouvernements Elsaß und Lothringen war, wie erwähnt, angeordnet. Bei den fortdauernden starken Transporten von Material, Proviant, von Ersatz, Verwundeten und Kranken aber, welche auf allen, in den Bereich der Armee führenden Eisenbahnlinien ununterbrochen anhielten, war auf ein schnelles Eintreffen dieser Mittel nicht zu rechnen. An Lagerstroh fehlte es seit geraumer Zeit überall, trotzdem als Aushilfe selbst der freihändige Ankauf in Feindesland auf Anordnung des Oberkommandos von den Armeekorps betrieben werden sollte und gute Preise gezahlt wurden. (Die Heranschaffung von Stroh und Heu aus der Heimat mußte der herrschenden Rinderpest halber unterbleiben.) Nach anstrengenden Tagen legten sich Offiziere und Soldaten zur kurzen Nachtruhe, die häufig durch Alarm und Bereitschaft gestört wurde, in den feuchten Bodenschlamm nieder. Die Kantonnements hatten durch die dauernde Überfüllung in ihrer Bewohnbarkeit schon erheblich gelitten, und wurden der Mehrzahl nach gern gemieden. Die Erwartung und die Anspannung blieben dabei unausgesetzt bestehen und zehrten die Kräfte der Armee allmälig auf. Der Gesundheitszustand war zu Beginn des Monats Oktober immer bedenklicher geworden. Die Transporte der täglich in die Heimat oder nach rückwärts gelegenen Lazaretten abgehenden Kranken wuchs stetig. Eine Besserung der Verhältnisse, welche diese Erscheinung hervorriefen, aber stand nicht zu erwarten. Die gegen Mitte des Monats Oktober eintretende geringe Verminderung der Erkrankungen konnte nicht ins Gewicht fallen, weil die Schwankungen fortdauerten. Da die militärärztlichen Geschäfte für die gesamte Armee vor Metz in den Händen des Generalarztes der II. Armee zentralisiert worden waren, so ließen sich jetzt über den Gesundheitszustand der ganzen Armee leichter einheitlichere Ermittelungen anstellen. Leider zählte die Armee vor Metz nach dem Abschluß des 10. Oktober nicht weniger als 50372 Lazarettkranke, darunter 19387 Verwundete. (Diese zum bei Weitem größten Teile noch aus den Schlachten vom 14, 16, 18, August, dem 31. August und 1. September.) In der Zeit vom 1.–10. Oktober hatte ein Abgang im Krankenstande um 20,449, ein Zuwachs von 19,596 Mann stattgefunden. Die Ruhr hatte sich vermindert, gastrisches Fieber und Typhus sich vermehrt. Cholera, Kriegstyphus und Skorbut blieben aus. Zum Glück für die Armee hatte bis jetzt noch keine Krankheit einen ausgesprochen epidemischen Charakter angenommen. Wenn die Armee bei solchen Verhältnissen nicht in ihrer taktischen Verwendbarkeit litt, so war dies hauptsächlich der andauernd guten Verpflegung zu verdanken, die sich reichliche Abwechselung zur Aufgabe machte. Sehr gute Dienste leistete dabei der kräftige rote Landwein, der auf höheren Befehl nur gekocht verwendet werden sollte. Die Armee vor Metz befand sich, wenn sie nur kein Opfer scheute, doch immer in der Möglichkeit, allen Schwierigkeiten zum Trotz, länger auszuharren und ihre Aufgabe zu lösen. Der Feind dagegen sah sich jetzt der absoluten Unmöglichkeit gegenüber. Die Spuren davon wurden täglich deutlicher. Am 22. Oktober näherten sich den Vorposten der Zernierungsarmee auf der Nord- und Westseite wiederum unbewaffnete Trupps feindlicher Soldaten in der Stärke bis zu 150 Mann. Sie gaben, als man sie zurückwies, abermals, wie am 21. Oktober, durch Zeichen und Rufe zu verstehen, daß ihnen bekannt geworden sei, es fänden keine Feindseligkeiten mehr statt. Auch an diesem Tage wieder wurde von den angenommenen Überläufern allgemein der 24. Oktober als der Termin bezeichnet, zu welchem die Armee du Rhin Metz verlassen werde. Auf allen Feldern suchten aufgelöste Scharen feindlicher Soldaten nach Kartoffeln, Gemüse und Wurzeln. Nur auf der Süd- und Ostseite wechselten Patrouillen einige Schüsse miteinander. Ganz gleiche Erscheinungen trug der Verlauf des 23. Oktober an sich. Unbewaffnete Franzosen kamen bereits so offen und in größeren Scharen zu den Vorposten, daß es nun wirklich den Anschein hatte, als fände dies Verfahren die Billigung der feindlichen Heerführer; die vorgeschobenen Posten innerhalb der französischen Linien zeigten sich schon schwächer besetzt, als bisher, die feindlichen Patrouillen hielten sich ganz zurück. In den großen Lagern sah man immer häufigere Versammlungen beträchtlicher Menschenmassen. Die jetzt wohl allgemein verbreitete Kunde von stattfindenden Verhandlungen tat ihre Wirkung. Am 19. Oktober hatte General Boyer Metz in der Richtung gegen die Luxemburgische Grenze abermals verlassen. Dies mochte nicht unbekannt geblieben sein. In der Nacht zum 24. aber traf im Hauptquartier eine Depesche des Norddeutschen Bundeskanzlers zur Weiterbeförderung an Marschall Bazaine ein, aus welcher hervorging, daß auf einen Erfolg der von dem General geführten Unterhandlungen nicht mehr gerechnet werden könnte…“

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  2. Die Wiedergewinnung von Metz im Jahre 1870 gehört zu den schönsten Ereignissen von Moltkes Gallierkrieg. Über 300 Jahre besetzten die Gallier unsere alte Reichsstadt. Doch dann verloren sie mit dieser wichtigen Festung auch zugleich ihre Rheinarmee. Unser Feldmarschall Moltke der Ältere hatte mit Hilfe unserer I. und II. Armee die Gallier in diese Festung zurückgedrängt. Die Belagerung wurde unserem Prinzen Friedrich Karl von Preußen übertragen und dauerte über 70 Tage. Kein leichtes Unterfangen unternahm der Sieger von Düppel und der Held von Königgrätz da. Denn seine Belagerungstruppen waren der gallischen Rheinarmee zahlenmäßig kaum überlegen und mußten auf einen weitläufigen Belagerungsring verteilt werden. Es bestand also beständig die Gefahr, daß die Gallier einen Ausbruch versuchen würden. Das taten sie zum Glück nur bei Noisseville, wo ihnen aber unser Feldmarschall Edwin von Manteuffel das Handwerk legte. Wären die Gallier aus Metz entkommen, so wären die blutigen Schlachten von Colombey, Mars-la-Tour und Gravelotte vergeblich geschlagen worden und unsere höheren Verluste darin hätten sie leicht zu Pyrrhussiegen werden lassen. So aber mußten 200,000 Gallier in Metz die Waffen strecken und wir erbeuteten 1500 Geschütze, 260,000 Gewehre und 56 Feldzeichen. Unsere Verluste beliefen sich auf 5700 Mann. Die Wacht am Rhein – unser altes Kampflied gegen die Gallier – darf bei der Feier der Wiedergewinnung von Metz natürlich nicht fehlen: https://www.bitchute.com/video/IIcqL4AYrbnb/
    „Es braust ein Ruf wie Donnerhall,
    wie Schwertgeklirr und Wogenprall:
    Zum Rhein, zum Rhein, zum deutschen Rhein!
    Wer will des Stromes Hüter sein?
    Lieb Vaterland, magst ruhig sein,
    lieb Vaterland, magst ruhig sein:
    Fest steht und treu die Wacht,
    die Wacht am Rhein!
    Fest steht und treu die Wacht,
    die Wacht am Rhein!
    Durch Hunderttausend zuckt es schnell,
    und aller Augen blitzen hell:
    der deutsche Jüngling, fromm und stark,
    beschirmt die heilige Landesmark.
    Lieb Vaterland, magst ruhig sein,
    lieb Vaterland, magst ruhig sein:
    Fest steht und treu die Wacht,
    die Wacht am Rhein!
    Fest steht und treu die Wacht,
    die Wacht am Rhein!
    Er blickt hinauf in Himmelsauen,
    wo Heldengeister niederschaun,
    und schwört mit stolzer Kampfeslust:
    „Du, Rhein, bleibst deutsch wie meine Brust!“
    Lieb Vaterland, magst ruhig sein,
    lieb Vaterland, magst ruhig sein:
    Fest steht und treu die Wacht,
    die Wacht am Rhein!
    Fest steht und treu die Wacht,
    die Wacht am Rhein!
    Und ob mein Herz im Tode bricht,
    wirst du doch drum ein Welscher nicht.
    Reich wie an Wasser deine Flut
    ist Deutschland ja an Heldenblut.
    Lieb Vaterland, magst ruhig sein,
    lieb Vaterland, magst ruhig sein:
    Fest steht und treu die Wacht,
    die Wacht am Rhein!
    Fest steht und treu die Wacht,
    die Wacht am Rhein!
    So lang ein Tropfen Blut noch glüht,
    noch eine Faust den Degen zieht,
    und noch ein Arm die Büchse spannt,
    betritt kein Feind hier deinen Strand.
    Lieb Vaterland, magst ruhig sein,
    lieb Vaterland, magst ruhig sein:
    Fest steht und treu die Wacht,
    die Wacht am Rhein!
    Fest steht und treu die Wacht,
    die Wacht am Rhein!
    Der Schwur erschallt, die Woge rinnt,
    die Fahnen flattern hoch im Wind:
    Zum Rhein, zum Rhein, am deutschen Rhein!
    Wir alle wollen Hüter sein!
    Lieb Vaterland, magst ruhig sein,
    lieb Vaterland, magst ruhig sein:
    Fest steht und treu die Wacht,
    die Wacht am Rhein!
    Fest steht und treu die Wacht,
    die Wacht am Rhein!
    So führe uns, du bist bewährt;
    In Gottvertrauen greif’ zu dem Schwert,
    Hoch Wilhelm! Nieder mit der Brut!
    Und tilg‘ die Schmach mit Feindesblut!
    Lieb Vaterland, magst ruhig sein,
    lieb Vaterland, magst ruhig sein:
    Fest steht und treu die Wacht,
    die Wacht am Rhein!
    Fest steht und treu die Wacht,
    die Wacht am Rhein!“
    Den Fortgang der Belagerung von Metz berichtet uns unser Geschichtsschreiber Colmar von der Goltz in seinem Buch „Die Operationen der II. Armee. Vom Beginne des Krieges bis zur Kapitulation vom Metz“: https://archive.org/details/feldzug187071vom01golt
    „Da es, wie erwähnt, am 15. Oktober in Corny bekannt geworden war, daß in Metz Demonstrationen bereits stattgefunden hatten und größere Unruhen unter der Bevölkerung leicht ausbrechen konnten, wenn die Hungersnot eintrat, so mußte man darauf gefaßt sein, daß Scharen von Einwohnern den Versuch machen würden, durch die Vorpostenlinien der Zernierungsarmee hindurch ins Freie zu gelangen. Der Armeebefehl vom 16. Oktober erinnerte deshalb zum Schluß daran, daß die Vorposten nochmals besonders zu instruieren seien, solche Versuche nötigenfalls durch Waffengewalt zurückzuweisen. Man mußte verhüten, daß die Zahl der Konsumenten in der Festung sich vorzeitig vermindere, die Entscheidungsstunde sich damit aber länger hinausschiebe. Mit Bezug auf die Anordnungen des Armeebefehls ist ferner noch zu erwähnen, daß General von Hartmann, dessen Detaschement bekanntlich aus Truppen verschiedener Verbände bestand, schon am 15. Oktober dem Oberkommando direkt unterstellt worden war. (General von Hartmann zog am 17. in Folge der ihm gewordenen Weisung, „für den Fall von Kämpfen nördlich Metz, dort einzugreifen“, den größeren Teil seiner Truppen nach der Südseite der Zernierung von Thionville zusammen. Schwierig wäre für ihn die Vereinigung eines ganzen Detaschements gewesen, da die Kommunikation zwischen den beiden Moselufern nur durch die Fähre von Uckange vermittelt wurde. Die Konzentration am 17. fand deshalb auch auf den beiden Mosel ufern getrennt statt, während General von Voigts-Rhetz, der auf der Nordseite vor Metz kommandierte, die Unterstützung auf dem linken Ufer, namentlich die Besetzung der Ornelinie vor Allem für wichtig hielt und den General von Hartmann hierzu mit Weisung versehen hatte. Auf seine Anfrage, ob er durch einen Marsch über Talange seine Truppen auf das linke Ufer zusammenziehen solle, befahl Prinz Friedrich Carl diesem General, vorläufig ein Detaschement auf beiden Ufern zu belassen.) Einzelne Überläufer der französischen Armee wurden übrigens auch ferner noch angenommen, denn nur auf diese Weise konnte man täglich immer genauere Kenntnisse über die Zustände in der Festung und über die Absichten der feindlichen Befehlshaber sammeln. (Auch das III. Armeekorps wurde übrigens für den Fall, daß seine Unterstützung im Moseltale nördlich Metz noch einmal nötig werden sollte, mit spezieller Weisung versehen.) Die Aktivität des Feindes nahm in diesen Tagen dabei immer mehr und mehr ab. Ganz vereinzelt kamen Zusammenstöße der Patrouillen vor, und nur die Forts warfen hin und wieder Granaten gegen die Zernierungslinie. Am 17. Oktober feuerten die Werke von les Bottes und Quelen einige Schüsse gegen die Linien des I. und VII. Korps, sonst herrschte bei den Vorposten eine Ruhe, wie sie seit Beginn der Zernierung kaum zu irgend einer andern Zeit eingetreten war. Der Feind verhielt sich ganz passiv. Ohne Zweifel übten die Gerüchte von schwebenden Verhandlungen, welche wohl bis in die Masse des französischen Heeres gedrungen waren, ihren Einfluß. Am Nachmittage dieses Tages kehrte General Boyer aus dem großen Hauptquartier. Seiner Majestät zurück und wurde zu den feindlichen Vorposten geleitet. Welche Bedeutung man im Hauptquartier Corny diesem Augenblicke beimaß, ist schon ausführlich dargelegt worden. Auf der Süd- und Westseite von Metz wurden auch noch im Laufe des 17. Lagerveränderungen wahrgenommen, ferner bemerkte man Bewegungen von Kavallerie von einem Moselufer zum andern. Zwei Ballons stiegen am Morgen von Metz auf, am Abende sah man eine Anzahl Raketen. Die Pferdeschlächtereien arbeiteten außergewöhnlich lange. Bei Thionville unternahm der Feind tatsächlich einen Ausfall, der länger währte, als es hier sonst der Fall gewesen. Die ausfallenden Truppen, welche in der Stärke von drei Bataillonen, und ein Eskadron, ein Batterie auftraten und die sich in zwei getrennten Kolonnen gegen Beymerange und gegen Maison rouge (bei Hettange Grande) wendeten, führten das Feuergefecht von fünfeinhalb Uhr früh bis zehneinhalb Vormittags, ehe es gelang, sie wieder in die Festung zurückzuwerfen. Ereignisse von Bedeutung aber blieben aus. Die Ruhe vor Metz dauerte fort. Am 18. früh kanonierten zwar die Forts Plappeville und St. Quentin gegen die 12 Pfünder Batterie auf der Höhe von Juffy, doch hatte diese Batterie das Feuer durch eine dem vorangegangene Beschießung der Dörfer Sankt. Russine und Scy herausgefordert. Alle Anzeichen von beginnenden Bewegungen in den feindlichen Lagern, die an diesem Tage, wie am 19. hin und her von den Observatorien gemeldet wurden, waren nicht von Ausfallversuchen gefolgt. Am 20. verhielt sich die eingeschlossene Armee so passiv, daß kein Schuß fiel. Auf allen Feldern und um die Forts von Metz bemerkte man indessen zahlreiche Mannschaften der feindlichen Armee, die sich mit Kartoffeln- und Gemüsesuchen beschäftigten. Deserteurs stellten sich gleichfalls mehrfach bei den Vorposten ein. Sie schilderten die Lage der Armee in Metz immer trüber. Schon war nach ihren Angaben die Verpflegung der Leute unter ein erträgliches Minimum gesunken und die Einsicht, daß die Katastrophe nahe bevorstände, schien in Metz bereits allgemein die Gemüter zu beherrschen…“

