Feldmarschall August Neidhardt von Gneisenau

August Neidhardt von Gneisenau hat heute Geburtstag und das feiern wir Deutschen natürlich mit unserem Panzergetränk Met. Im sächsischen Schildau wurde unser Gneisenau 1760 geboren und befand sich seit 1785 im preußischen Dienst. Neben seinem Wirken als Generalstabschef Blüchers in den Befreiungskriegen gegen Napoleons und als Verteidiger der Festung Kolberg gegen die Gallier trat unser Gneisenau vor allem als preußischer Heeresreformer in Erscheinung. Unser Clausewitz sagt uns nun, was es mit der preußischen Heeresreform in groben Zügen so auf sich hat:

„Der Tilsiter Friede vollendete die Übel, indem er der Größe der Armee schimpfliche Grenzen setzte. Sie durfte nicht stärker als 42,000 Mann sein, deren Waffenverhältnisse untereinander sogar vom Feinde vorgeschrieben waren. So war also binnen Jahresfrist der glänzende Militärstaat Preußen, an welchem alle Militär- und Kriegsfreunde sich geweidet hatten, verschwunden; an die Stelle der Bewunderung waren Tadel und Vorwürfe, an die Stelle der Huldigung oft Demütigung getreten. Der Geist der Armee war eine niederdrückende Traurigkeit. Kein wohltuender Blick in die Vergangenheit war möglich, keine Hoffnung für die Zukunft war vorhanden und auch das letzte, woran sich ihr Mut hätte aufrichten können, das Vertrauen zu einzelnen Führern, fehlte ganz; denn keiner hatte in dem kurzen Kriege sich bis zu einer eminenten Stelle erheben können, und die wenigen, welche sich ausgezeichnet hatten, teilten die Stimmen ganz verschiedener Parteien. Bei diesem unterdrückten Geist der Armee, bei dem gesunkenen Wohlstand des Staates, den zerrütteten Finanzen, bei der gebieterischen Einschränkung von außen her und einer Partei von Mutlosen im Innern, die sich allen energischen Maßregeln widersetzte, war es sehr schwer, die Zwecke zu erreichen, welche man sich vorsetzte. Die Armee sollte von neuem eingerichtet, ihr Mut sollte belebt, ihr Geist gehoben, alte Mißbräuche sollten ausgerottet und neben der Erzeugung und Ausbildung bis zu der im Traktat bestimmten Stärke sollte die Basis zu einer neueren, größeren Militärmacht gelegt werden, die einstens im entscheidenden Augenblick plötzlich emporsteigen sollte. Nach dieser Idee wurde in den wenigen Jahren des Friedens von 1808 bis 1811 unermüdlich gearbeitet. Die Armee sollte nach dem Traktat mit Frankreich stark sein: 24,000 Mann Infanterie, 6,000 Mann Kavallerie, 6,000 Mann Artillerie, 6,000 Mann Garde, Summa: 42,000 Mann. Es wurden diese in 6 Korps von allen Waffen geteilt, die man Brigaden nannte und jeder zu 6-7,000 Mann Stärke gab. Außerdem wurde der ganze Militärstand in drei Gouvernements – Preußen, Schlesien und die Mark mit Pommern – eingeteilt. Die Ergänzung der Armee bis auf 42,000 Mann hatte natürlich die wenigsten Schwierigkeiten. Die neue Form, in welche sie gebracht, und vorzüglich der neue Geist, welcher ihr eingeflößt werden sollte, hatten mit tausend Vorurteilen, mit dem üblen Willen und dem Interesse der einzelnen, mit Unbehilflichkeit, mit Trägheit und Gewohnheit zu kämpfen. Trotz diesen Hindernissen schritt man glücklich fort. Im Jahre 1809 hatte die Armee eine neue vollendete Verfassung, eine neue Gesetzgebung und neue Übungen, und man kann sagen, einen neuen Geist, der sie belebte. Sie war dem Volke näher gebracht, und man durfte hoffen, sie als eine Schule zur kriegerischen Ausbildung und Erziehung des Nationalgeistes zu betrachten. Ebenso glücklich wurden nach und nach die Schwierigkeiten überwunden, die sich dem erweiterten