Angelika Kauffmann

Den Geburtstag von unserer großen deutschen Malerin Angelika Kauffmann feiern wir heute. Diese wurde nämlich 1741 in Chur geboren. Mit Ausnahme von etwas Herzeleid durch einen Heiratsschwindler, verlief das Künstlerleben unserer alten Meisterin in ruhigen Bahnen und führte sie nach England und Italien. Neben vielen Gemälden ihrer Zeitgenossen gibt es einige Sinnbilder und so manche klassische Sage und Geschichte zu sein. Klassizismus heißt auch die Kunstrichtung unserer Angelika Kauffmann und zu Ehren von deren Geburtstag suche ich mir einige schöne Werke aus. Zu Lesen gibt es bei unserer kleinen Werkschau auch etwas und zwar Eduard Engels‘ Buch „Angelika Kauffmann“, worin wir Leben und Schaffen unserer Künstlerin niedergeschrieben finden: https://archive.org/details/bub_gb_DI05AAAAMAAJ

„Der Aufenthalt in Schwarzenberg dauerte aber nicht lange. Kaum war die Pfarrkirche mit Decken- und Wandgemälden geschmückt, so trat der Graf von Montfort über die Schwelle, sah die Arbeit, sah Angelika und war in derselben Weise enthusiasmiert wie vorher der Mailänder Hof. Auf seine Bitten – ich folge der Sternbergschen Darstellung – reisten Vater und Tochter nach Montfort, und wohnten daselbst auf dem gräflichen Schlosse. Jetzt fing wieder ein rechtes Rokokoleben an. Der Bischof von Konstanz kam nach Montfort, und mit ihm kamen viele geistliche und weltliche, gelehrte und ungelehrte Herren, die es alle sehr ersprießlich fanden, mit dem jungen schonen Mädchen über Kunst zu plaudern. Gemalt wurde wenig, und das Wenige geriet nicht allzu gediegen. Was fragten jedoch die eleganten Kavaliere nach Kunstwerken, ihnen genügte die Künstlerin. Wollte Angelika Studien zu historischen Bildern machen, so verschwand rasch ein junger Baron und erschien im Kostüme Franz‘ I., ein Ordensritter spannte die prallen Glieder in Tricots, warf die Zither über die Schulter und stand dem Malerkinde als Troubadour mit sehr beredten Blicken gegenüber. Überall historische Musterbilder. Welche Menge Eginhardts, Egmonts, Konradins – sie traten aus jedem Saal, aus jedem Kabinett hervor: man hatte unter ihnen die Wahl. Aber auch Apostel, Märtyrer, wundersam ausgedörrte Anachoreten erschienen; Engel mit Palmzweigen und in Lilienkronen ließen nicht auf sich warten. Das alte Schloß von Montfort wurde ein Kunstfigurenkabinett eigener Art. Es wimmelte darin von berühmten Verstorbenen, durch alle Kammern liefen Visionen, besonders zahlreich war die heidnische Mythologie vertreten. Die Biographen unserer Künstlerin sagen ein stimmig, daß sie in der Periode ihrer eben erblühten Schönheit mancherlei Anfechtungen zu bekämpfen gehabt und von ihrem schwachen Vater nicht eben wirksam gestützt worden sei. Man würde aber den seelischen Feingehalt eines Wesens wie Angelika bedenklich unterschätzen, wollte man annehmen, daß die adeligen Halbbauern auf Montfort, deren plumpe Hand allen Schmetterlingsstaub von den Flügeln des Rokokolebens entfernte, ihre Tugend oder auch nur ihren Geschmack in eine ernstliche Versuchung geführt hätten. In einer Schäfergesellschaft französischen Zuschnitts wäre Angelika vielleicht für den Lebensgenuß gewonnen worden, auf Montfort mußte ihr die Nichtigkeit dessen, was sie erlebte, nur noch größere Sehnsucht einflößen, das zu gestalten, was sie träumte. Und Angelika träumte von Italien, träumte von den Idealen der Meister, die sie dort studiert hatte, träumte von ehrlichem, großem Ruhm, den sie allein durch ihre Leistungen verdienen wollte. Vater, sagte sie eines Tages, das Dasein, das wir hier führen, ist unser nicht würdig. Die Kunst ist nicht dazu da, großen Herren den Hof zu machen, und es kann unmöglich Sache der Künstler sein, großen Herren als Spielzeug ihren Launen zu dienen. Komm und laß uns sehen, ob wir uns nicht auf eine minder demütigende Weise durchs Leben bringen können! Der alte Kauffmann, der sich die neun Musen nun einmal bloß als Kammerzofen zahlungsfähiger Herrschaften denken konnte, schüttelte zwar bedenklich den grauen Kopf zu den vermessenen Worten seines Wunderkindes, aber da er das Leben auf der Walze gewohnt war, so nahm er die Gelegenheit, wieder einmal ein wenig vagieren zu dürfen, auch nicht eben ungern wahr, – das um so weniger, als die Reise diesmal bis nach Rom und Neapel hinunter gehen sollte. Angelika, hochsinnig wie sie war, und dabei verlassen trotz aller Gönnerschaft, die sie fand, hatte sich nämlich folgenden Plan zurechtgelegt: Da sie wohl fühlte, wie unzulänglich ihr Können noch immer war, so wollte sie der Reihe nach alle Schulen Italiens studieren, um von jeder einzelnen das zu entlehnen, was sie für ihre Zwecke am besten brauchen konnte. Hier wollte sie die Zeichnung, dort die Farbe, dort die Komposition, dort das Helldunkel lernen und durch Verschmelzung der höchsten Vorzüge der berühmten Alten womöglich noch größer werden, als diese selbst. Der Eklektizismus, dem sich alle vom Rokoko unbefriedigten Maler ihrer Zeit, voran der berühmte Anton Raphael Mengs, zuwandten, schien auch ihr die einzige Zufluchtstätte und Rettung in höchster Not zu sein…“

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