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  3. „Die Römer griffen, ohne ihre Wurfspeere einzusetzen, zum Schwert. Plötzlich erscheint im Rücken des Feindes Cäsars Reiterei; noch andere Kohorten nähern sich; der Feind wendet sich zur Flucht; den Fliehenden wirft sich die Reiterei in den Weg; überall herrscht Morden. Sedulius, das Haupt und der Anführer der Lemoviker kommt um; der Arverner Vercassivellaunus wird auf der Flucht ergriffen; vierundsiebzig feindliche Fahnen werden zu Cäsar gebracht; nur wenige aus der ganzen Masse retten sich ins Lager. Als die in der Festung das Blutbad und die Flucht erblicken, ziehen sie die Truppen von den römischen Linien zurück; so große Verzweiflung herrscht. Im Lager des gallischen Entsatzheeres hatte man dies kaum vernommen, als urplötzlich Flucht entstand. Man hätte die feindlichen Scharen ganz vernichten können, wären nicht Cäsars Leute durch die ununterbrochenen Hilfeleistungen und den Kampf des ganzen Tages so sehr erschöpft gewesen. Um Mitternacht jedoch setzt die römische Reiterei der Nachhut nach: Viele werden gefangen, viele getötet; die übrigen verlieren sich flüchtig in die Heimat.“
    Lesen wir in den Kommentaren des altrömischen Feldherren Gaius Julius Cäsar zu seinem Gallischen Krieg. Bei Alesia hatte er das gallische Kriegsheer umzingelt und das Entsatzheer mittels einer doppelten Befestigungsanlage abgewehrt, womit die Eroberung Galliens nach sechs Jahren mehr oder weniger vollendet war. Wir erkennen hieran den hohen Wert der klassischen Bildung. Denn im Jahre 1870 tat es unser Feldmarschall Moltke der Ältere dem Cäsar gleich. Mit den Schlachten von Colombey, Mars-la-Tour und Gravelotte schloß er die Gallier in unserer alten Reichsstadt Metz ein und als ein Entsatzheer unter dem gallischen Herrscher Napoleon III. anrückte, umzingelte er dieses bei Sedan und zwang es zur Aufgabe. Der Ausbruchsversuch der gallischen Rheinarmee aus Metz wurde bei Noisseville vereitelt und diese schließlich zur Aufgabe gezwungen. Die Oberleitung der Belagerung von Metz legte Moltke der Ältere in die Hände von unserem Prinzen Friedrich Karl von Preußen, der unsere II. Armee befehligte. Unsere I. Armee führte vor Metz unser Feldmarschall Edwin von Manteuffel. Bei Metz ergaben sich 200,000 Gallier nach einer 72tägigen Belagerung. Die Kriegsbeute betrug 56 Feldzeichen, 260,000 Feuerwaffen und 1500 Geschütze. Der Preis des Sieges betrug 5700 Mann. Zu Ende war der Gallierkrieg mit der Aufgabe von Metz allerdings noch nicht. Die Gallier hatten aus den Trümmern ihrer ursprünglichen Streitmacht und neu ausgehobenen Truppen neue Heere ins Feld gestellt, die erst im Januar 1871 vollständig geschlagen werden konnten. Vom Beginn der Belagerung von Metz Ende August 1870 hören wir nun in Moltkes vorzüglicher Geschichte des Gallierkrieges von 1870-71: https://archive.org/details/geschichtedesdeu00moltuoft
    „Während des siegreichen Vorschreitens der einen Hälfte der deutschen Heere war die andere vor Metz gebannt geblieben. Die vorderste Postenkette der Einschließung hatte eine Entwicklung von über sechs Meilen. Durchbruchsversuchen des versammelt stehenden Gegners konnten daher im ersten Augenblick überall nur schwache Kräfte entgegentreten. Um so nötiger war es, die Einzelpostierungen fortifikatorisch zu verstärken. Diese Arbeiten, die Aufräumung der nahen Schlachtfelder, stete Aufmerksamkeit auf jede Bewegung des Feindes, Anlegung einer alle Stabsquartiere verbindenden Telegraphenlinie, endlich die Herrichtung von Unterkunftsräumen nahmen die Kräfte der Truppen und ihrer Führer voll in Anspruch. Außer Pflege der Verwundeten war für die Kranken zu sorgen, welche durch ungewöhnlich raue Witterung und Mangel an schützendem Obdach sich erheblich mehrten. Dagegen erleichterte der Stillstand die Verpflegung der Truppen, welchen ohnehin reichliche Liebesgaben aus der Heimat zuflossen. Die ersten Tage der Einschließung verliefen, ohne daß die Franzosen nach außen etwas unternommen hätten. Auch sie waren beschäftigt, sich zu ordnen, die Munition zu ergänzen und sich einzurichten. Unter dem 20. August hatte Marschall Bazaine nach Chalons geschrieben: „Ich werde von meinem Marsch Nachricht geben, wenn ich einen solchen überhaupt antreten kann.“ Am 23. berichtete er an den Kaiser, „er wolle, wenn die Nachricht von erheblicher Verminderung des Einschließungsheeres sich bestätigen solle, den Abmarsch, und zwar über die Nordfestungen, antreten, um nichts auf Spiel zu setzen.“ Wirklich zog schon am 26. August, wo die Armee von Chalons noch 15 Meilen entfernt vom Ardennenkanal stand, auch ihr Heranrücken an Metz überhaupt noch nicht bekannt war, der Marschall seine Hauptmacht auf dem rechten Moselufer zusammen. Diese Bewegung war den deutschen Beobachtungsposten nicht entgangen und wurde durch den Feldtelegraphen sogleich weitergemeldet. Um die III. Reservedivision bei Malroy zu unterstützen, rückten zehn Bataillone des X. Korps vom linken auf das rechte Ufer nach Argancy herüber. Die XXV. Division hielt sich an der Brücke von Hauconcourt bereit, und das I. Korps faßte seine Streitkräfte enger um Servigny zusammen. Selbst wenn der Durchbruch gegen Norden gelang, konnten das III., X. und ein Teil des IX. Korps sich dem Weitermarsch des Gegners noch bei Diedenhofen vorlegen. Das Überschreiten der von der Insel Chambiere aus geschlagenen Feldbrücken hatte das Vorgehen der Franzosen erheblich verzögert; um Mittag jedoch standen ihr 3., II., 4. und 6. Korps zwischen Metz und Grimont eng konzentriert. Vorgeschobene Abteilungen drängten die deutschen Postierungen im Südosten von Metz bereits an einzelnen Punkten zurück, aber anstatt nun zum allgemeinen Angriff zu schreiten, versammelte der Marschall sämtliche Korpsführer zu einer Besprechung in Grimont. Der Kommandant von Metz machte geltend, daß die vorhandene Artilleriemunition nur für eine Schlacht ausreiche, nach Verbrauch derselben werde die Armee sich wehrlos zwischen den feindlichen Heeren befinden; auch sei die Festung noch nicht genügend in Verteidigungsstand gesetzt und könne einer Belagerung nicht widerstehen, wenn der Platz von der Armee verlassen werde. Dies Alles hätte man freilich schon in Metz übersehen können, oder vielmehr man mußte es wissen, bevor man von dort abrückte. Ganz besonders aber wurde betont, „daß die Erhaltung der Armee der beste Dienst sei, welchen man dem Lande erweisen könne, wichtig besonders, wenn Friedensunterhandlungen angeknüpft werden sollten.“ Sämtliche Generale sprachen sich gegen die Fortsetzung der eingeleiteten Bewegung aus, und der Oberfeldherr, welcher sich jeder Meinungsäußerung enthalten, erteilte um vier Uhr den Befehl zum Rückmarsch. Die ganze Unternehmung am 26. August kann nur als ein Parademanöver angesehen werden. Dem Kriegsminister meldete der Marschall, daß es aus Mangel an Artilleriemunition „unmöglich“ sei, die Linien des Gegners zu durchbrechen, wenn nicht Angriffsbewegungen von außen her „den Gegner zum Rückzuge zwängen“. Dringend wurden Nachrichten aus Paris über „die Stimmung im Volke“ erbeten. Es ist zweifellos, daß der Marschall Bazaine nicht bloß nach militärischen, sondern auch nach politischen Rücksichten gehandelt hat, aber es fragt sich, ob er bei der in Frankreich eingetretenen Verwirrung anders handeln konnte. Aus der eben erwähnten Korrespondenz wie schon aus seinem Verhalten in den Schlachten von Metz geht eine entschiedene Abneigung hervor, sich von diesem Platz zu trennen. Unter seinen Mauern vermochte er eine bedeutende Heeresmacht bis zum gegebenen Augenblick ungeschwächt zu bewahren. An der Spitze der einzigen noch nicht zertrümmerten Armee Frankreichs konnte ihm eine Machtstellung zufallen wie keinem Anderen im Lande. Freilich mußte diese Armee erst von dem Banne befreit sein, welcher sie zur Zeit gefesselt hielt. Der gewaltsame Durchbruch hätte sie, selbst wenn er gelang, erheblich geschwächt, und ganz undenkbar war es nicht, daß der Marschall als stärkste Autorität im Lande einen Preis werde bieten können, welcher den Gegner bestimmte, den Abzug zu gestatten. Denn wenn es endlich zum Friedensschlusse kam, mußte man auf deutscher Seite fragen: „Wo ist in Frankreich die Macht, mit welcher nach Zusammensturz des Kaiserreiches verhandelt werden kann, welche in ihrer Stärke die Bürgschaft dafür leistet, daß übernommene Verpflichtungen auch gehalten werden?“ Daß der Marschall, wenn seine Pläne zur Ausführung gelangt wären, anders als im Interesse Frankreichs gehandelt haben würde, ist weder bewiesen noch vorauszusetzen…“

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  4. Die Belagerung und Einnahme von Metz gehört unzweifelhaft zu den größten Waffentaten des epischen Gallierkrieges von 1870 bis 1871. Drei große Schlachten – Colombey, Mars-la-Tour und Gravelotte – waren im Jahre 1870 nötig, um die gallische Rheinarmee in unserer alten Reichsstadt Metz einzuschließen. Diese war zwar von den Galliern zu einer mächtigen Festung ausgebaut worden, jedoch fehlte es an Verpflegung für die über 200,000 Mann starke gallische Rheinarmee. Daher unternahm deren Monty Bazaine bei Noisseville einen großangelegten Ausbruchsversuch, biß sich aber an unserem Feldmarschall Edwin von Manteuffel die Zähne aus. Die Oberleitung der Belagerung lag bei unserem Prinzen Friedrich Karl von Preußen, während im fernen Hauptquartier unser großer Kriegsmeister Moltke der Ältere über die strategisch-operative Lage wachte. Ende Oktober gab Bazaine schließlich auf und so machten wir Deutschen in Metz 200,000 Gefangene und erbeuteten 1500 Geschütze, 56 Feldzeichen und 260,000 Gewehre. Gekostet hat uns die 72tägige Belagerung von Metz 5700 Gefallene und Verwundete. Die Erlegung der gallischen Rheinarmee muß natürlich mit Theodor Körners epischen Schlachtgesang „Lützows verwegene Jagd“ gefeiert werden! https://www.youtube.com/watch?v=E5bmg6jJbXI
    „Was glänzt dort vom Walde im Sonnenschein?
    Hör´s näher und näher brausen.
    Es zieht sich herunter in düsteren Reihn
    und gellende Hörner schallen darein
    erfüllen die Seele mit Grausen
    Und wenn ihr die schwarzen Gesellen fragt:
    Das ist
    Das ist Lützows wilde, verwegene Jagd
    Was zieht dort rasch durch den finstern Wald
    und streift von Bergen zu Bergen?
    Es legt sich in nächtlichen Hinterhalt,
    das Hurra jauchzt, und die Büchse knallt
    es fallen die fränkischen Schergen
    Und wenn ihr die schwarzen Jäger fragt
    Das ist
    Das ist Lützows wilde, verwegene Jagd
    Wo die Reben dort glühen dort braust der Rhein,
    der Wütrich geborgen sich meinte
    Da naht es schnell mit Gewitterschein
    und wirft sich mit rüstigen Armen hinein
    und springt an das Ufer der Feinde.
    Und wenn ihr die schwarzen Schwimmer fragt:
    Das ist
    Das ist Lützows wilde, verwegene Jagd!
    Was braust dort im Tale die laute Schlacht
    was schlagen die Schwerter zusammen?
    Wildherzige Reiter schlagen die Schlacht
    und der Funke der Freiheit ist glühend erwacht
    und lodert in blutigen Flammen.
    Und wenn ihr die schwarzen Reiter fragt:
    Das ist
    Das ist Lützows wilde, verwegene Jagd!
    Was scheidet dort röchelnd vom Sonnenlicht
    unter winselnde Feinde Gebettet?
    Es zucket der Tod auf dem Angesicht
    doch die wackern Herzen erzittern nicht
    das Vaterland ist ja gerettet!
    Und wenn ihr die schwarzen Gefallnen fragt:
    Das ist
    Das ist Lützows wilde, verwegene Jagd.
    Die wilde Jagd und die deutsche Jagd
    auf Henkersblut und Tyrannen!
    Drum, die ihr uns liebt, nicht geweint und geklagt!