Fundamentalbau der ganzen Kriegsmacht Preußens entgegenstellten. Es wäre hier zu weitläufig, diese Schwierigkeiten weiter zu entwickeln oder alle die Mittel aufzuzählen, welche ergriffen wurden. Wir müssen uns begnügen zu sagen, daß hier nur ein unermüdliches Streben in Anwendung kleiner, unscheinbarer Mittel so, wie die Verhältnisse sie erlaubten, zum Zweck führen konnte. Die Hauptgegenstände waren: Um die Armee schnell vermehren zu können: das beständige Ausexerzieren von Rekruten, welche hierauf wieder entlassen wurden. Hierdurch stieg die Masse der ausgearbeiteten Leute im preußischen Staate binnen drei Jahren auf 150,000 Mann. Die Fabrikation der nötigen Gewehre. Es wurden Reparaturwerkstätten angelegt, die vorhandene Berliner Fabrik auf die Fertigung von 1,000 Stück neuen monatlich gebracht, eine neue Fabrik zu Neiße angelegt, und außerdem aus dem Österreichischen eine beträchtliche Menge eingekauft. Die Summe der Gewehre stieg dadurch in drei Jahren weit über 150,000. Fast die sämtliche Feldartillerie war verlorengegangen. Sie wurde aus den noch erhaltenen acht Festungen wiederhergestellt. Es befanden sich in diesen eine große Menge metallener Geschütze, welche umgegossen und durch eiserne ersetzt werden mußten. Die Werkstätte zu diesen Operationen sowie die Munitionsgießereien hatten neu etabliert werden müssen. In drei Jahren erhielt die Armee eine zahlreiche Feldartillerie für 120,000 Mann. Endlich mußten die acht Festungen von neuem instand gesetzt, versorgt und armiert werden. Diese Festungen waren als die Grundpfeiler der preußischen Monarchie zu betrachten, da die kleine Oberfläche derselben leicht so mit Feinden überschwemmt werden konnte, daß die Festungen allein wie Felsen im Meer von der Flut nicht mit fortgerissen wurden. Es kam also darauf an, mit diesen Festungen soviel als möglich von den Kriegskräften Preußens vor der Überschwemmung zu retten. Deshalb wurden bei Pillau und Kolberg, weil sie am Meer liegen, verschanzte Lager angelegt und in Schlesien, außer den weitläufigen Linien von Neiße, auch noch bei Glatz ein verschanztes Lager zur Aufnahme von Truppen und Streitmitteln bestimmt. In diesen vier Zufluchtsörtern Kolberg, Pillau, Neiße und Glatz sollten die noch unausgebildeten Streitmittel, sowohl an Menschen als Waffen und anderen Materialien, versammelt werden, um sie dem Feinde zu entziehen und im Falle der Not mitten im Kriege auszubilden. Auch diese Lager waren im Jahre 1812 vollendet. Jenes unermüdliche Streben und eine weise Ökonomie in Anwendung der noch vorhandenen, vorher kaum gekannten Hilfsmittel hatte also in vier Jahren die preußische Armee, welche nur 42,000 Mann stark war, so basiert, daß sie in wenig Monaten auf die Stärke von 120–150,000 gebracht werden konnte. Junge, kräftige, ihrer Fächer kundige Männer standen an der Spitze der verschiedenen Abteilungen. Die verderblichen Forderungen einer genauen Anciennität waren eingeschränkt, der tüchtige Mann, der, welcher sich im Kriege ausgezeichnet oder dem Staate viele Opfer gebracht hatte, war hervorgezogen und dem Ganzen nach und nach Liebe zu seiner neuen Verfassung und neues Vertrauen auf sich selbst, auf seinen inneren Wert gegeben worden. An diese neue Schöpfung schloß sich zur Vollendung des ganzen Kriegsstaats die Idee einer Landesverteidigung durch Landwehr und Landsturm an. Durch die erstere konnte die Armee selbst im Augenblick des Krieges vielleicht auf das Doppelte gebracht werden, wodurch die Verteidigung des kleinen Staates allein eine gewisse Selbständigkeit erhalten konnte…“