    Das Land ist ja frei, und der Morgen tagt
    wenn wir’s auch nur sterbend gewannen.
    Und von Enkeln zu Enkeln sei’s nachgesagt:
    Das war
    Das war Lützows wilde, verwegene Jagd.“
    Von der Schlacht von Noisseville läßt die Karo unseren Feldmarschall von Moltke euch nun noch ein wenig berichten: https://archive.org/details/geschichtedesdeu00moltuoft
    „Marschall Bazaine bezeichnet auch jetzt seinen Korpskommandanten die Wegnahme von Sankt Barbe als erstes Ziel, um den Marsch nach Norden zu ermöglichen; „andernfalls werden wir die eigene Stellung behaupten“. Darunter konnte wohl nur diejenige unter den Kanonen von Metz verstanden sein, und wenig Zuversicht auf Erfolg spricht sich in dieser Weisung aus. Um das weitere Vordringen des Feindes in der linken Flanke der I. Division zu hindern, hatte sich schon um fünf Uhr die III. Brigade an der Straße von Saarlouis entwickelt. Sie nahm das Gelände gegen Montoy mit 20 Geschützen unter Feuer, und nachdem Noisseville eine Zeitlang durch die Artillerie der II. Brigade beschlossen, stürmte gegen sieben Uhr das Regiment Nummer XLIII in das Dorf hinein. Es entspann sich ein heftiger Häuserkampf, aber zwei französische Brigaden griffen ein, und nach längerem Ringen wurde das Regiment wieder verdrängt. Dieser Angriff war bereits gescheitert, als die Bataillone der dritten Brigade herangelangten, und wurde nicht wieder erneuert. Nachdem die Richtung des französischen Durchbruchsversuches nicht mehr zweifelhaft war, hatte auch die XXVIII. Brigade von Courcelles früh sechs Uhr den Marsch zur Unterstützung des I. Korps angetreten. Ihre beiden Batterien brachten die bei Montoy stehenden französischen zum Schweigen und richteten dann das Feuer gegen Flanville. Bald begann der Gegner das brennende Dorf zu räumen, in welches dann um neun Uhr von Süden die Rheinländer, von Norden die Ostpreußen eindrangen. Zwar schickte Marschall Le Boeuf die Division Bastoul wieder über Montoy vor, aber das äußerst wirksame Feuer der preußischen Artillerie bewog sie zur Umkehr. Inzwischen hatte die III. Brigade in Höhe von Retonfey Stellung genommen, an welche sich nun die XXVIII. anschloß. Zu der III. Kavalleriedivision stieß hier noch die hessische Reiterbrigade, und nachdem die Artillerie auf 114 Geschütze verstärkt worden, bildete sich eine Schranke, welche jedes weitere Vordringen des 3. und 2. Korps verhinderte. Auf dem rechten Flügel des französischen Heeres verstummte der Kampf, aber gerade sein Vorgehen abzuwarten, war das 4. Korps angewiesen, bevor es gegen die Artilleriefront und die Dorfstellung von Servigny – Poix den Angriff erneuere, dessen Schwierigkeit tags zuvor sich gezeigt hatte. Nun aber rückte südlich der Stellung gegen elf Uhr, nachdem Noisseville unter verheerendes Feuer gekommen, die III. preußische Brigade, unterstützt durch die Landwehr, selbst angriffsweise gegen diesen Punkt vor, und die Franzosen räumten das brennende Dorf. Auf der nördlichen Angriffsfront hatte Marschall Canrobert um achteinhalb Uhr seine Batterien bei Chieulles auffahren lassen, ihr Feuer, unterstützt durch die Festungsartillerie, veranlaßte vorübergehend die Räumung von Rupigny, doch wurde dies Dorf alsbald wieder besetzt. Zwei sodann versuchte Angriffe der Division Tixier gegen Failly blieben ohne Erfolg, vielmehr ergriff die dort eingetroffene XVIII. Division mit ihrer XXXVI. Brigade unter Mitwirkung der Reservedivision die Offensive und drängte um zehn Uhr die Franzosen über den Bach von Chieulles zurück. Auch ein erneuter Angriff auf Failly wurde durch flankierendes Feuer zum Scheitern gebracht. Wegen des Auftretens der preußischen III. Brigade in seiner rechten Flanke glaubte Marschall Le Boeuf, obwohl er gegen dieselbe noch über zwei Divisionen verfügte, den Rückzug antreten zu müssen, und auf die hierüber erstattete Meldung befahl dann um Mittag Marschall Bazaine den Abbruch der Gefechte auf allen übrigen Punkten. Den von der Rheinarmee am 31. August aus Metz hervorgetretenen 137,000 hatten nur 36,000 Preußen gegenübergestanden. Zum ersten Mal war in dieser Schlacht den Franzosen der Angriff, den Deutschen die Verteidigung zugefallen. Wenn dabei der Verlust der Ersteren nur 3000 Mann betrug, mithin geringer als 3400 beim Gegner, so erklärt sich dies aus der besseren Beschaffenheit ihres Infanteriegewehrs. Ganz entscheidend hatte aber überall die preußische Artillerie gewirkt und den unerschütterten Widerstand des Generals von Manteuffel ermöglicht. Fortan verblieb das VII. Korps am rechten Moselufer, auch wurde hier die Einschließung durch das Eintreffen des XIII. Korps verstärkt, mit welchem eben der Großherzog von Mecklenburg anlangte. Am linken Ufer konnten jetzt das II. und III. Korps wieder herangezogen werden. An demselben Tage und zur selben Stunde, wo sich die Vernichtung des einen französischen Heeres bei Sedan vollzog, kehrte das andere in nunmehr ziemlich hoffnungslose Gefangenhaltung nach Metz zurück. Entschieden war ohne Zweifel schon jetzt nach zweimonatiger Dauer der Feldzug, wenn zwar keineswegs beendigt…“

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  5. Erst mit der Einnahme von Metz konnten im Jahre 1870 die Früchte der blutigen Schlachten von Colombey, Mars-la-Tour, Gravelotte und Noisseville geerntet werden. Wäre uns nämlich die gallische Rheinarmee aus unserer alten Reichsstadt entwischt, so würden sich diese allesamt in Pyrrhussiege verwandelt haben. Denn wir Deutschen haben in diesen Schlachten meist weit höhere Verluste als die Gallier erlitten. Was freilich daran lagt, daß wir diese aus recht starken Stellungen vertreiben mußten und schon damals die Wirkung der Feuerwaffen ziemlich verheerend war. Die Gallier hatten mit ihrer futuristischen Mitrailleuse sogar einen Vorläufer des Maschinengewehres und ihr Chassepotgewehr war unserem Zündnadelgewehr an Reichweite und Durchschlagskraft ebenfalls überlegen. So aber wurde doch alles gut und die gallische Rheinarmee ergab sich mit 200,000 Mann. Dazu erbeuteten wir 260,000 Gewehre, 1500 Geschütze und 56 Feldzeichen. Unserem Prinz Friedrich Karl von Preußen standen zur Belagerung von Metz nicht nennenswert mehr Truppen zur Verfügung wie der gallische Monty Bazaine zur Verfügung hatte. Dieser besaß also stets eine taktische Überlegenheit, wenn er an einem bestimmten Punkt einen Ausbruch versuchen wollte. Und so mußte unser Feldmarschall Edwin von Manteuffel mit kaum 36,000 Recken in der Schlacht von Noisseville weit über 120,000 gallische Kriegsknechte abwehren. Gekostet hat uns die Belagerung von Metz 5700 Mann. Kein zu hoher Preis für die Vernichtung eines erheblichen Teils der feindlichen Kriegsmacht… Niemals nicht darf das Lied vom Argonnerwald bei der Feier der Einnahme von Metz fehlen! https://www.bitchute.com/video/l66AIqRvdLAp/
    „Argonnerwald, um Mitternacht,
    Ein Pionier stand auf der Wacht.
    Ein Sternlein hoch am Himmel stand,
    Bringt ihm ’nen Gruß aus fernem Heimatland.
    Und mit dem Spaten in der Hand
    Er vorne in der Sappe stand.
    Mit Sehnsucht denkt er an sein Lieb:
    Ob er sie wohl noch einmal wiedersieht?
    Und donnernd dröhnt die Artillerie.
    Wir stehen vor der Infanterie.
    Granaten schlagen bei uns ein,
    Der Franzmann will in unsere Stellung ‚rein.
    Er frug nicht warum und nicht wie,
    Tat seine Pflicht wie alle sie.
    In keinem Liede ward es gehört,
    Ob er geblieben oder heimgekehrt.
    Bedroht der Feind uns noch so sehr,
    Wir Deutsche fürchten ihn nicht mehr.
    Und ob er auch so stark mag sein,
    In unsere Stellung kommt er doch nicht ‚rein.
    Der Sturm bricht los, die Mine kracht,
    Der Pionier gleich vorwärts macht.
    Bis an den Feind macht er sich ran
    Und zündet dann die Handgranate an.
    Die Infanterie steht auf der Wacht,
    Bis daß die Handgranate kracht,
    Geht dann mit Sturm bis an den Feind,
    Mit Hurra nimmt sie dann die Stellung ein.
    Der Franzmann ruft: Pardon Monsieur!
    Hebt beide Hände in die Höh,
    Er fleht uns dann um Gnade an,
    Die wir als Deutsche ihm gewähren dann.
    Bei diesem Sturm viel Blut auch floß,
    Manch junges Leben hat’s gekost´.
    Wir Deutsche aber halten stand,
    Für das geliebte, teure Vaterland.
    Und droht der Feind uns noch so sehr,
    wir Deutsche fürchten ihn nicht mehr,
    und ob er auch so stark mag sein,
    in unsere Stellung kommt er doch nicht rein.
    Argonnerwald, Argonnerwald,
    Ein stiller Friedhof wirst du bald!
    In deiner kühlen Erde ruht
    So manches tapfere Soldatenblut.
    Und komm‘ ich einst zur Himmelstür,
    Ein Engel Gottes steht dafür:
    Argonnerkämpfer, tritt herein,
    Hier soll für dich der ewige Friede sein.
    Du Pionier um Mitternacht,
    Heut‘ steht ganz Deutschland auf der Wacht.
    In Treue fest, im Wollen rein,
    Als eine neue starke Wacht am Rhein!“
    Von der Schlacht bei Mars-la-Tour erzählt uns Moltke der Ältere in seiner Geschichte des Gallierkrieges von 1870-71 ein wenig: https://archive.org/details/geschichtedesdeu00moltuoft
    „Jetzt aber droht unmittelbar das Vorgehen einer mächtigen Reitermasse, welche sich auf dem freien Höhenrücken von Ville-sur-Yron zeigt. Es sind die Division Legrand und die Gardebrigade de France in vier sich rechts überflügelnden Treffen. Auf deutscher Seite wird an die Brigade Barby Alles herangezogen, was an Kavallerie noch verfügbar ist, zusammen nur 16 Schwadronen, die, in zwei Treffen formiert, links von Mars-la-Tour aufmarschieren. Weiter vorwärts hält noch das zur Aufnahme der Gardeschwadron vorgegangene Dragonerregiment Nummer XIII. Im Galopp reitet dieses der in erster Linie anstürmenden französischen Husarenbrigade entgegen, welche die Intervallen des Regiments durchbricht. Aber alsbald erscheint General von Barby mit den übrigen Regimentern in der Höhe von Ville-sur-Yron, wo um sechsdreiviertel Uhr der Zusammenstoß der Massen erfolgt. Eine Staubwolke verhüllt das hin und her wogende Handgemenge von 5000 Reitern, welches sich allmählich zum Vorteil der Preußen entscheidet. General Montaigu gerät schwer verwundet in Gefangenschaft und General Legrand fällt, indem er mit den Dragonern seinen Husaren zu Hilfe eilt. Die Brigade de France läßt den Gegner nahe an sich herankommen, dann, auf 150 Schritt Entfernung, wird sich das Lancier-Regiment mit Ungestüm auf die Hannoverschen Ulanen. Aber diese überflügeln und erhalten eine unerwartete Hilfe durch die von einer Rekognoszierung zurückkehrende V. Schwadron des II. Gardedragonerregiments, welche über Gräben und Hecken dem Feinde in die Flanke geht, während die Westfälischen Kürassiere in seine Front einbrechen. Vergebens versuchen die Chasseurs d’Afrique die Umfassung der Hannoverschen Dragoner zu verhindern, die Staubsäule zieht mehr und mehr nach Norden, und die gesamte französische Kavallerie drängt sich nach den Talübergängen von Bruville. Hinter denselben halten noch fünf Regimenter der Kavalleriedivision Clerembault. Der General läßt eine Brigade das Tal überschreiten, aber die fliehenden Husaren und mißverstandene Signale bringen auch diese Brigade in Unordnung. So wird mit fortgerissen, und erst die im schützenden Tal ausschwärmende Infanterie setzt der Verfolgung ein Ziel. Die deutschen Regimenter ordnen sich in aller Ruhe und kehren im Schritt nach Mars-la-Tour zurück, nur in großer Entfernung von einer Abteilung der Division Clerembault gefolgt. Dies größte Reitergefecht des Feldzuges hatte zur Folge, daß der französische rechte Flügel auf alle weiteren Angriffsversuche verzichtete. Zu beklagen war der Verlust an Führern, die, überall ihren Abteilungen vorauf, das rühmliche Beispiel gegeben hatten. Prinz Friedrich Karl war auf das Schlachtfeld geeilt. Der Tag neigte sich zu Ende, und die Dämmerung war eingetreten, die Schlacht gewonnen. Die Preußen standen abends auf dem Boden, welchen die Franzosen am Morgen inne gehalten. Hatte General von Alvensleben geglaubt, nur auf die Nachhut des französischen Heeres zu stoßen, so zögerte er dennoch keinen Augenblick, anzugreifen, als er es versammelt vor sich stand. Mit seinem Korps allein führte er den Kampf bis Nachmittag und trieb den Gegner von Flavigny bis Rezonville, über eine halbe Meile weit, zurück. Es ist dies eine der glänzendsten Waffentaten des ganzen Krieges. Dank der wertvollen Hilfe des X. Korps konnte dann nachmittags die Schlacht defensiv zu Ende geführt werden, aber eben nur durch die kräftigsten Gegenstöße der Kavallerie und die unermüdliche Ausdauer der Artillerie. Jetzt aber war es angezeigt, den weit überlegenen Feind nicht durch erneute Angriffe herauszufordern und, wo keine Unterstützung mehr zu hoffen, den schwer erkauften Erfolg wieder in Frage zu stellen. Die Kräfte der Truppen waren erschöpft, ihre Munition zum großen Teil verschossen, die Pferde seit 15 Stunden unter dem Sattel und ohne Futter. Ein Teil der Batterien konnte sich nur noch im Schritt bewegen, und das nächste Korps am linken Ufer der Mosel, das XII., stand über einen Tagemarsch entfernt. Ein noch abends sieben Uhr erlassener Befehl des Oberkommandos ordnete jedoch ein erneutes und allgemeines Vorgehen gegen die feindliche Stellung an. Das X. Armeekorps war völlig außer Stande, dieser Forderung zu entsprechen. Nur auf dem rechten Flügel konnte ein Teil der Artillerie vorgehen, gefolgt von etwas Infanterie. Die Batterien erreichten wirklich die viel umstrittene Höhe südlich von Rezonville, traten dort aber in ein heftiges Infanterie- und Artilleriefeuer von zwei Seiten her. Allein vom französischen Gardekorps wirkten flankierend 54 Geschütze, welche jenseits des Tales aufgefahren waren. Während die preußischen Batterien in ihre frühere Aufstellung zurückkehren mußten, gingen noch zwei Brigaden der VI. Kavalleriedivision vor. Bei bereits eingetretener Dunkelheit konnten sie ein eigentliches Angriffsziel kaum noch erkennen, sie gerieten in das lebhafteste Infanteriefeuer und zogen sich unter namhaften Verlusten zurück. Völlig verstummte der Kampf erst um zehn Uhr, er hatte 16,000 Mann auf jeder Seite gekostet. Auf keiner Seite konnte von Verfolgung die Rede sein. Für die Deutschen reiften die Früchte des Sieges erst in seinen Folgen. Die vom zwölfstündigen Kampf erschöpften Truppen lagerten auf dem erstrittenen, blutgetränkten Boden dicht gegenüber der Stellung der Franzosen…“

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  6. Anno 1870 ergab sich die welsche Rheinarmee in der Festung Metz unserem Prinzen Friedrich Karl von Preußen. Mit seiner II. Armee hatte er – im Verbund mit der I. Armee unseres Feldmarschalls von Manteuffel – unsere alte deutsche Reichsstadt seit der Schlacht von Gravelotte belagert. Trotz mehrfacher Versuche, sich aus der Schlinge zu ziehen vermochte der welsche Monty Bazaine nicht seine Einschließung zu verhindern oder daraus wieder auszubrechen. An Truppen und Geschütz mangelte es ihm dafür nicht. Denn wir Deutschen nahmen in Metz noch 200,000 welsche Kriegsknechte gefangen und erbeuteten 1500 Geschütze, hinzu kamen noch 56 Feldzeichen und 260,000 Gewehre. Unsere deutschen Verluste beliefen sich auf 5700 Verwundete und Gefallene. Ein kleiner Preis für die Vernichtung des Großteils der feindlichen Kriegsmacht. Zumal die Belagerung von Metz zum Auslöser für die Entscheidungsschlacht von Sedan wurde und damit gleich zwei welsche Armeen auf dem Gewissen hat. Von der eigentlichen Belagerung von Metz berichtet uns nun Moltke der Ältere in seiner Geschichte des welschen Krieges von Anno 1870-71 ein wenig: https://archive.org/details/geschichtedesdeu00moltuoft
    „Der deutschen Politik mochte es willkommen sein, wenn außer der anspruchsvollen, aber schwachen Regierung zu Paris noch eine Macht in Frankreich vorhanden war, mit welcher man sich möglicherweise über Abschluß des Krieges verständigen konnte. So wurde denn auch der Eintritt in Metz einem angeblichen Unterhändler der vertriebenen kaiserlichen Familie gestattet. Da indessen derselbe seine Eigenschaft als solcher dem Marschall gegenüber nicht zu beurkunden vermochte, so erhielt General Bourbaki die Erlaubnis, durch die deutschen Vorposten sich nach London zu begeben, wo aber die Kaiserin Eugenie jede Einmischung in die schon so schwierige Lage Frankreichs ablehnte. Der General stellte sich dann in Tours der Regierung der nationalen Verteidigung zur Verfügung. Einstweilen verhielt sich die in Metz eingeschlossene Armee seit dem Tage von Noisseville in völlig abwartender Haltung. Die nötigen Lebensmittel für 70,000 Einwohner, einschließlich der in die Stadt geflüchteten Landleute waren ursprünglich auf dreieinhalb, für die vorschriftsmäßige Garnison auf fünf Monate vorhanden gewesen, für die Rheinarmee aber Ernährung nur auf 41, Hafer auf 25 Tage noch vorrätig. Zwar wurden die Bestände der Truppen durch Ankäufe aus den reichlichen Vorräten der Bürger ergänzt, aber bald mußten kleinere Brotportionen angeordnet und, um Fleisch zu verschaffen, Pferde geschlachtet werden, so daß die meisten Kavallerieregimenter nur noch mit zwei Eskadrons antreten konnten. Auch auf deutscher Seite unterlag die Ernährung von 197,326 Mann und 33,136 Pferden großen Schwierigkeiten. Die in der Heimat ausgebrochene Rinderpest beschränkte die Zufuhr von lebendem Vieh auf Ankäufe in Holland und Belgien. Der Bedarf an Fleischnahrung mußte durch Konserven ergänzt werden. Erhöhte Haferrationen ersetzten den Mangel an Heu und Stroh. Zwar waren die bisherigen Verluste der Armee durch das Eintreffen von Ersatzmannschaften gedeckt, aber allein der Transport der Gefangenen von Sedan nahm 14 Bataillone des Einschließungsheeres in Anspruch. Noch war es nicht gelungen, neben dem weiten Ausbau der Verschanzungen Wohnräume in hinreichender Zahl herzustellen. Bei der frühzeitig ein getretenen rauen, regnerischen Witterung blieb ein Viertel der Mannschaft ohne Obdach, und allmählich mehrte sich die Zahl der Kranken in den Lazaretten auf die beunruhigende Zahl von 40,000 Mann. Obwohl 50 schwere Geschütze aus der Heimat anlangten, erwies sich doch eine Beschießung von Metz wirkungslos, da sie wegen des überlegenen Kalibers der Festungsartillerie nur nachts, unter mehrfachem Wechsel der Stellung, ausgeführt werden konnte. Sonach mußte man das Beste von der Zeit erwarten und sich in Geduld fassen. Bereits hatten die Belagerten während vier Wochen von ihren Vorräten gezehrt. Bei starker Abnahme derselben und zugleich, um durch Tätigkeit den Geist der Truppe neu zu beleben, beschloß der Oberkommandierende, unter dem Schutze von Waffenentfaltung alle Vorräte aus den Ortschaften innerhalb der deutschen Einschließungslinie abzuholen. Am 22. September mittags hatte das Fort Sankt Julien ein lebhaftes Feuer auf die Vorposten des I. Korps eröffnet. Starke Infanterieabteilungen rückten dann gegen die östlich gelegenen Dörfer vor, vertrieben die Feldwachen des Gegners und kehrten mit den vorgefundenen Lebensmitteln nach Metz zurück. Eine ähnliche Unternehmung am folgenden Nachmittag gegen die nördlich vorliegenden Ortschaften gelang weniger. Unter dem Feuer der schnell bereitgestellten preußischen Batterien mußten die meisten der mitgeführten Wagen leer wieder abfahren. Endlich fand auch am 27. September ein Ausfall zu gleichem Zweck gegen Süden statt, welcher zu mehreren kleinen Gefechten und zur Gefangennahme einer in Peltre von weit überlegenen Kräften umzingelten Kompanie führte. Ein gleichzeitiger Ausfall am linken Moselufer scheiterte an dem Feuer der herbeieilenden Artillerie der Einschließungskorps. Im Norden von Metz war Diedenhofen bisher nur durch eine schwache Abteilung beobachtet worden, die nicht verhinderte, daß die Besatzung das Gelände bis zur nahen Grenze durchstreifte, Gefangene machte, 50 beladene Proviantwagen erbeutete und sogar auf der von ihr wiederhergestellten Eisenbahn von Luxemburg einen vollen Verpflegungszug in die Festung führte. In der Tat konnte dort die Rheinarmee auf Entfernung eines Marsches eine wichtige Stütze finden, wenn ihr der Durchbruch gelang. Prinz Friedrich Karl traf daher Sorge, die nördliche Einschließung auf dem rechten Moselufer zu verstärken. Am 1. Oktober rückte das X. Korps in die Stellung der Reservedivision Kummer ein, welche auf das linke Ufer übertrat. Das I., VII. und VIII. schlossen enger rechts zusammen, und das II. übernahm den Abschnitt zwischen Seille und Mosel, auch wurden die Truppen vor Diedenhofen verstärkt. Wirklich hatte der Marschall nochmals beschlossen, sich nach Norden durchzuschlagen, und zwar auf beiden Flußufern. Hinter Sankt Iulien und von der Insel Chambisre wurden neue Brücken über den Strom geschlagen und in mehrtägigen kleinen Gefechten die nächsten deutschen Postierungen westlich und nördlich des Platzes verdrängt. Unterstützt durch das Feuer der Forts, setzten die Franzosen sich in Lessy und Ladonchamps fest. Die Truppen, welche in Metz zurückbleiben sollten, waren ausdrücklich bezeichnet, die übrigen hinsichtlich ihrer Marschfähigkeit untersucht. Mit Diedenhofen wurden Leuchtsignale ausgetauscht und alle Maßregeln für den Aufbruch am 7. Oktober getroffen. Da plötzlich änderte der französische Feldherr seinen Sinn, und das geplante Unternehmen lief auf eine bloße Fouragierung hinaus. Allerdings wurden für diese sehr große Streitkräfte in Bewegung gefetzt: die Garde-Voltigeux-Division, das 6. Korps und in den Wäldern von Woippy das 4. Außerdem sollte die Bewegung auch auf dem rechten Flußufer durch das 3. Korps unterstützt werden. Vierhundert Wagen wurden bereit gehalten, um die Vorräte aus den großen Pachthöfen nördlich Ladonchamps mitzuführen…“

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  7. Einen ziemlich hohen Zins mußten uns Deutschen die Gallier im Jahre 1870 für die über 350jährige Besetzung unserer alten Reichsstadt Metz bezahlen, nämlich ihre Rheinarmee. Diese wurde von unserem Feldmarschall Helmuth von Moltke (der Ältere), mit Hilfe unseres Prinzen Friedrich Karls von Preußen (II. Armee) und unseres Feldmarschalls Karls von Steinmetz (I. Armee), eingekesselt. Dazu waren die Schlachten von Colombey, Mars-la-Tour und Gravelotte von Nöten und bei Noisseville mußte unser Feldmarschall Edwin von Manteuffel noch einen Ausbruchsversuch abwehren. Mehr noch: Der gallische Herrscher Napoleon III. zog selbst mit einem Entsatzheer heran. Vor Metz ist er freilich nicht gekommen, sondern wurde bei Sedan vernichtend geschlagen und zur Aufgabe gezwungen. Die Belagerung von Metz dauerte 72 Tage und führte zur Gefangennahme von 200,000 gallischen Kriegsknechten und zur Erbeutung von 56 Feldzeichen, 1500 Geschützen und 260,000 Gewehren. Unsere Verluste betrugen 5700 Mann. Das Gallienlied habe ich mir zur Feier der Einnahme von Metz ausgesucht: https://www.youtube.com/watch?v=dHJ0U1C-D1U
    „Kamerad, wir marschieren gen Westen
    Mit den Bombengeschwadern vereint;
    Und fallen auch viele der Besten,
    Wir schlagen zu Boden den Feind!
    Vorwärts! Voran, voran!
    Über die Maas,
    Über Schelde und Rhein
    Marschieren wir siegreich
    Nach Frankreich hinein, hinein,
    Marschieren wir, marschieren wir
    Nach Frankreich hinein.
    Sie wollten das Reich uns verderben,
    Doch der Westwall der eherne, hält;
    Wir kommen und schlagen in Scherben
    Ihre alte verrottete Welt.
    Vorwärts! Voran, voran!
    Über die Maas,
    Über Schelde und Rhein
    Marschieren wir siegreich
    Nach Frankreich hinein, hinein,
    Marschieren wir, marschieren wir
    Nach Frankreich hinein.
    Kamerad, wir marschieren und stürmen,
    Für Deutschland zu sterben bereit
    Bis die Glocken von Türmen zu Türmen
    Verkünden die Wende der Zeit.
    Vorwärts! Voran, voran!