Selbst kommt unser Geburtstagskind natürlich auch bei seinem Wiegenfest zu Wort und so berichtet uns unser Geneisenau von der Schlacht bei Belle-Alliance:

„Es war bald fünf Uhr nachnittags. Das sehr schwierige Defilee von Sankt Lambert hatte den Marsch der preußischen Kolonnen beträchtlich aufgehalten, so daß vom IV. Armeekorps erst zwei Brigaden in ihrer verdeckten Aufstellung angekommen waren. Den Augenblick der Entscheidung war eingetreten und keine Zeit zu verlieren. Die preußischen Feldherren ließen den Augenblick der Entscheidung war eingetreten und keine Zeit zu verlieren. Die preußischen Feldherren ließen den Augenblick nicht entschlüpfen; sie beschlossen ungesäumt den Angriff mit dem, was zur Hand war, und so brach General Bülow mit zwei Brigaden und einem Korps Kavallerie plötzlich vor, gerade im Rücken des feindlichen rechten Flügels. Der Feind verlor die Besonnenheit nicht. Er wandte auf der Stelle seine Reserven gegen uns, und es begann ein mörderischer Kampf. Das Gefecht stand lange Zeit und ward mit gleicher Heftigkeit gegen die Engländer fortgesetzt. Ungefähr um sechs Uhr abends traf die Nachricht ein, daß General Thielmann mit dem III. Armeekorps bei Wavre von einem beträchtlichen feindlichen Korps angegriffen sei und daß man sich bereits um den Besitz der Stadt schlage. Der Feldmarschall ließ sich jedoch hierdurch nicht erschüttern; vor ihm lag die Entscheidung des Tages und nicht anderswo; nur ein gleich heftiger, mit immer frischen Truppen fortgesetzter Kampf konnte den Sieg gewinnen, und wenn hier der Sieg gewonnen ward, so ließ sich jeder Nachteil bei Wavre leicht verschmerzen. Daher blieben alle Kolonnen in Marsch. Es war halb acht Uhr, und noch stand die Schlacht; das ganze vierte Armeekorps und ein Teil des zweiten unter dem General Pirch war nach und nach angekommen. Die Franzosen fochten wie Verzweifelte; allmählich bemerkte man jedoch schon Unsicherheit in ihren Bewegungen und sah, wie mehreres Geschütz schon abgefahren ward. In diesem Augenblicke erschienen die ersten Kolonnen vom Armeekorps des Generals Zieten auf ihrem Angriffspunkte beim Dorfe Smouhen in des Feindes rechter Flanke und schritten auch sogleich frisch ans Werk. Jetzt war’s um den Feind geschehen. Von drei Seiten ward sein rechter Flügel bestürmt; er wich; im Sturmschritt und unter Trommelschlag ging’s von allen Seiten auf ihn ein, indem sich zugleich die ganze britische Linie in Bewegung setzte. Einen besonders schönen Anblick gewährte die Angriffsseite des preußischen Heeres. Das Terrain war hier terrassenartig gebildet, so daß mehrere Stufen Geschützfeuer übereinander entwickelt werden konnten, zwischen denen die Truppen brigadenweise in der schönsten Ordnung in die Ebene hinabstiegen, während sich aus dem hinten auf der Höhe liegenden Walde immer neue Massen entfalteten. Mit dem Rückzug des Feindes ging es noch so lange erträglich, bis das Dorf Plancenoit in seinem Rücken, das die Garden verteidigten, nach mehreren abgeschlagenen Angriffen und vielem Blutvergießen endlich mit Sturm genommen war. Nun wurde aus dem Rückzuge eine Flucht, die bald das ganze französische Heer ergriff und immer wilder und wilder alles mit sich fortriß. Es war neuneinhalb Uhr. Der Feldmarschall versammelte jetzt die höheren Offiziere und befahl, daß der letzte Hauch von Mensch und Pferd zur Verfolgung aufgeboten werden sollte. Die Spitze der Armee beschleunigte ihre Schritte. Rastlos verfolgt, geriet das französische Heer bald in eine völlige Auflösung. Die Chaussee sah wie ein großer Schiffbruch aus. Sie war mit unzähligen Geschützen, Pulverwagen, Fahrzeugen, Gewehren und Trümmern aller Art wie besät; aus mehr als neun Biwaks wurden diejenigen, die sich einige Ruhe hatten gönnen wollen und keine so schnelle Verfolgung erwartet hatten, vertrieben; im einigen Dörfern versuchten sie zu widerstehen; doch sowie sie die Trommeln und Flügelhörner hörten, flohen sie oder warfen sich in die Häuser, wo sie niedergemacht oder gefangen wurden… Der ganze Marsch war ein stets Aufstöbern des Feindes in den Dörfern und Getreidefeldern. In Genappe hatte sich der Feind mit Kanonen, umgeworfenen Munitionswagen und Fahrzeugen verbarrikadiert; als wir uns näherten, hörten wir plötzlich ein Lärmen und Fahren im Orte und erhielten sogleich vom Eingange her ein starkes Gewehrfeuer; einige Kanonenschüsse, ein Hurra – und die Stadt war unser! … Im wildesten Durcheinander haben kaum 40,000 Mann als Rest der ganzen Armee, zum Teil ohne Gewehre, sich durch Charleroi gerettet mit nur 27 Geschützen seiner ganzen zahlreichen Artillerie. Bis weit hinter seine Festungen ist der Feind geflohen, den einzigen Schuß seiner Grenzen, die jetzt unaufhaltsam von unseren Armeen überschritten werden. Um drei Uhr nachmittags hatte Napoleon einen Kurier nach Paris vom Schlachtfelde mit der Nachricht abgefertigt, daß der Sieg nicht mehr zweifelhaft sei; einige Stunden später hatte er keine Armee mehr. Eine genaue Kenntnis des feindlichen Verlustes hat man noch nicht; es ist genug, wenn man weiß, daß zwei Drittel der feindlichen Armee erschlagen, verwundet und gefangen wurden, unter anderen die Generale Monton, Duhesme und Compans, und daß bis jetzt schon 300 Geschütze und über 500 Patronenwagen in unseren Händen sind… Im Mittelpunkt der französischen Stellung, ganz auf der Höhe, liegt eine Meierei, la Belle Alliance genannt; wie ein Fanal ist sie ringsumher sichtbar; dorthin war der Marsch aller preußischen Kolonnen gerichtet. Auf dieser Stelle befand sich Napoleon während der Schlacht; von hier aus gab er seine Befehle; von hier aus wollte er den Sieg erringen, und hier entschied sich seine Niederlage…“

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