    Über die Maas,
    Über Schelde und Rhein
    Marschieren wir siegreich
    Nach Frankreich hinein, hinein,
    Marschieren wir, marschieren wir
    Nach Frankreich hinein.“
    Dazu gibt unser Geschichtsschreiber Colmar von der Goltz („Die Operationen der II. Armee. Vom Beginne des Krieges bis zur Kapitulation vom Metz“) eine kleine Nachlese der Belagerung von Metz zum Besten: https://archive.org/details/feldzug187071vom01golt
    „In Metz fiel zugleich Frankreichs größter Waffenplatz, dessen Besitz für einen Deutschland befriedigenden Schluß des Krieges absolute Notwendigkeit war. Daß mit Metz ein enormes Kriegsmaterial in die Hände der deutschen Armee geraten werde, sah man voraus. Es belief sich nach den später erfolgenden Feststellungen auf: 57 Adler, 622 Feldgeschütze, 876 Festungsgeschütze, 72 Mitrailleusen, 137,420 Chassepotgewehre, 123326 andere Gewehre, Hinter- und Vorderlader, sowie reiches Kriegsmaterial aller Art. Der Kaufpreis für diesen Erfolg, d. h. die Verluste der preußischen Armee vor Metz während der 70 Tage der Zernierung vom 19. August ab betrugen: I) Vor dem Feinde geblieben: Zwei Stabsoffiziere, 34 Offiziere, 729 Mann. II) An Wunden gestorben: Drei Stabsoffiziere, 19 Offiziere, 394 Mann. III) An Krankheit verstorben: Zwei Generale, dre3 Stabsoffiziere, 39 Offiziere, 1054 Mann. Im Ganzen hatte die Armee während der Zernierung also an Toten: Zwei Generale, acht Stabsoffiziere, 92 Offiziere, 2177 Mann eingebüßt. Verwundet wurden außerdem: 12 Stabsoffiziere, 148 Offiziere, 3410 Mann. Vermißt, inklusive der Gefangenen, welche wieder ausgewechselt worden waren: Acht Offiziere, 1136 Mann. Freilich stehen auch die Verluste der Augustschlachten in enger Beziehung zu den jetzt errungenen Erfolgen, so daß man sie billig mit hinzurechnen muß. Dafür aber war nun auch die letzte der Armeen, welche der Feind bei Beginn des Feldzuges zum Kampfe aufgestellt, vernichtet. 74 deutsche Armeekorps aber wurden frei, um den neu aufgestellten Streitkräften des Feindes entgegenzutreten und mitzuwirken bei den großen Entscheidungen, deren Mittelpunkt nun Paris wurde. Das am 25. in Corny eingegangene Schreiben aus dem großen Haupt-Quartier hatte bereits die allgemeinen Anordnungen für die weitere Verwendung der hier disponibel werdenden Heeresmassen getroffen. Zunächst erwuchs diesen aus der Übernahme, der Bewachung und Abführung der großen kriegsgefangenen Armee aber eine bedeutende Last. Den Befehlen des großen Haupt-Quartiers entsprechend, fiel diese zumal der I. Armee zu. Schon ehe der formelle Abschluß der Kapitulation stattgefunden hatte, war auf Grund des am 26. festgestellten Entwurfes am 27. Oktober, Nachmittags drei Uhr, ein Armee-Befehl erlassen worden, welcher die für die Übernahme der Kriegsgefangenen nötigen wesentlichsten Anordnungen traf. Speziell wurde dabei vom Oberkommando der Armee vor Metz die Regelung aller Verhältnisse bei Metz und vor Thionville dem General von Zastrow mit dem VII. Armeekorps und der von nun an diesem Korps attachierten Division Kummer übertragen, General von Kummer aber zum Kommandanten von Metz ernannt. Mit Bezug auf die Transporte der Kriegsgefangenen gingen ferner der Linienkommission Saarbrücken nunmehr die erforderlichen Bestimmungen zu. Auf der nördlichen Linie wurden für den Fußmarsch die Etappen Les Etangs, Boulay, Tromborn, Saarlouis festgestellt, auf der südlichen die Station Courcelles als Haupteinschiffungspunkt bezeichnet. Von Courcelles aus sollten täglich fünf Züge, die je 2000 Mann fortführten, abgelassen werden, und am 30. die ersten Echelons sich auf der Route Pange – Marange- Sankt Avold – Forbach – Saarbrück in Bewegung setzen, um, sobald die Vorbereitungen für den regel mäßigen Fortgang der Transporte beendet waren, auf einer der Stationen, die der Fußmarsch berührte, eingeschifft zu werden. Diese Verbindung von Fußmarsch und Bahntransport war so lange anzuwenden, bis der letztere volle Regelmäßigkeit erreichte. Die Offiziere der französischen Armee mußten selbstredend von Metz aus mit der Bahn nach Deutschland befördert werden. Die Regelung der Verpflegung von Gefangenen und Eskorten übernahm, den allgemeinen Anordnungen entsprechend, das VII. Armeekorps, bei welchem zur Zeit auch der größte Teil der Kolonnen und Fuhrparks disponibel war. Diesem Corps fiel es zu, sich mit der Kommandantur in Saarlouis und Saarbrück, sowie mit der Linienkommission Saarbrück in Verbindung zu setzen. Alle Maßregeln sollte das Corps dabei im Verein mit der Generaletappeninspektion der I. Armee ergreifen. Der Aufschub, welchen der Ausmarsch der französischen Armee durch die Abänderungen der Ratifikationskonferenz erlitt, veränderte die im Armee-Befehl vom 27, Nachmittags drei Uhr, gegebenen Zeitbestimmungen um 24 Stunden, und ließ die mit Bezug auf die Waffenstreckung außerhalb der Festung in dem Befehl enthaltenen Sätze fortfallen. Bei Feststellung der Detail-Bestimmungen, welche sich auf die Übernahme der Festung und der feindlichen Armee bezogen, hatte das Oberkommando folgende Hauptgesichtspunkte innegehalten: Die Übernahme der ganzen feindlichen Armee an einem Punkte erschien untunlich, obgleich es mit Rücksicht auf die Fortschaffung der Kriegsgefangenen sehr erwünscht gewesen wäre, diese von Hause aus auf der Ostseite von Metz zu versammeln. Die Vereinigung so kolossaler Menschenmassen auf einem und demselben Biwaksfelde hätte die Aufrechterhaltung der Ordnung, sowie die regelmäßige Verpflegung nahezu unmöglich gemacht – jedenfalls auch noch viele andere Inkonvenienzen herbeigeführt; denn naturgemäß blieb ein großer Teil der Kriegsgefangenen hier noch dauernd beisammen. Desgleichen ließ sich nicht die Übernahme der ganzen Festung von Metz und deren Sicherung zu derselben Stunde bewerkstelligen. Dazu wären starke Kräfte nötig gewesen, die alsdann mit den Franzosen gemeinsam innerhalb der Werke gestanden hätten, so daß leicht Konflikte von Bedeutung herbeigeführt werden konnten. Daraus ergab sich die Notwendigkeit, die Forts durch kleine, aber mit Artillerie versehene Detaschements zu sichern, alle Vorsichtsmaßregeln – wie das Aufsuchen etwa vorhandener Minenleitungen von rückwärts her – zu treffen und damit die Festung und die kriegsgefangene Armee gleichsam erst in die Gewalt des Siegers zu bringen. Sobald die preußischen Fahnen von den Forts herabwehten, durfte man den Ausmarsch beginnen lassen, der dann jedoch durch alle Tore gleichzeitig seinen Weg zu nehmen hatte, wenn dies auch für den demnächst folgenden Transport Schwierigkeiten mit sich brachte…“

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  8. Unrecht Gut gedeiht nicht gut. So erging es auch den Galliern mit unserer alten deutschen Reichsstadt Metz. Im sechzehnten Jahrhundert hatten die Gallier diese uns Deutschen geraubt und ihm neunzehnten Jahrhundert kostete sie Metz ihre Rheinarmee. Diese hatte sich nämlich 1870 nach den Schlachten von Colombey, Mars-la-Tour und Gravelotte in die Festung geworfen und bei Noisseville vergeblich versucht auszubrechen. Bedingt durch Hunger und Krankheit mußten die Gallier die Waffen strecken. Vorher war auch noch das für Metz bestimmte Entsatzheer bei Sedan umzingelt und zur Aufgabe gezwungen worden. Dabei wurde auch der Usurpator Napoleon III. gefangengenommen und mit dem Verlust der beiden Armeen hatten die Gallier den Großteil ihrer Kriegsmacht verloren. Ihre Niederlage war damit besiegelt und der ganze weitere Kampf bestätigte lediglich diese Tatsache. Geführt haben vor Metz unsere II. Armee unser Prinz Friedrich Karl von Preußen, dem auch die Oberleitung der Belagerung anvertraut war.Unsere I. Armee befehligte unser Feldmarschall Edwin von Manteuffel. Die Gallier kommandierte Bazaine. Wir Deutschen machten bei Metz 200,000 Gefangene und erbeuteten 56 Feldzeichen, 1500 Geschütze und 260,000 Gewehre. Zu beklagen hatten wir 5700 Gefallene und Verwundete. Bei der Einnahme von Metz handelt es sich um einen Schlachtensieg der Hohenzollern und diese müssen bekanntlich mit dem Choral von Leuthen, sprich der Bachkantate „Nun danket alle Gott“ gefeiert werden: https://www.youtube.com/watch?v=2W9XF6dig-w
    „Nun danket alle Gott
    Mit Herzen, Mund und Händen,
    Der große Dinge tut
    An uns und allen Enden,
    Der uns von Mutterleib
    Und Kindesbeinen an
    Unzählig viel zu gut
    Bis hier her hat getan.
    Der ewig reiche Gott
    Woll uns bei unsrem Leben
    Ein immer fröhlich Herz
    Und edlen Frieden geben,
    Und uns in seiner Gnad,
    Erhalten fort und fort
    Und uns aus aller Not
    Erlösen hier und dort.
    Lob, Ehr und Preis sei Gott,
    Dem Vater und dem Sohne
    Und dem, der beiden gleich
    Im höchsten Himmelsthrone,
    Dem einig höchsten Gott,
    Als er anfänglich war
    Und ist und bleiben wird
    Jetzt und immerdar.“
    Den Ausgang der Schlacht von Gravelotte lese ich euch aus der Geschichte des gallischen Krieges von 1870-71 unseres Feldmarschalls von Moltke nun noch vor: https://archive.org/details/geschichtedesdeu00moltuoft
    „Auf die Nachricht, daß die Deutschen in immer weiterer Ausdehnung seinen rechten Flügel zu umfassen strebten, hatte Marschall Bazaine schon seinen um drei Uhr nachmittags der bei Plappeville versammelten Gardegrenadierdivision Picard den Befehl erteilt, dorthin abzurücken. Obwohl die Entfernung nur eine Meile beträgt, war diese wichtige Unterstützung, von der direkten Straße in das Waldtal zur Rechten abbiegend, noch nicht eingetroffen, und Marschall Canrobert, welcher sich nur mit äußerster Anstrengung des Andranges der Preußen erwehrte, beschloß, seine Streitkräfte enger um den festen Punkt Sankt Privat zu versammeln. Der Rückzug von Roncourt sollte durch eine schwache Arrieregarde gedeckt, dagegen der Saum des Bois-de-Jaumont gehalten werden. So fanden denn die Sachsen in Roncourt den erwarteten starken Widerstand nicht, nach leichtem Gefecht drangen sie und ebenfalls die Kompanien des äußersten linken Flügels der Garde in den Ort ein. Ein Teil der sächsischen Bataillone aber war schon zuvor von der Richtung auf Roncourt rechts abgebogen und rückte zum Beistand der Garde direkt gegen Sankt Privat vor. Das Feuer von 24 Batterien beider deutscher Korps richtete dort furchtbare Verwüstungen an. Viele Häuser standen in Flammen oder stürzten unter den einschlagenden Granaten zusammen. Aber die Franzosen waren entschlossen, diesen für die ganze Schlacht entscheidenden Punkt aufs Äußerste zu behaupten. Die Batterien ihres rechten Flügels standen zwischen Sankt Privat und dem Walde von Jaumont aufgefahren, von welchem aus das weitere Vorgehen der Sachsen flankiert wurde. Andere Batterien traten südlich den Preußen entgegen, und bei ihrem gleichzeitigen weiteren Anrücken sahen sich die deutschen Bataillone durch das lebhafte Feuer der gedeckt liegenden französischen Schützenlinien empfangen. Alle diese Hindernisse werden, wenn auch unter erneuten Verlusten, im Sturmlauf, teils mit kurzer Unterbrechung durch Schnellfeuer, teils ohne einen Schutz zu lösen, nach und nach überwältigt. Bei untergehender Sonne ist der Angriff bis auf 300 Schritt an Sankt Privat herangelangt. Abteilungen des nach Sankt Ail vormarschierten X. Korps schließen sich an, und nun erfolgt von allen Seiten her der letzte Anlauf. Mit größter Hartnäckigkeit verteidigen die Franzosen noch die brennenden Gehöfte und die Kirche, bis sie, mehr und mehr umstellt, schließlich um acht Uhr die Waffen strecken. Über 2000 Unverwundete fallen dabei in Gefangenschaft, und die Verwundeten müssen den Flammen entrissen werden. Unter dem Schutz der Brigade im Walde von Jaumont und der Kavallerie eilten nun die geschlagenen Abteilungen des französischen 6. Korps in das Moseltal hinab. Jetzt erst erschien die Gardegrenadierdivision und entwickelte östlich Amanvillers die Armeeartilleriereserve. Die deutschen Batterien nahmen sofort den Kampf auf, welcher bis in die Dunkelheit der Nacht fortdauerte und wobei auch Amanvillers in Brand geriet. Hier war der Rückzug auch des 4. französischen Korps bereits eingeleitet und durch wiederholte heftige Vorstöße nur maskiert. So kam es noch zum Handgemenge mit den anstürmenden Bataillonen des rechten Flügels der Garde und des linken des IX. Korps. Doch blieb Amanvillers noch während der Nacht von den Franzosen besetzt. Erst um drei Uhr früh räumte auch das 3. französische Korps die Stellung bei Moscou, das 2. behauptete sich bis fünf Uhr morgens unter zum Teil lebhaften Scharmützeln mit den Vorposten der Pommern, welche dann die Hochfläche von Moscou und Point-du-Jour besetzen. Nur durch die Kämpfe am 14. und 16. August war der Erfolg am 18. ermöglicht worden. Die Franzosen geben ihren Verlust auf 13,000 Mann an. In Metz standen im Oktober noch 173,000 Mann. Somit verfügte der Gegner in der Schlacht am 18. August jedenfalls über mehr als 180,000 Mann. Die genaue Stärke der sieben deutschen Korps an diesem Tage betrug 178,818 Mann. Mit nur annähernd gleichen Kräften war sonach der Feind aus einer Stellung vertrieben, die kaum vorteilhafter gefunden werden kann. Natürlich mußte dabei der Verlust des Angreifers sehr viel größer sein als der des Gegners, er betrug 20,159 Mann, darunter 899 Offiziere. Wenn nach dem Kriegsetat auf durchschnittlich 40 Mann ein Offizier vorhanden ist, so war in dieser Schlacht schon auf 23 Mann ein Offizier gefallen, ein rühmliches Zeugnis für das Beispiel, mit welchem die Führer ihrer tapferen Mannschaft vorgeleuchtet hatten, aber auch ein Verlust, der im Laufe des Feldzuges nicht mehr ersetzt werden konnte. Überhaupt hatten gleich die ersten 14 Tage des August dem deutschen Heer in sechs Schlachten 50,000 Mann gekostet. So schnell konnte in der Heimat natürlich ein Ersatz nicht ausgebildet werden; indes waren Neuformationen aus gedienten Mannschaften bereits vorgesehen. Zunächst wurden noch abends die ersten Trainstaffeln und die Lazarette vom rechten Moselufer herangezogen, auch die Munition überall ergänzt. Nur mit Mühe war es gelungen, in dem mit Verwundeten angefüllten Rezonville ein Dachstübchen für den König und ein Unterkommen für seinen Generalstab zu finden. Diesem lag es ob, noch während der Nacht alle die Anordnungen zu entwerfen, welche eine durch den Sieg geschaffene ganz neue Lage der Verhältnisse unverzüglich erheischte. Schon am Morgen des 19. konnten sämtliche darauf bezüglichen Ordres Seiner Majestät zur Beschlußnahme vorgelegt werden…“

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  9. Bevor man Dummheiten macht, sollte man bedenken, daß es manchmal ziemlich lange dauern kann, bis diese wieder behoben sind. So erging es unserem Ritter Franz von Sickingen, der zu Beginn des sechzehnten Jahrhunderts unsere alte Reichsstadt Metz für den Gallierkönig Franz I. erobert hat. Selbige blieb dann über 350 Jahre den Händen der Gallier. Moltke der Ältere, Prinz Friedrich Karl von Preußen und Feldmarschall Edwin von Manteuffel eroberten Metz Anno 1870 endlich zurück. Und als kleines Trostpflaster mußte sich mit der Festung auch die gallische Rheinarmee ergeben, die mit 200,000 Kriegsknechten ein Großteil der feindlichen Kriegsmacht bildete. Die Kriegsbeute betrug 56 Feldzeichen, 1500 Feldschlangen und 260,000 Feuerwaffen. Damit trugen die blutigen Schlachten von Colombey, Mars-la-Tour, Gravelotte und Noisseville doch noch reiche Früchte und zuvor wurde schon bei Sedan eine reiche Ernte eingefahren. Um seine eingeschlossene Rheinarmee zu retten, hatte der gallische Herrscher Napoleon III. hastig ein Entsatzheer zusammengebracht und wurde mit diesem auf dem Marsch gestellt und ebenfalls umzingelt und zur Aufgabe gezwungen. Bei unserem Chronisten Colmar von der Goltz („Die Operationen der II. Armee. Vom Beginne des Krieges bis zur Kapitulation vom Metz“) verkündet unser Prinz Friedrich Karl nun noch die Einnahme von Metz in einem Armeebefehl: https://archive.org/details/feldzug187071vom01golt
    „Dieser Aufschub wurde gleichfalls bewilligt und die nähere Bestimmung für den Ausmarsch in die Beilage des Protokolls aufgenommen. Um zehn Uhr Abends am 27. fand die Unterzeichnung des Protokolls statt. Nach Rückkehr des General von Stiehle in das Hauptquartier Corny wurde alsdann folgende Depesche an des Königs Majestät befördert: „Corny, den 27. Oktober, elf Uhr Abends. Heute Abend zehn Uhr im Schlosse Frescaty Kapitulation durch General von Stiehle abgeschlossen. Am 29. werden 173,000 Mann mit drei Marschällen und über 6000 Offizieren kriegsgefangen und Forts wie Festung Metz von uns besetzt. – gezeichnet Friedrich Carl.“ Die Aufgabe der Zernierungsarmee war erfüllt. Ein Heer, so stark wie dieses, hatte bis dahin noch niemals das Gewehr gestreckt. Die blutigen Tage des August, die Schlacht von Noisseville und das standhafte Ausharren vor der Festung trotz aller Schwierigkeiten und Gefahren trugen jetzt ihre Früchte. Die Trophäen, welche am 14., 16. und 18. August den siegreichen Truppen entgangen waren,– da es dem Feinde gelang, nach seiner Niederlage sich durch kurze Märsche der Verfolgung zu entziehen und den Schutz der Festungswerke zu erreichen – fielen jetzt der Zernierungsarmee in die Hand. Prinz Friedrich Carl richtete an diese nunmehr folgenden Armeebefehl: „Soldaten der I. und II. Armee! Ihr habt Schlachten geschlagen und den von Euch besiegten Feind in Metz 70 Tage umschlossen, 70 lange Tage, von denen aber die meisten Eurer Regimenter an Ruhm und Ehre reicher, keiner sie daran ärmer machte! Keinen Ausweg ließet Ihr dem tapferen Feind, bis er die Waffen strecken würde! Heute endlich hat diese Armee von noch voll 173,000 Mann, die beste Frankreichs, über fünf ganze Armeekorps, darunter die Kaisergarde, mit drei Marschällen von Frankreich, mit über 50 Generalen und über 6000 Offizieren kapituliert und mit ihr Metz, das niemals zuvor genommen.“ Mit diesem Bollwerk, das wir Deutschland zurückgeben, sind unermeßliche Vorräte an Kanonen, Waffen und Kriegsgerät dem Sieger zugefallen. Diesen blutigen Lorbeer, Ihr habt ihn gebrochen durch Eure Tapferkeit in der zweitägigen Schlacht bei Noisseville und in den Gefechten um Metz, die zahlreicher sind, als die es rings umgeben den Örtlichkeiten, nach denen Ihr diese Kämpfe benennt.“ Ich erkenne gern und dankbar Eure Tapferkeit an, aber. nicht sie allein. Beinahe höher stelle ich Euren Gehorsam und den Gleichmut, die Freudigkeit, die Hingebung im Ertragen von Beschwerden allerlei Art. Das kennzeichnet den guten Soldaten. Vorbereitet wurde der heutige, große und denkwürdige Erfolg durch die Schlachten, die wir schlugen, ehe wir Metz einschlossen, und – erinnern wir uns dessen in Dankbarkeit – durch den König selbst, durch die mit Ihm abmarschierten Korps und durch alle diejenigen Kameraden, die den Tod am Schlachtfelde starben, oder ihn sich durch hier geholte Leiden zugezogen. Dies ermöglichte erst das große Werk, das Ihr heute mit Gott vollendet sehet, nämlich daß Frankreichs Macht gebrochen ist. Die Tragweite des heutigen Ereignisses ist unberechenbar. Ihr aber, Soldaten, die zu diesem Ende unter meinen Befehlen vor Metz vereinigt waret, Ihr geht nächstens verschiedenen Bestimmungen entgegen. Mein Lebewohl also den Generalen, Offizieren und Soldaten der I. Armee und der Division Kummer und ein „Glückauf“ zu ferneren Erfolgen.“ Allgemein hatte bei der Kapitulation die große Ziffer der Kriegsgefangenen überrascht. Der Feind erwies sich numerisch stärker, als wie man jemals geglaubt hatte. Die gesamte Armee vor Metz zählte laut Stärkenachweis vom 27. Oktober an Kombattanten incl. der Offiziere, der Artilleriebedienung, der Pioniere, nur: 4050 Offiziere, 167,338 Mann, 642 Geschütze. Die höheren Stäbe und Trainsoldaten sind nicht in die Berechnung gezogen. Ebenso ist hier selbstredend das vor Thionville stehende Detaschement nicht eingerechnet. Bei der hessischen Division und der II. Kavalleriebrigade fehlen in den betreffenden, dem Oberkommando eingereichten Nachweisungen die Offiziere. Sie sind in der oben gegebenen Ziffer 4050 jedoch nach Schätzung in runder Summe eingerechnet worden….“

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  10. Eigentlich wollte unser Kriegsmeister Moltke der Ältere im epischen Gallierkrieg von 1870-71 unsere besetzte Reichsstadt Metz samt Festung gar nicht belagern, sondern nur mit einer Division eingeschlossen halten. Da sich jedoch die gallische Rheinarmee nach den Schlachten von Colombey, Mars-la-Tour und Gravelotte in die mächtige Festung zurückgezogen hatte, beauftragte er unseren Prinzen Friedrich Karl von Preußen mit seiner II. Armee und Teilen unserer I. Armee – befehligt von unserem Feldmarschall Edwin von Manteuffel – eine Belagerung durchzuführen. Diese dauerte 72 Tage und endete am heutigen Tag im Jahre 1870 mit der Aufgabe der Gallier. Sage und schreibe 200,000 gallische Kriegsknechte gingen in Kriegsgefangenschaft und wir erbeuteten in der Festung 56 Feldzeichen, 1500 Geschütze und 260,000 Gewehre. Selbst hatten wir vor Metz 5700 Mann verloren, die meisten davon in der Schlacht von Noisseville, durch die der gallische Ausbruchsversuch verhindert wurde. Die Ausschaltung der gallischen Rheinarmee war schon ein gewaltiger Streich, aber beim Versuch diese zu entsetzen wurde bei Sedan ein weiteres großes Gallierheer umzingelt und zur Aufgabe gezwungen. Das schöne alte Kriegslied „Die Trommel schlägt und schmettert“ habe ich mir zur Feier der Einnahme von Metz ausgesucht: https://www.bitchute.com/video/gEpd0BXI9EUM
    „Die Trommel schlägt und schmettert
    rataplan, dondiribon
    der Hauptmann murrt und wettert
    rataplan, dondiribon
    Fahnen knattern hell
    wehen in dem Wind
    frisch voran Gesell
    komm mit uns geschwind
    es gilt die neue Welt
    Die neue Zeit kommt morgen
    rataplan don diri don
    Soldat kennt keine Sorgen
    rataplan don diri don
    Hinter uns vergeht
    was noch gestern galt
    Rote Sonne steht
    abends überm Wald
    und morgen ist neue Zeit
    Die Nacht steht schwarz im Dunkeln
    rataplan don diri don
    doch unsre Sterne funkeln
    rataplan don diri don
    Feuer weit und breit
    leuchten übers Feld
    und die Männlichkeit
    stirbt nicht in der Welt
    unser Herz ist fest und jung
    Kamerad laß uns nur ziehen
    rataplan don diri don
    scheust du auch Not und Mühen
    rataplan don diri don
    Neue Welt ist not
    und sie bricht herein
    wolln beim Abendrot
    überm Berge sein
    dann trifft auch uns die Ruh“
    Von Hungersnot und Pestilenz gebrochen, strecken die Gallier nun bei unserem Geschichtsschreiber Colmar von der Goltz in „Die Operationen der II. Armee. Vom Beginne des Krieges bis zur Kapitulation vom Metz“ die Waffen: https://archive.org/details/feldzug187071vom01golt
    „Es mußte daher die Annahme jener Bedingung verweigert werden. General von Stiehle sagte es indessen zu, Seiner Königlichen Hoheit dem Prinzen Vortrag hierüber halten zu wollen. Die Verhandlungen wurden darauf hin durchgeführt und das Protokoll zur Begutachtung für die beiden Vollmachtsgeber entworfen. Die Kapitulation von Sedan gab dabei die Richtschnur für die einzelnen Bestimmungen ab. Am 25. noch hatte ein Schreiben des General von Moltke, das vom 23. datierte, im Hinblick auf das Nahen der Katastrophe bei Metz genehmigt, daß die Normen jener Verhandlung, die Entlassung feindlicher Offiziere gegen schriftlich gegebenes Ehrenwort eingeschlossen, auch bei Metz festgehalten werden dürften. Mündlich gab General Jarras nun die Stärke der in Metz befindlichen Truppen inklusive der Offiziere auf 150,000 Mann an. Diese Ziffer, in welche angeblich die Kranken bereits eingerechnet waren, erwies sich am 27. Oktober als erheblich zu gering. Dann wurden Paragraphen festgestellt, welche das Privatvermögen der Kapitulierenden sicherten, sowie die Verhältnisse der Stadt Metz und ihrer Einwohner klärten. Diese Bestimmungen, welche keinen speziell militärischen Charakter trugen, wurden in eine, der Kapitulationsurkunde angefügte, Beilage zusammengefaßt. Diese Beilage erhielt jedoch gleiche Kraft und Geltung wie die Urkunde. Die Ratifikation des Vertrages sollte am 27. Nachmittags fünf Uhr stattfinden, die Übergabe respektive der Ausmarsch der kriegsgefangenen Armee am 28. Diese Verhandlungen hatten bis tief in die Nacht hinein fortgedauert. Erst gegen Morgen des 27. Oktober traf General von Stiehle im Haupt-Quartier Corny ein und hielt sofort. Seiner Königlichen Hoheit dem Prinzen Vortrag über den Ausgang der Verhandlungen. Seine Königliche Hoheit genehmigte das Geschehene. Dann wurde am 27. Oktober etwa um 4 Uhr früh an des Königs Majestät über die stattgehabten Verhandlungen und deren Ergebnis die Kriegsgefangenschaft der Armee du Rhin – telegraphisch Meldung erstattet, wobei Prinz Friedrich Carl die Bitte aussprach, den kriegsgefangenen Offizieren die Degen lassen zu dürfen. Vertraulich wies der Prinz gleichzeitig das militärische Mitglied der Linienkommission Saarbrück an, sich auf bevorstehende große Gefangenen-Eisenbahn-Transporte vorzubereiten. Der Transport selbst sollte nach Weisung des großen Hauptquartiers vom 23. (Eingang in Corny am 25.) auf den beiden Linien Saarlouis-Trier-Call-Köln und über Courcelles-Saarbrück nach Deutschland hinein stattfinden, die Regelung von der Linienkommission Saarbrück vorgenommen werden, und diese sich mit den andern in Frage kommenden Linienkommissionen in Verbindung setzen. Die Armeeintendantur aber hatte in Voraussicht dieser Ereignisse bereits die nötigen Dispositionen für die Verpflegung der kriegsgefangenen Truppenmasse und die Versorgung der Einwohnerschaft von Metz getroffen. Bereits am 27., Morgens neun Uhr 45 Minuten, traf die nachgesuchte Genehmigung Seiner Majestät des Königs ein, daß die kriegsgefangenen Offiziere ihre Degen behalten dürften. Der Chef des Generalstabes teilte dies, sowie die Fassung des Artikels III, dem General Jarras mit. Artikel III behandelte die Formalitäten der Waffenniederlegung der feindlichen Armee. Sein Wortlaut sollte erst festgestellt werden, nachdem General v. Stiehle dem Prinzen Friedrich Carl über die von französischer Seite ausgesprochenen Forderungen Vortrag gehalten hatte. Am Nachmittage fand dann zur festgesetzten Stunde die Schlußkonferenz in Frescaty statt. Es war am Tage zuvor von französischer Seite gewünscht worden, daß die kapitulierende Armee mit Feldzeichen und Waffen aus der Festung defilieren und dann das Gewehr strecken sollte. Diesen Punkt behandelte der eben erwähnte Artikel III, für welchen Prinz Friedrich Carl auch den vom Gegner gemachten Vorschlag annahm. Gleichfalls auf Verlangen des französischen Bevollmächtigten wurde die Bestimmung nun indessen geändert. Im Interesse der leichteren Aufrechterhaltung der Ordnung, um unruhige Auftritte beim Niederlegen der Waffen zu vermeiden, beantragte man jetzt französischerseits die Entwaffnung der Truppen innerhalb der Festung und den Ausmarsch ohne Waffen. Da es sich hierbei überhaupt um eine Form handelte, welche lediglich die Courtoisie gegen einen braven, dem Geschick erliegenden Feind betraf, so wurde kein Anstand genommen, auch auf diese Abänderung ein zugehen. Dann erklärte der französische Bevollmächtigte, daß der 28. Oktober der kapitulierenden Armee zur Regelung der Comptabilites noch dringend notwendig sein werde, daher ein Aufschub des Ausmarsches auf den 29. unerläßlich erschiene…“

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  11. Der Jahrestag der Einnahme von Metz (1870), mit der Festung ergab sich auch die gallische Rheinarmee. Diese verfügte noch über eine Stärke von 200,000 Kriegsknechten und verfügte über 1500 Geschütze und 260,000 Gewehre. Dazu erbeuteten wir noch 56 Feldzeichen. Geleitet hat die Belagerung von Metz unser Prinz Friedrich Karl von Preußen. Gedauert hat sie 72 Tage und gekostet hat sie uns rund 5700 Mann. Ein Film über die Belagerung von Metz gibt es mal wieder nicht, aber wir können uns einmal mehr den epischen Bismarck-Film aus dem Jahre 1940 ansehen, in welchem die Hintergründe des Gallierkrieges von 1870-71 dargelegt werden: https://archive.org/details/Bismarck_1940 Dazu lasse ich unseren Feldmarschall von Moltke ein wenig von der Schlacht bei Colombey berichten: https://archive.org/details/geschichtedesdeu00moltuoft
    „Inzwischen waren die XIII., I. und II. Division ihren Avantgarden gefolgt, welche beide letzteren General von Manteuffel, seit er bei den Vorposten die Bewegung des Feindes beobachtet, in voller Bereitschaft gehalten hatte. Auch General von Zastrow traf auf dem Gefechtsfelde ein und übernahm die Leitung auf dem linken Flügel. Bald wirkten 60 Geschütze gegen den Feind, General von Osten-Sacken dringt mit der XXV. Brigade durch den Grund von Coincy vor und ersteigt den Rand der Hochfläche. Das Tannenwäldchen an der Straße nach Belle-Croix wird erstürmt, von drei Seiten umfaßt, unter blutigen Verlusten wieder verloren und dann nochmals genommen. Bald darauf gelingt es, zwei Batterien über Planchette vorzubringen, und diesem Angriff weichen die Franzosen bis Borny aus aus; zu beiden Seiten jedoch tobt der Kampf aufs Heftigste fort. Jetzt aber drohte zur Rechten eine bedenkliche Umfassung. Als nämlich General Ladmirault benachrichtigt worden, daß seine Division Grenier aus Metz vertrieben sei, kehrte er sofort zu ihrer Unterstützung mit den beiden anderen Divisionen um, nahm den Ort wieder und rückte auf der Straße nach Bouzonville weiter vor. Indessen hatte General von Manteuffel die nötigen Anordnungen getroffen, um unter allen Umständen den die Flanke deckenden Abschnitt des Vallieres-Baches zu behaupten. Die I. Brigade wurde als allgemeine Reserve hinter Noisseville aufgestellt, die IV. Brigade nebst einem Teil der Artillerie des I. Korps trat auf der Straße von Bouzonville bei Poix dem General Ladmirault direkt entgegen, während die übrigen Batterien sein Vorrücken vom südlichen Talrand östlich Nouilly flankierten. Zur Linken hatte die ganze Zeit hindurch die Division Glümer sich bei Colombey behauptet, als jetzt, sieben Uhr abends, die Brigade Woyna zu ihrem Beistand eintraf und das Wäldchen westlich Colombey nahm. Hier nun erschien eine Unterstützung auch von der an der Seille zurückgehaltenen II. Armee sehr willkommen. Die XVIII. Infanteriedivision hatte nach starken Marsch nachmittags Biwaks bei Buchy bezogen, als aber dem General von Wrangel gemeldet wurde, daß ein Gefecht bei der I. Armee hörbar sei, setzte er sogleich seine Division noch dieser Richtung wieder in Bewegung. Dieselbe säuberte Peltre vom Feinde und besetzte, in Verbindung mit der Brigade von Woyna, nun auch Grigy, einigermaßen schon im Rücken der feindlichen Stellung vor Borny. Auch auf dem rechten Flügel der Gefechtslinie war die II. Division über Nouilly und die angrenzenden Weinberge gegen Metz wieder vorgedrungen und hatte bei schon eingetretener Dunkelheit dem Gegner diesen Ort und das nebenliegende Wäldchen entrissen. Die Franzosen waren nicht über Villiers l’Orme hinausgekommen und traten nun auf der ganzen Linie von dort bis Grigy den Rückzug an. Nur die Forts, namentlich Sankt Julien, schleuderten ihre Geschosse gegen die nachrückenden Preußen in die Nacht hinaus. Der Kampf am Abend des 14. August kostete dem Angriff den erheblichen Verlust von 5000 Mann, darunter über 200 Offiziere, während die Franzosen, und zwar vornehmlich ihr 3. Korps, nur 3600 Mann einbüßten. Eine Ausnutzung des Sieges durch unmittelbare Verfolgung war natürlich durch die Werke eines großen Kriegsplatzes völlig ausgeschlossen. Schon deshalb war eine Schlacht der I. Armee an diesem Tage nicht geplant gewesen, wohl aber die Möglichkeit einer solchen vorgesehen worden. Wenn zwar bei dem späten Beginn des Kampfes nur eine Division der II. Armee der I. zu Hilfe eilen konnte, so hatte ihr Auftreten in der linken Flanke des Gegners seine Wirkung nicht verfehlt. Die Art, wie die Schlacht entstanden, schloß ihre einheitliche Leitung aus. Es waren vornehmlich nur die Avantgarden von vier Divisionen, welche das Gefecht führten, und indem schwache und nicht sogleich zu unterstützende Abteilungen mit großer Kühnheit den weit überlegenen Feind angriffen, entstanden mehrfach Krisen, welche bedenklich werden konnten, wenn der Gegner mit den eng versammelten Kräften nachdrücklicher vorging. Indes wurde sein 3. Korps von dem dicht dahinter stehenden Gardekorps nicht unterstützt. Dagegen tritt in dieser wie in den vorangegangenen Schlachten auf preußischer Seite die aus selbstständiger Entschließung hervorgehende gegenseitig geleistete Hilfe aller im Bereich des Gefechtsfeldes stehenden Kommandeure glänzend hervor. Ein wesentlicher Anteil an dem glücklichen Ausgang muß der Artillerie zugeschrieben werden. Vorauseilend unterstützte sie auf das Wirksamste die Avantgarden, welche, noch bevor das Gros ihrer Divisionen Zeit hatte, anzulangen, die Franzosen aus ihrer Stellung vor Metz völlig und bis unter den Schutz der Werke dieses Platzes zurückdrängten. Bei dieser Zuflucht des Gegners konnte der Sieg bei Colombey – Nouilly selbstverständlich keine Trophäen aufweisen, aber mit dem erreichten Ergebnis durfte die obere Leitung wohl zufrieden sein. Denn der Abzug des Feindes war unterbrochen und ein Tag für den Übergang der II. und III. Armee über die Mosel gewonnen…“

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  12. Mit der Festung Metz ergab sich 1870 auch die gallische Rheinarmee und legte damit den Galliern einen ziemlich Mühlstein um den Hals. Durch die Aufgabe ihrer stärksten Armee wurden nämlich unsere I. und II. Armee für neue Aufgaben frei und zerschlugen sowohl die neu aufgestellten Heere der Gallier als sie auch die Belagerung der gallischen Hauptstadt Paris mächtig voranbrachten. Gekommen war es zur Belagerung von Metz durch die Schlachten von Colombey, Mars-la-Tour und Gravelotte. Der gallische Monty Bazaine wagte nur einmal den Ausbruch aus Metz. Doch vermochte er bei Noisseville nicht unsere Linien zu durchbrechen. Mit unserem Feldmarschall Edwin von Manteuffel ist eben nicht gut Kirschen essen. Die Oberleitung der Belagerung von Metz lag in den Händen von unserem Prinzen Friedrich Karl von Preußen. Rund 70 Tage mußte Metz belagert werden. Unsere stärksten Waffen dabei waren die Hungersnot und die Pestilenz. Wir haben bei Metz 200,000 Gefangene gemacht und 56 Feldzeichen, 1500 Geschütze und 260,000 Gewehre erbeutet. Gekostet hat uns die Belagerung von Metz 5700 Mann, die meisten davon fielen in der Schlacht von Noisseville. Für unsere kleine Siegesfeier habe ich mir die Vertonung von Ernst Moritz Arndts epischen Gedicht „Der Gott, der Eisen wachsen ließ“ ausgesucht: https://www.youtube.com/watch?v=2s-oxJT6NM8
    „Der Gott, der Eisen wachsen ließ,
    der wollte keine Knechte,
    drum gab er Säbel, Schwert und Spieß
    dem Mann in seine Rechte;
    drum gab er ihm den kühnen Mut,
    den Zorn der freien Rede,
    dass er bestände bis aufs Blut,
    bis in den Tod die Fehde.
    So wollen wir, was Gott gewollt,
    mit rechter Treue halten
    und nimmer im Tyrannensold
    die Menschenschädel spalten.
    Doch wer für Tand und Schande ficht,
    den hauen wir zu Scherben,
    der soll im deutschen Lande nicht
    mit deutschen Männern erben.
    O Deutschland, heil’ges Vaterland!
    O deutsche Lieb’ und Treue!
    Du hohes Land, du schönes Land!
    Dir schwören wir aufs neue:
    Dem Buben und dem Knecht die Acht!
    Der fütt’re Krähn und Raben.
    So ziehn wir aus zur Herrmansschlacht
    und wollen Rache haben.
    Lasst brausen, was nur brausen kann,
    in hellen, lichten Flammen!
    Ihr Deutschen alle, Mann für Mann
    fürs Vaterland zusammen!
    Und hebt die Herzen himmelan
    und himmelan die Hände,
    und rufet alle, Mann für Mann:
    Die Knechtschaft hat ein Ende!
    Lasst klingen, was nur klingen kann,
    Trompeten, Trommeln, Flöten!
    Wir wollen heute Mann für Mann
    mit Blut das Eisen röten,
    mit Henker- und mit Knechteblut,
    o süßer Tag der Rache!
    Das klinget allen Deutschen gut,
    das ist die große Sache.
    Lasst wehen nur, was wehen kann,
    Standarten wehn und Fahnen!
    Wir wollen heut uns Mann für Mann
    zum Heldentode mahnen:
    Auf, fliege, stolzes Siegspanier,
    voran dem kühnen Reihen!
    Wir siegen oder sterben hier
    den süßen Tod der Freien.“
    Sehr ausführlich schildert uns die Belagerung von Metz unser Geschichtsschreiber Colmar von der Goltz in seinem Buch „Die Operationen der II. Armee. Vom Beginne des Krieges bis zur Kapitulation vom Metz“: https://archive.org/details/feldzug187071vom01golt
    „Verteidigungsstellung: Auf linkem Ufer: Stellung Feves – Semecourt – Mezieres – Amelange Fere zur Mosel (7000 Schritt). Die Stellung, welche sich sehr für Entwickelung einer starken Artillerie eignete, sowohl von Feves – Semecourt, als auch durch Flankieren vom rechten Moselufer her, und in welcher dem entsprechend zahlreiche Geschützemplacements (so bei Feves, Semecourt, nördlich und südlich dieses Ortes, bei Mezieres und Amelange) hergerichtet und 10–12-Pfünder in Batterie gestellt waren, hatte in neuester Zeit noch eine Verstärkung durch Anlage von drei Schanzen erfahren. Zwei derselben lagen vorwärts Mezieres, eine hart östlich Amelange, jede mit sechs Geschützen armiert. Vor der Front der Stellung von Semecourt bis östlich der Straße. Metz – Thionville war als Annäherungshindernis ein Drahtgeflecht hergestellt. Auf rechtem Ufer: In der Stellung – Malroy – Charly Bois de Failly (4000 Schritt) – waren neue sturmfreie Werke nicht angelegt worden, als Annäherungs-Hindernisse auch hier, und zwar von westlich der Chaussee Metz – Antilly bis westlich Charly, Drahtverwirrungen hergerichtet. Die Verbindung zwischen beiden Moselufern bestand zur Zeit durch vier Brücken, deren eine bei Argancy, zwei bei Hauconcourt, eine unterhalb Talange gelegen. Dislozierung: Linkes Moselufer: XIX. Infanteriedivision und Division Kummer: in vorderster Linie 17 Bataillone, 60 Geschütze, zwei Eskadronen, mit einer viertel Meile Marsch zurück vier Bataillone – mit einer halben Meile Marsch zurück drei Bataillone – acht Eskadrone – mit einer Meile Matsch zurück zwei Eskadrone mit ein ein halber Meile Marsch zurück ein Bataillone. Gesamt: 25 Bataillone, 60 Geschütze, 12 Eskadronen. Rechtes Moselufer: XX. Infanteriedivision und I. Bataillon der Division Kummer: in vorderster Linie 12 Bataillone, 24 Geschütze, keine Eskadronen, eine Meile Marsch zurück ein Bataillon – eine viertel Meile Marsch zurück vier Eskadronen, Gesamt: 13 Bataillone, 24 Geschütze, vier Eskadronen. Korpsartillerie: Es erreichten die Stellung Argancy – Olgy: ohne Marsch 18 Geschütze, mit einer viertel Meile Marsch 18 Geschütze. Gesamt: 36 Geschütze, respektive die Stellung Malroy – Charly: mit einer viertel Meile Marsch 36 Geschütze. (Beim Herannahen der schlechten Jahreszeit beabsichtigte das X. Armeekorps die Herstellung einer stehenden Moselbrücke, wobei mit Genehmigung des Oberkommandos, den Gutachten der beauftragten Ingenieuroffiziere entsprechend, Entreprise zu Hilfe genommen werden sollte. Für die Verbesserung der zur Zeit grundlosen Kommunikationen im Moseltale war es Absicht des Oberkommandos, dem X. Armeekorps noch ein bis zwei Pionierkompanien zur Verfügung zu stellen. Die Differenz der Stärkeberechnung und der Angabe für die Verwendung in der Verteidigungsposition bei der Zahl der Bataillone des X. Korps und der Division Kummer (statt 40 nur 38) liegt darin, daß bei zwei Landwehrregimentern der Division Kummer nach dem Gefecht vom 7. Oktober aus je zwei Bataillonen ein Bataillon formiert worden war.) Am 17. Oktober konnte man die Rückkehr des in das große Hauptquartier Versailles abgereisten französischen General Boyer erwarten. Welchen Bescheid dieser General für einen Feldherrn mit bringen werde, wußte man in Corny nicht, indessen ließ sich leicht voraussehen, daß derselbe ein unbefriedigender sein müsse. Möglicherweise stellte dieser Bescheid den Marschall bereits der Unmöglichkeit gegenüber, die Armee und Festung von Metz zu retten und es wurden ihm jetzt die Augen über seine Lage geöffnet. Übersah man nach dem, was man letzthin von den in Metz herrschenden Zuständen erfahren, auch klar, wie schwer es dem Marschall werden müsse, jetzt noch eine Armee zu kräftigen Angriffen gegen die deutschen Positionen zu führen, so war ein solcher Act der Verzweiflung doch zu gewärtigen. Zögerndes Verhalten, schwankende Entschlüsse werden oft durch eine so ernste Alternative gebrochen und jeder Tag konnte die Krisis bringen. Die Vorsicht gebot es, darauf vorbereitet zu sein, namentlich aber den einzelnen Korps für die letzte Epoche der Zernierung noch einmal Klarheit über das zu geben, was ihnen für den Fall des Angriffs oblag. Prinz Friedrich Carl erließ deshalb am 16. Oktober folgenden Armeebefehl: Hauptquartier Corny, den 16. Oktober 1870. „Es hat den Anschein, als wenn die entscheidenden Tage für die Armee vor Metz jetzt herannahten. Der feindliche Oberfeldherr wird möglicherweise am morgen den Tage seinen Entschluß fassen, und, falls er das Durchschlagen wählt, schnell handeln. Ich weise deshalb die Armee-Corps auf genaueste Wachsamkeit und Beobachtung aller Vorkommnisse beim Feinde hin. Je mehr aber das neblige Wetter die Beobachtung erschwert, desto mehr müssen von morgen ab die Truppen bereit gehalten werden, um schnell die Gefechtsstellung einzunehmen. Erfolgt nach irgend einer Seite ein Angriff des Feindes mit größeren Kräften, so haben die Vortruppen, ohne sich Verlusten auszusetzen, sich auf die Gefechtsstellung unter Demaskierung der Batterien in jetzt schon festzustellenden Richtungen zurückzuziehen, die Korps aber haben ihre Stellungen bis zum letzten Mann zu verteidigen. Die nicht angegriffenen Korps werden das Gefecht auf ihren Flügeln genau beobachten, um mit einer Division und der Korps Artillerie, nach dem Feuer marschierend, dort einzugreifen. Es ist weiter die Möglichkeit nicht ausgeschlossen, daß in der feindlichen Armee Uneinigkeit ausbricht und daß einzelne Korpschefs nach verschiedenen Seiten zur Rettung der Waffenehre durchzubrechen suchen, während der andere Teil der Armee in Metz zurückbleibt; um so mehr ist es nötig, daß die Korps sich folgende Vorschriften gegenwärtig halten: Jedes Corps weist die Angriffe auf seine Front hartnäckig zurück; Jedes Korps hält die Zernierung auf seiner Linie bis auf einen weiteren Befehl aufrecht. Der Generalleutnant von Hartmann wird sich von Thionville aus, wenn sich Gefechte nördlich Metz engagieren sollten, über deren Gang orientiert halten und bereit sein, unter Aufrechthaltung der leichten Zernierung von Thionville durch Landwehr-Bataillone, mit dem größten Teil seiner Truppen, wahrscheinlich auf linkem Moselufer entsprechend einzugreifen. Die XXV. Infanteriedivision nebst der Korpsartillerie des IX. Korps ist von morgen früh ab zur schnellsten Konzentration, wenn ein Befehl dazu ergehen sollte, bereit zu halten. Der General der Kavallerie (gezeichnet) Friedrich Carl.“ …“

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  13. Der Jahrestag der Einnahme von Metz (1870), mit der Festung ergab sich auch die gallische Rheinarmee. Diese verfügte noch über eine Stärke von 200,000 Kriegsknechten und verfügte über 1500 Geschütze und 260,000 Gewehre. Dazu erbeuteten wir noch 56 Feldzeichen. Geleitet hat die Belagerung von Metz unser Prinz Friedrich Karl von Preußen. Gedauert hat sie 72 Tage und gekostet hat sie uns rund 5700 Mann. Ein Film über die Belagerung von Metz gibt es mal wieder nicht, aber wir können uns einmal mehr den epischen Bismarck-Film aus dem Jahre 1940 ansehen, in welchem die Hintergründe des Gallierkrieges von 1870-71 dargelegt werden: https://archive.org/details/Bismarck_1940 Dazu lasse ich unseren Feldmarschall von Moltke ein wenig von der Schlacht bei Colombey berichten: https://archive.org/details/geschichtedesdeu00moltuoft
    „Inzwischen waren die XIII., I. und II. Division ihren Avantgarden gefolgt, welche beide letzteren General von Manteuffel, seit er bei den Vorposten die Bewegung des Feindes beobachtet, in voller Bereitschaft gehalten hatte. Auch General von Zastrow traf auf dem Gefechtsfelde ein und übernahm die Leitung auf dem linken Flügel. Bald wirkten 60 Geschütze gegen den Feind, General von Osten-Sacken dringt mit der XXV. Brigade durch den Grund von Coincy vor und ersteigt den Rand der Hochfläche. Das Tannenwäldchen an der Straße nach Belle-Croix wird erstürmt, von drei Seiten umfaßt, unter blutigen Verlusten wieder verloren und dann nochmals genommen. Bald darauf gelingt es, zwei Batterien über Planchette vorzubringen, und diesem Angriff weichen die Franzosen bis Borny aus aus; zu beiden Seiten jedoch tobt der Kampf aufs Heftigste fort. Jetzt aber drohte zur Rechten eine bedenkliche Umfassung. Als nämlich General Ladmirault benachrichtigt worden, daß seine Division Grenier aus Metz vertrieben sei, kehrte er sofort zu ihrer Unterstützung mit den beiden anderen Divisionen um, nahm den Ort wieder und rückte auf der Straße nach Bouzonville weiter vor. Indessen hatte General von Manteuffel die nötigen Anordnungen getroffen, um unter allen Umständen den die Flanke deckenden Abschnitt des Vallieres-Baches zu behaupten. Die I. Brigade wurde als allgemeine Reserve hinter Noisseville aufgestellt, die IV. Brigade nebst einem Teil der Artillerie des I. Korps trat auf der Straße von Bouzonville bei Poix dem General Ladmirault direkt entgegen, während die übrigen Batterien sein Vorrücken vom südlichen Talrand östlich Nouilly flankierten. Zur Linken hatte die ganze Zeit hindurch die Division Glümer sich bei Colombey behauptet, als jetzt, sieben Uhr abends, die Brigade Woyna zu ihrem Beistand eintraf und das Wäldchen westlich Colombey nahm. Hier nun erschien eine Unterstützung auch von der an der Seille zurückgehaltenen II. Armee sehr willkommen. Die XVIII. Infanteriedivision hatte nach starken Marsch nachmittags Biwaks bei Buchy bezogen, als aber dem General von Wrangel gemeldet wurde, daß ein Gefecht bei der I. Armee hörbar sei, setzte er sogleich seine Division noch dieser Richtung wieder in Bewegung. Dieselbe säuberte Peltre vom Feinde und besetzte, in Verbindung mit der Brigade von Woyna, nun auch Grigy, einigermaßen schon im Rücken der feindlichen Stellung vor Borny. Auch auf dem rechten Flügel der Gefechtslinie war die II. Division über Nouilly und die angrenzenden Weinberge gegen Metz wieder vorgedrungen und hatte bei schon eingetretener Dunkelheit dem Gegner diesen Ort und das nebenliegende Wäldchen entrissen. Die Franzosen waren nicht über Villiers l’Orme hinausgekommen und traten nun auf der ganzen Linie von dort bis Grigy den Rückzug an. Nur die Forts, namentlich Sankt Julien, schleuderten ihre Geschosse gegen die nachrückenden Preußen in die Nacht hinaus. Der Kampf am Abend des 14. August kostete dem Angriff den erheblichen Verlust von 5000 Mann, darunter über 200 Offiziere, während die Franzosen, und zwar vornehmlich ihr 3. Korps, nur 3600 Mann einbüßten. Eine Ausnutzung des Sieges durch unmittelbare Verfolgung war natürlich durch die Werke eines großen Kriegsplatzes völlig ausgeschlossen. Schon deshalb war eine Schlacht der I. Armee an diesem Tage nicht geplant gewesen, wohl aber die Möglichkeit einer solchen vorgesehen worden. Wenn zwar bei dem späten Beginn des Kampfes nur eine Division der II. Armee der I. zu Hilfe eilen konnte, so hatte ihr Auftreten in der linken Flanke des Gegners seine Wirkung nicht verfehlt. Die Art, wie die Schlacht entstanden, schloß ihre einheitliche Leitung aus. Es waren vornehmlich nur die Avantgarden von vier Divisionen, welche das Gefecht führten, und indem schwache und nicht sogleich zu unterstützende Abteilungen mit großer Kühnheit den weit überlegenen Feind angriffen, entstanden mehrfach Krisen, welche bedenklich werden konnten, wenn der Gegner mit den eng versammelten Kräften nachdrücklicher vorging. Indes wurde sein 3. Korps von dem dicht dahinter stehenden Gardekorps nicht unterstützt. Dagegen tritt in dieser wie in den vorangegangenen Schlachten auf preußischer Seite die aus selbstständiger Entschließung hervorgehende gegenseitig geleistete Hilfe aller im Bereich des Gefechtsfeldes stehenden Kommandeure glänzend hervor. Ein wesentlicher Anteil an dem glücklichen Ausgang muß der Artillerie zugeschrieben werden. Vorauseilend unterstützte sie auf das Wirksamste die Avantgarden, welche, noch bevor das Gros ihrer Divisionen Zeit hatte, anzulangen, die Franzosen aus ihrer Stellung vor Metz völlig und bis unter den Schutz der Werke dieses Platzes zurückdrängten. Bei dieser Zuflucht des Gegners konnte der Sieg bei Colombey – Nouilly selbstverständlich keine Trophäen aufweisen, aber mit dem erreichten Ergebnis durfte die obere Leitung wohl zufrieden sein. Denn der Abzug des Feindes war unterbrochen und ein Tag für den Übergang der II. und III. Armee über die Mosel gewonnen…“

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  14. Rund 350 Jahre besetzten die Gallier unsere alte deutsche Reichsstadt Metz und bauten diese zu einer mächtigen Festung gegen uns aus. Doch im Jahre 1870 wurde sie zum Grab ihrer Rheinarmee und damit zu einem weiteren Sargnagel für die Gallier. Mit seiner II. Armee belagerte unser Prinz Friedrich Karl von Preußen die Gallier in Metz. Unterstützt wurde er dabei von unserem Feldmarschall Edwin von Manteuffel mit seiner I. Armee. Bei Metz gingen 200,000 Gallier in die Gefangenschaft und wir erbeuteten zudem 56 Feldzeichen, 1500 Geschütze und 260,000 Gewehre. Gekostet hat uns die 72tägige Belagerung 5700 Mann. Eingekesselt wurden die Gallier in Metz durch die Schlachten von Colombey, Mars-la-Tour und Gravelotte. Frech und dreist wie die Gallier nun einmal sind, versuchen sie sich bei unseren Geschichtsschreiber Colmar von der Goltz („Die Operationen der II. Armee. Vom Beginne des Krieges bis zur Kapitulation vom Metz“) nun freien Abzug zu verschaffen, nachdem ihnen bei Noisseville der Ausbruch nicht gelungen war. Doch damit beißen sie bei unserem Prinzen Friedrich Carl wahrhaft auf Granit: https://archive.org/details/feldzug187071vom01golt
    „General Bayer war, nachdem er mit Genehmigung Seiner Majestät am 19. Oktober Metz wieder verlassen hattet nicht dorthin zurückgekehrt, das Scheitern seiner Bemühungen indessen durch die bereits erwähnte Depesche des Bundeskanzlers am 24. im Haupt Quartier des Marschall Bazaine bekannt geworden. Bedeutsam war, daß die französischen Heerführer sich des greisen General Changarnier bedienten, um die Waffenstreckung anzubieten. Die Autorität und die allgemeine Achtung, welche dieser würdige Veteran in Frankreich genoß, sollte ohne Zweifel den Eindruck mildern, welchen man im Lande bei der Nachricht von der Niederlegung der Waffen durch die letzte Armee des Kaiserreichs erwartete. Die erbetene Audienz fand am 25. Oktober, Vormittags elf Uhr statt. Sie dauerte eine dreiviertel Stunde. General Changarnier versuchte dabei hartnäckig, wie man dies zunächst auch kaum anders erwartete, das Schicksal der Festung von dem der Armee zu trennen. Nur für die Armee allein beantragte er die Anknüpfung von Unterhandlungen. Ein solches Ansinnen wies Prinz Friedrich Carl, wenn auch mit aller persönlichen Rücksicht für den General, so doch auch mit Entschiedenheit zurück. Er bewilligte indessen die Zusammenkunft seines Chefs des Generalstabes mit einem General der französischen Armee. Diese Zusammenkunft ward auf denselben Abend um sechs Uhr festgesetzt und das Schloß Frescaty als Ort gewählt. Damit endete die erste Verhandlung. In Frescaty traf der Chef des Generalstabes der Armee vor Metz den französischen Divisions-General de Ciffey, der in höflicher aber schroffer Weise um Mitteilung der Bedingungen bat, unter denen die Armee kapitulieren könne. Diese wurden ihm, wie sie bekannt sind, bezeichnet. Erneute Versuche seinerseits, Armee und Festung zu trennen, blieben erfolglos. Die Unterredung führte deshalb zu keinem Resultate, eine Basis für Fortsetzung der Verhandlungen wurde nicht gefunden, selbst eine erneute Zusammenkunft nicht verabredet. Nur die in den beiden feindlichen Armeehauptquartieren herrschenden Anschauungen waren aufgeklärt worden und dem Gegner volle Gewißheit gegeben, daß Seine Königliche Hoheit der Oberbefehlshaber keine andere Grundlage für die Einigung annehmen werde, als die gleichzeitige Übergabe von Armee und Festung. Um nun für alle Fälle vorbereitet zu bleiben, erhielten daher des Abends um acht Uhr die sieben Armeekorps telegraphische Weisung, am 26. früh auf einen feindlichen Angriff gefaßt zu sein. Der Morgen des 26. fand die Zernierungsarmee kampfbereit in ihren Positionen. Wie erwähnt, sollte gleichzeitig um Mittag dieses Tages die Einschiffung der IV. Infanteriedivision in Pont-a-Mousson beginnen. Die ersten Echelons setzten sich am Morgen dorthin in Marsch. Die Entfaltung der gesamten Kräfte der Armee in ihren für den Kampf auf das Sorgfältigste vorbereiteten Positionen konnte unter allen Umständen auf den Feind nur eine günstige Pression ausüben. Alles blieb drüben auch still. Nachmittags um drei Uhr ging dann ein Schreiben des Marschall Bazaine an. Seine Königliche Hoheit den Oberbefehlshaber im Haupt- Quartier Corny ein, welches den Ausdruck des Dankes für die dem General Changarnier gewordene Aufnahme und das Ansuchen um Gestattung einer abermaligen Unterredung der Generalstabschefs beider Armeen enthielt. Als Basis wurden nun auch französischerseits die am 25. dem General de Ciffey mitgeteilten Bedingungen angenommen und dem Prinzen Friedrich Carl die Bestimmung von Ort und Stunde für die Konferenz anheimgestellt. In Folge dessen trafen der französische Divisionsgeneral Jarras und Generalmajor von Stiehle. Abends um sechs Uhr im Schloß Frescaty zusammen und begannen nach Austausch der Vollmachten die Verhandlungen. Da die Grundlagen für diese, nämlich die Übergabe der französischen Armee und Festung, von vorn herein schon angenommen waren, so handelte es sich nunmehr hauptsächlich um die Detail Bestimmungen. General Jarras legte im Auftrage des Marschall Bazaine hierbei großen Wert darauf, daß den kriegsgefangenen französischen Offizieren gestattet würde, ihre Degen zu behalten. Er betonte diese Bestimmung als eine Ehrensache der französischen Armee. Ein Königlicher Befehl, welcher am 21. Oktober dem Oberkommando durch kriegsministerielles Reskript mitgeteilt worden war, beschränkte nun das Recht der Ober-Befehlshaber hierin und ordnete an, daß feindliche Offiziere, die eine solche Vergünstigung er fahren hätten, Seiner Majestät namhaft gemacht werden sollten…“

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